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Ampelmännchen Rot für Magdeburgs Ampelfrau verwundert

Eine Rückkehr der Ampelfrau nach Magdeburg hat die Stadtverwaltung ausgeschlossen. Andere Städte zeigen durchaus Fantasie bei Ampeln.

Von Stefan Harter 21.05.2020, 01:01

Magdeburg l Nein, eine Rückkehr der Magdeburger Ampelfrau könne es leider nicht geben, hatte Magdeburgs Verkehrsbeigeordneter Dieter Scheidemann erst kürzlich bekräftigt. 2018 war die an drei Ampeln in der Innenstadt arbeitende Dame außer Dienst gestellt worden. Nicht regelkonform hieß es damals wie heute. Dabei liege es nicht am Unwillen der Ottostadt, wie diese betont, sondern an Vorgaben des Landesverwaltungsamtes. Andere Landesbehörden sind bei der Auslegung der geltenden Regeln offenbar kulanter, wie folgende Beispiele zeigen.

Der „Heiner“ gilt als Inbegriff des echten Darmstädters, der auch den Dialekt sprechen kann. Seit kurzem fordert der kleine Heinerbub mit Ballonmütze in Rot die Fußgänger zum Stehen auf. Seine kleine, bezopfte Schwester leuchtet in Grün und soll den Fußgängern beim sicheren Straßenüberqueren in der Darmstädter Innenstadt helfen.

Zum 50. Geburtstag der Mainzelmännchen entstand in ihrer „Heimatstadt“ Mainz die Idee, eine Ampel mit den sympathischen Markenzeichen des ZDF auszustatten. 2016 wurde das erste Exemplar eingeweiht. Mittlerweile sind weitere Ampeln mit den Figuren ausgerüstet und zu „Besuchermagneten“ geworden, wie die Stadt Mainz auf ihrer Website selbst stolz verkündet.

An einer Kreuzung in Alt-Sachsenhausen leuchtet das Stadtoriginal „Fraa Rauscher“ wechselweise rot und grün für die Fußgänger. Die Marktfrau geht auf das berühmte Apfelweinlied zurück, das auf dem 1887 uraufgeführten Volksstück „Alt-Frankfurt“ von Adolf Stolze basiert. Darin wird die Geschichte der Frau aus der Klappergasse besungen. In Frankfurt weist sie auch den Fußgängern grün leuchtend mit beschwingtem Gang und Krug in der Hand den Weg über die Straße.

Der „King of Rock’n’Roll“ regelt im Wetteraukreis in zwei Städten als Ampelmännchen den Verkehr. Bei Rot erscheint Elvis Presley (1935-1977) in Bad Nauheim mit ausgebreiteten Armen, bei Grün im lässigen Gang. Der „King“ hat eine Gitarre dabei, auch seine Tolle ist erkennbar. Friedberg hat mehrere Ampeln mit dem „King“: Bei Rot steht er am Mikrofon, bei Grün zeigt er seinen berühmten Hüftschwung. Der legendäre US-Musiker war von Oktober 1958 bis März 1960 als Soldat in Friedberg stationiert und wohnte während dieser Zeit in Bad Nauheim.

Schwul-lesbische Ampelpärchen fordern zum Stehen oder Gehen an einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Frankfurts auf. Die Männer- und Frauenpaare an der Konstablerwache sollen für Toleranz und Vielfalt stehen. Ursprünglich wurden die Ampelmännchen nur anlässlich des Christopher Street Days (CSD) aufgestellt. Seit dem Jahr 2018 sind sie dauerhaft im Einsatz.

In Fulda leuchtet ein Heiliger in Rot und Grün an Fußgängerampeln: Die osthessische Bischofsstadt hat den heiligen Bonifatius als Ampelmännchen montiert. An dem Verkehrszeichen nahe dem Dom streckt der rote Bonifatius warnend sein Kreuz empor - ähnlich wie am Denkmal in der Stadt am Bonifatiusplatz. Bei Grün marschiert der „Apostel der Deutschen“ mit seinem Hirtenstab los.

Anlässlich des 200. Geburtstags des Schriftstellers Theodor Fontane schaltete seine Geburtsstadt Neuruppin die Ampeln rund um sein Denkmal mit seinem Abbild auf Grün. Obwohl das Fontane-Jahr 2019 längst vorbei ist, wurde die Aktion verlängert. Landkreis und Bürgermeister hatten sich dafür erfolgreich eingesetzt.

In Erfurt gibt es gleich mehrere unterschiedliche Motive zu entdecken. Ein Bäcker, ein Ampelmädchen mit Herz und ein Wanderer leuchten unter anderem von den Ampeln der Stadt. Sie sind Überbleibsel aus DDR-Tagen.

In Trier wurde anlässlich des 200. Geburtstags von Karl Marx eine Ampel mit seiner Silhouette angeschaltet. Rauschebart und Gehrock sind gut zu erkennen, ein Künstler hat das Motiv entworfen.

Im niedersächsischen Emden kommt es im Juni 2019 zu einem Massenauflauf, als eine ganz besondere Ampel eingeweiht wird. Der wohl berühmteste Sohn der Stadt, Otto Waalkes, ist darauf in seiner typischen Gangart zu sehen und lässt es sich natürlich nicht nehmen, sie persönlich einzuweihen.

Wer könnte wohl in Hameln auf der Ampel zu sehen sein? Natürlich, der sagenhafte Rattenfänger spielt bei Grün auf seiner Flöte, damit ihm nicht nur die Kinder über die Straße folgen. Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. In Bremen zeigen die Stadtmusikanten, ob man über die Straße gehen darf. Augsburg hat den Kasper aus seinem bekannten Puppentheater und Worms hat Martin Luther als Ampelmännchen.