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HochwasserschutzNeue Betonmauer auf dem Werder

Die Hochwassermauer ist fertig. Zukünftig soll sie den Magdeburger Werder vor Hochwasser mit einem Pegel von 7,80 Metern schützen.

Von Michaela Schröder 08.08.2017, 01:01

Magdeburg l Oberbürgermeister Lutz Trümper hat die Hochwasserschutzanlagen in der Zollstraße und in der Turmschanzenstraße offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Ebenfalls anwesend waren Klaus Rehda, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt, Hans-Werner Uhlmann, stellvertretender Direktor des Landesbetriebs Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) Sachsen-Anhalt, sowie Magdeburgs Baubeigeordneter Dieter Scheidemann. Bauherrin ist in beiden Straßen die Stadt. In die beiden Hochwasserschutzwände wurden etwa 10,6 Millionen Euro investiert. „Die Kosten wurden zu 100 Prozent vom Landesverwaltungsamt gefördert“, teilte die Stadt in einer offiziellen Mitteilung mit.

Die Anlage in der Zollstraße ist etwa einen Kilometer lang und verläuft von der Zollbrücke bis zum Nordbrückenzug, Markgrafenstraße. Die Stahlbetonwand bietet Schutz vor Strom- und Alter Elbe. Über die gesamte Länge verläuft sie landseitig mit einer gleichbleibenden Wandhöhe von 1,30 Metern. Zudem wurde dort der angrenzende Gehweg neu angelegt und 70 Kaiserlinden gepflanzt. Die Kosten betragen etwa sechs Millionen Euro.

Erstmals kamen beim Bau einer Hochwasserschutzanlage in Sachsen-Anhalt Glaselemente zum Einsatz, betonte Hans-Werner Uhlmann. In die Stahlbetonwand wurden sechs Glaswandsysteme als „Elbblick“ integriert.

Für ein zusätzliches Glaselement für die Hochwasserschutzwand in der Zollstraße übernahm ein Sponsor, der persönlich auf die Stadt zugekommen war, die Kosten von 24 367,32 Euro. Lutz Trümper befürwortete das private Engagement.

Magdeburgs Oberbürgermeister kann sich noch gut an das Hochwasser 2013 erinnern. Die Situation auf dem Werder war besonders dramatisch. Zehntausende Sandsäcke wurden verbaut, um die Elbinsel vor den Fluten des Hochwassers zu schützen.

In Zukunft müssten keine 3000 Personen den Werder mit Sandsäcken verteidigen, da es einen permanenten Hochwasserschutz gibt. Ende 2014 wurde mit der Baumaßnahme in der Zollstraße begonnen. Rund 100 Linden mussten auf der Elbinsel Werder für den Hochwasserschutz weichen. Das Umweltamt genehmigte offiziell den Kahlschlag.

Die Behörde argumentierte, dass die teils 100 Jahre alten Bäume die Bauarbeiten nicht überstehen würden, 40 Prozent seien bereits vorgeschädigt. Gegner der Abholzung hatten u. a. mit einem eigenen Gutachten zu belegen versucht, dass ein Erhalt der Linden trotz des Mauerbaus möglich sei. Bis zuletzt hatten Magdeburger versucht, die Linden vor der Kettensäge zu retten.

Ein Rammhindernis im Mai 2015 verzögerte erst mal die Arbeiten, deren Abschluss daraufhin erst auf das Frühjahr 2016 und dann auf Ende 2016 verlegt wurde.

Den Bauarbeitern in der Zollstraße wurde von den Anwohnern gründlich auf die Finger geschaut. Kaum ruhten die Arbeiten, klingelte das Volksstimme-Lesertelefon. Denn nicht nur das Rammhindernis verzögerte den Bau, auch fehlende Mitarbeiter der ausführenden Firmen ließen die Arbeiten stagnieren, wie Lutz Trümper erzählte.

Die Hochwasserschutzwand in der Turmschanzenstraße verläuft zwischen Anna-Ebert-Brücke und dem Ministerium für Arbeit und Soziales. Die Wandhöhe variiert dort entsprechend der Geländetopografie zwischen 1,30 und 0,60 Meter – das Gelände steigt von Süd nach Nord. Wie in der Zollstraße wurden Glaselemente verbaut, um einen Blick auf die Elbe zu ermöglichen. An den Durchgängen wurden Klapptafeln verbaut, die im Hochwasserfall mit Hilfe von sogenannten Gasdruckfedern aufgestellt und manuell verspannt werden. Der Gehweg wurde auch dort bereits neu angelegt. Die Bepflanzung ist für den kommenden Herbst vorgesehen. Die Gesamtkosten liegen bei etwa 4,6 Millionen Euro.

Derzeit erfolgen zudem noch Arbeiten an der Hochwasserschutzwand in der Oststraße, für die der LHW Bauherr ist. Die Kosten liegen dort bei etwa 3,7 Millionen Euro.

„Es fehlen noch 150 Meter, die bis zum Oktober dieses Jahres ergänzt werden sollen“, so die Stadt. Hintergrund der Bauverzögerung sind die weiteren Arbeiten am dortigen Wirtschaftsgebäude. Die Arbeiten erfolgen in beengten Verhältnissen. Die erforderliche Technik kann nicht in dem sonst gewohnten Maß eingesetzt werden. Zudem gab es Unstimmigkeiten mit dem dortigen Eigentümer.

Der von der Stadt einberufene Fototermin zur Übergabe der Hochwasserschutzanlage Werder sorgte unterdessen bei Teilnehmern der Gemeinwesenarbeit (GWA) Werder und den für den Stadtteil zuständigen Hochwasserbeauftragten Gerald und Sebastian Rühmann für Irritationen. Die Stadtteilvertreter kritisierten, dass sie keine Einladung erhalten hätten und nicht über den Termin informiert worden seien. Baubeigeordneter Dieter Scheidemann erklärte auf Nachfrage der Volksstimme, dass es sich lediglich um einen kurzfristig angesetzten Termin für die Medien gehandelt habe. „Im Zuge der Hochwasserereignisse im Harz wollten wir über den aktuellen Stand der Hochwasserschutzmaßnahmen in Magdeburg informieren. Unsere wichtige Botschaft ist, dass der Werder geschützt ist“, so Scheidemann. Der Beigeordnete bedankte sich in diesem Zuge für die bisherige gute Zusammenarbeit und den konstruktiven Austausch mit den Stadtteilvertretern.

Neben den Anwohnern auf dem Werder und in Brückfeld war auch das Wohngebiet des sogenannten Speichers Buckau von dem Hochwasser 2013 besonders stark betroffen. Seitdem erarbeitete die Landeshauptstadt Magdeburg gemeinsam mit der Landesregierung und dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz Maßnahmen zur Sicherung der Stadtteile im Falle eines erneuten Hochwassers.

Die Hochwasserschutzanlage in Buckau mit einer stationären Stahlbetonwand und mobilen Elementen an den Wegquerungen wurde im April dieses Jahres eingeweiht.