EIL

Angeln Der geteilte See

Der Streit um Angelrechte am Neustädter See in Magdeburg hat eine neue Stufe erklommen.

01.09.2016, 01:01

Magdeburg l Die zukünftige Grenze verläuft ziemlich genau in der Mitte des Neustädter Sees, des mit mehr als 80 Hektar Wasserfläche zweitgrößten Gewässers Magdeburgs. 37 Hektar davon gehören den Kies- und Baustoffwerken Barleben und die haben diese Fläche jetzt an die FKK Naturfreunde und Sportfischer Barby verpachtet. „Wir wollen diese Fläche den Magdeburgern zur Verfügung stellen“, sagt Vereinsvorsitzender Norbert Färber, der den Pachtvertrag nun der unteren Fischereibehörde vorgelegt hat.

Gibt es von der Behörde keine Einwände, will Färber die Fläche in den Gewässerfonds des Landesanglerverbandes einbringen, damit alle Angler auf diesem Teilstück fischen können. Geht der Plan auf, übernimmt der Verband die 70 Euro Pacht pro Hektar und Jahr. Die Naturfreunde müssten sich dann im Gegenzug um Hege und Pflege und den Besatz kümmern.

Doch genau dieser Plan dürfte schwierig werden. Grund ist ein Machtkampf im Magdeburger Anglerverein, dessen Vorsitzender Norbert Färber auch einmal war. Und: Der Anglerverein Magdeburg wollte diesen Teil des Sees selber haben. „Wir wollten den See ganzheitlich anpachten und den Anglern zur Verfügung stellen“, sagte Vereinschef Harald Rohr. Zwischen Färber und Rohr gibt es persönliche Differenzen.

Wer derzeit auf dem See angelt, begeht Fischwilderei und macht sich damit strafbar. Das Angelverbot besteht seit 17. März dieses Jahres. Grund ist ein fehlender Pachtvertrag zwischen den Eigentümern des Sees und dem Anglerverein Magdeburg sowie eine komplizierte Rechtslage. Der alte Pachtvertrag, der sich noch auf Bergrecht für den See stützte, war ausgelaufen. Der neue Vertrag mit den drei Haupteigentümern – Kiesfirma, die Stadt Magdeburg und eine Privatperson – aber noch nicht abgeschlossen.

Daneben gibt es weitere Eigentümer aus der Zeit, als der See noch kein Gewässer für die Kiesgewinnung, sondern einfach ein Grundstück war.

Der Magdeburger Anglerverein wollte einen Pachtvertrag mit allen drei Haupteigentümern abschließen. Genau das ist nun nicht mehr möglich, weil Norbert Färber und die Sportfischer Barby bereits einen Vertrag mit den Kieswerken abgeschlossen haben.

Beim Landesanglerverband sorgt dieses Vorgehen für Stirnrunzeln. „Wir kennen den Pachtvertrag noch nicht. Aber die Situation ist skurril“, sagte Bernd Manneck, zuständig für Gewässerwirtschaft beim Verband. Es könne sein, dass die Aufnahme in den Gewässerfonds abgelehnt werde. „Der Anglerverein Magdeburg hatte sich ja bereits um den Abschluss eines Vertrages bemüht“, sagte Manneck. Man müsse verhindern, dass Vereine bei der Pacht eine Art Wettbieten betreiben, dessen Leidtragender der Verband wäre, der die Pacht – ist der See erst einmal im Gewässerfonds – ja zahlen müsste. „Das geht nicht“, sagte Manneck.

Derzeit wird der Fischereipachtvertrag der Naturfreunde Barby durch die Untere Fischereibehörde geprüft. „Nach erster Einschätzung liegen keine Beanstandungsgründe vor“, sagte Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra auf Nachfrage.