Abriss 47 Magdeburger Denkmale aus Liste gelöscht
Von den rund 2500 Kulturdenkmalen in Magdeburg wurden in den vergangenen zehn Jahren 47 aus der Liste gelöscht.
Magdeburg l Von den allermeisten Gebäuden, die zwar in Magdeburg denkmalgeschützt waren, für die aber doch eine Abrissgenehmigung erteilt wurde, ist nichts mehr übrig geblieben. Nicht so beim ehemaligen Stadtbad (Wilhelmsbad) am Damaschkeplatz in der Maxim-Gorki-Straße. Für das Bad wurde zwar eine Abrissgenehmigung erteilt, allerdings „rettete“ die Stadt Magdeburg damals per Vertrag Teile der gusseisernen Tragkonstruktion. Sie wurden bei der Gestaltung des Buga-Geländes, jetzt Elbauenpark, mit verbaut und sind am Kleinen Cracauer Anger zu sehen.
Die Fraktion der Gartenpartei im Stadtrat hatte sich kürzlich über die Reste des alten Stadtbades per Anfrage erkundigt und wollte auch gleich wissen, wie viele Baudenkmale in Magdeburg in den vergangenen zehn Jahren der Abrissbirne zum Opfer gefallen sind.
Laut Denkmalschutzverzeichnis gibt es im Magdeburger Stadtgebiet rund 2500 Denkmale und Baudenkmale. Anfang der 1990er Jahre wurde die Liste erstmals erstellt, 2009 dann aktualisiert. Am 30. Januar 2018 legte die Baubehörde in der wöchentlichen Dienstberatung des Oberbürgermeisters eine Liste mit 47 Kulturdenkmalen vor, die in den vergangenen zehn Jahren aus dem Denkmalverzeichnis „gelöscht“ wurden.
Für 22 dieser Denkmale habe die obere Denkmalschutzbehörde — sie ist beim Land Sachsen-Anhalt angesiedelt — die Abrissgenehmigungen erteilt. Für zehn Baudenkmale hat die Stadt Magdeburg als untere Denkmalschutzbehörde den Abriss genehmigt. Bei 14 Denkmalen habe eine Überprüfung ergeben, dass die Gebäude keinen wirklichen Denkmalwert mehr haben. Und ein Denkmal wurde aus der Liste gestrichen, weil es verschwunden ist. Dabei handelt es sich um einen Wegweiser im Diesdorfer Graseweg, so Baubeigeordneter Dieter Scheidemann.
Für die erteilten Abrissgenehmigungen sei entweder ausschlaggebend gewesen, dass die unveränderte Erhaltung des Kulturdenkmals den Eigentümer vor unzumutbare Belastungen gestellt hätte oder aber, dass von den Gebäuden Gefahren für die öffentliche Sicherheit ausgegangen seien und die einzige Möglichkeit der Gefahrenabwehr in der Beseitigung des Kulturdenkmals bestanden habe.
In diesem Zusammenhang wies Scheidemann darauf hin, dass es sich bei den abgebrochenen Kulturdenkmalen in vielen Fällen um Gebäude gehandelt habe, die bereits vor oder kurz nach 1990 ungenutzt waren. Auch konnte für diese Gebäude in den Folgejahren keine neue Nutzung gefunden werden. Die Folge: Sie sind verfallen. So etwa bei alten Fabrikgebäuden oder beim berühmten „Langen Heinrich“, dem Sket-Schornstein an der Dodendorfer Straße.
Die Anzahl von über 2500 Kulturdenkmalen, die in den frühen 1990er Jahren in das Denkmalverzeichnis der Stadt Magdeburg aufgenommen wurden, würde nach heutigen Bewertungskriterien des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt mittlerweile kritisch gesehen. Diese veränderte Haltung der Landesbehörde erkläre auch, warum 14 Denkmale nach der Überprüfung ihres Denkmalwerts im Jahr 2008 später dann aus dem Magdeburger Denkmalverzeichnis gestrichen worden seien, so der Baubeigeordnete.
In ihrer Anfrage wollte die Gartenpartei dann auch gleich noch wissen, was aus dem Grundstück Sternstraße 2 geworden ist. Im Frühjahr 2014 wurde das völlig heruntergekommene Gründerzeitgebäude in der Sternstraße abgerissen. Zurückgeblieben ist eine unschöne Baulücke.
Aktuell gebe es kein konkretes Bauvorhaben für das unbebaute Grundstück. Die Schwierigkeit: Bei der Bebauung dieser Lücke sind planungs- und denkmalrechtliche Vorgaben zu beachten. Für das Quartier rund um den Hasselbachplatz gibt es Bauauflagen, die darauf abzielen, den architektonischen Charakter dieses südlichen Stadtzentrums von Magdeburg zu erhalten.
Und hier die Übersicht über die in Magdeburg aufgegebenen Kulturdenkmale seit dem 1. Januar 2008
Löschung nach Prüfung der Denkmaleigenschaft:
- Alt Diesdorf 10, Wohnhaus
- Anstaltstraße 8, Wohnhaus
- Große Diesdorfer Straße 201 c/Spielhagenstraße 14, Wagenhalle
- Industriestraße 5, 6, Fabrik
- Kleine Schulgasse 3, Wohnhaus
- Magdeburger Straße 11 u. 47, Wohnhäuser
- Nonnenwerder 8, Lager
- Olvenstedter Straße 43 a, Wohnhaus
- Rothenseer Straße 4, Wohnhaus
- Schäfferstraße 24, 24 a, Wohnhaus
- Schilfbreite 2, Fabrik
- Schönebecker Straße 113, Wohn- und Geschäftshaus
Feststellung fehlender Denkmalwert:
- Zum Engel, Beyendorf Friedhof
Abbruchverfügung durch die Stadt Magdeburg:
- Alt Westerhüsen 155, Wohnhaus
- Helmstedter Straße 4, 5, Wohnhaus
- Klosterbergestraße 19, Wohnhaus Leipziger Straße 30, Wohnhaus
- Lüneburger Straße 22, Wohn- und Geschäftshaus
- Marienstraße 20, Fabrik Sket, Montagehalle III
- Sieverstorstraße 42, Wohnhaus
- Wasserkunststraße 21 u. 22, Wohnhäuser
- Wolfenbütteler Straße 51, Wohnhaus
Ungenehmigte Entfernung vom Standort:
- Diesdorfer Graseweg, Wegweiser
Abbruchgenehmigung durch die Obere Denkmalschutzbehörde:
- Blankenburger Straße 58-70, Fabrik
- Burchardstraße 19, 21, Brauerei
- Burchardstraße 22, Schule
- Friedhofstraße, Salbke, Kapelle
- Große Diesdorfer Straße 41, Stift (Kahlenberg-Stiftung)
- Im Winkel 2, Wohnhaus
- Leipziger Straße 32, Wohnhaus
- Leipziger Straße 53, Wohnhaus
- Lübecker Straße 128, Villa
- Lübecker Straße 130, Wohnhaus
- Marienstraße 20, Fabrik Sket, Schornstein
- Mittagstraße 22, Wohn- und Geschäftshaus
- Olvenstedter Straße 72, Wohnhaus
- Pechauer Straße 39, Toilettenhaus
- Ritterstraße 12, 13, 14, 15, Fabrik
- Schleinufer 24 m, Brauerei-Niederlage
- Sternstraße 2, Wohnhaus
- Turmschanzenstraße, Uferbefestigung
- Weinbergstraße 33, Wohn- und Geschäftshaus
- Weinbergstraße 34, Wohnhaus
- Zollstraße 16, Villa „Adolf Mittag“ Zuckerbusch, Verwaltungsgebäude