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Marode Bauwerke Alarm für die Brücken auf dem Magdeburger Ring

An der Ringbrücke über die Wiener Straße in Magdeburg zeigen sich Risse im Beton. Die Schäden sind derart, dass eine Sanierung unmöglich ist. Ein Neubau muss her.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 01.06.2021, 00:30
Die Ringbrücke an der Wiener Straße in Magdeburg ist in einem schlechten Zustand. Die feinen Risse, die die Wand überziehen, bereiten den Fachleuten Sorgen.
Die Ringbrücke an der Wiener Straße in Magdeburg ist in einem schlechten Zustand. Die feinen Risse, die die Wand überziehen, bereiten den Fachleuten Sorgen. Foto: Martin Rieß

Magdeburg - Baustellen und kein Ende: Noch haben mehrere Großbaustellen auf den Straßen Magdeburg im Griff – und schon deuten sich die nächsten an. Dieses Mal geht es um die Brücken des Magdeburger Rings. Das Baudezernat hat die über die Wiener Straße untersucht. Es ist dabei zu erschreckenden Ergebnissen gekommen, die jetzt in einem Papier für den Stadtrat aufgelistet worden sind.

Die aus zwei Teilen bestehende Brücke wurde im Jahr 1974 gebaut und weist gravierende Mängel auf. Dies hat nicht unbedingt etwas mit dem Alter und auch kaum etwas mit einer mangelnden Pflege zu tun, sondern bereits mit dem beim Bau verwendeten Materialien.

Betonkrebs und maroder Stahl

Zum einen schlägt der sogenannte Betonkrebs zu. Bei diesem zersetzt sich das Material durch eine chemische Reaktion im Laufe der Zeit und der Beton zerbröselt. Das zweite Problem stellt der verwendete Stahl dar, der bis Anfang der 1990er Jahre zum Einsatz kam. Für die hier auftretende sogenannte Spannungskorrosion finden die Experten aus der Bauverwaltung drastische Worte. Da sich der Riss eines betroffenen Metallstücks nicht ankündigt, heißt es in dem vom Baudezernent Jörg Rehbaum unterzeichneten Papier: „Die Zeit bis zum vollständigen Durchreißen des Bauteils, also bis zum Versagen, kann zwischen Minuten und mehreren Jahrzehnten liegen.“ Dabei konnten die Experten zunächst nur an der Oberfläche der Brücke die Lage beurteilen. Unklar ist so, wie viel Schäden aufsteigende Feuchtigkeit im Inneren verursacht hat.

Da in der Brücke viele korrosionsbedrohte Metallteile verbaut sind, sieht das Baudezernat zwar keine akute Gefahr. Wohl aber muss schnell etwas passieren: Ein Neubau muss her. Mit Planungen, Ausschreibungen und dem eigentlichen Bau dürfte das bis zu fünf Jahre dauern.

Wasser schadet der Brücke

Keine Option ist dabei die Sanierung der Brücke: Um beispielsweise die Risse im Beton bis tief in das Bauwerk auszubessern, müsste feuchtes Material eingebracht werden. Und das wiederum würde den Betonkrebs am umgebenden alten Beton weiter vorantreiben. Und auch die Stahlbewehrung im Inneren ließe sich mit einer Sanierung kaum in ihrem Verhalten verändern.

Wie hoch die Kosten auf dem Bau in Jahren liegen werden, ist schwer abzuschätzen. Doch das Baudezernat nennt für den Fall Wiener Straße schon einmal eine grobe Hausnummer. Diese lautet: drei Millionen Euro.

Hohe Kosten sind absehbar

Dabei sind weitere Kosten schon jetzt absehbar. Denn fast alle Ringbrücken sind laut Baudezernat in dieser oder einer ähnlichen Weise gebaut worden. Für sie allesamt ist von Schäden in der Bausubstanz und von Defiziten in der „statisch-konstruktiven Ausbildung“ die Rede. Sprich: Selbst wenn die Bauwerke nach 45 Jahren noch wie neu wären – sie würden den heutigen Anforderungen zum Beispiel an die Verkehrssicherheit nicht mehr entsprechen. Die Schlussfolgerung aus der Magdeburger Stadtverwaltung: Es besteht auch an den anderen Brücken akuter Handlungsbedarf. Notwendig ist, dass Gutachter die einzelnen Brücken unter die Lupe nehmen und individuell deren Mängel und mögliche Gefahren herausarbeiten. Gegenübergestellt werden soll dann für die Brücken sowohl, wie lange sie noch genutzt werden können, als auch, ob sich eventuell bei ihnen doch eine Sanierung gegenüber einem Neubau lohnt.

Und dann werden Stadtverwaltung und Stadtrat ihr Tun haben: Woher sie nämlich die Millionen Euro für den Ringbrückenbau nehmen wollen und wie ein Verkehrschaos verhindert werden soll.

An einer Stelle ist bereits  ein großer Betonbrocken aus dem Mauerwerk herausgebrochen.
An einer Stelle ist bereits ein großer Betonbrocken aus dem Mauerwerk herausgebrochen.
Foto: Martin Rieß