Familie Mensing verliert seltene Tiere offenbar durch Fütterung eines tödlichen Gemischs Angriff auf Bauernhof in Rothensee: "Jemand hat unsere Schafe vergiftet"
Zuerst schlief Kalle, der Widder, am Dienstagnachmittag auf der Weide für immer ein. Inzwischen starben zwei weitere Skudden (seltene Schafrasse) der Rothenseer Familie Mensing. Darunter Schaf Emma, die mit zwei Lämmchen trächtig war. Hofherr Nils Mensing: "Jemand hat unsere Schafe heimtückisch vergiftet."
Rothensee l Die Idylle des alten Bauernhofes ist getrübt. In der Nacht zum Donnerstag starb auch Widder Frodo, der trotz Infusionen und Intensivmedizin den Kampf gegen die Vergiftung verlor. "Die Tiere waren uns sehr ans Herz gewachsen, es ist schlimm, wenn sie einem so unter der Hand wegsterben", sagt Dr. Nils Mensing.
Der 30-Jährige ist selbst Tierarzt, hat seine Praxis mit auf dem Hof an der Akazienstraße und behandelt seine Schafe auch selbst. Vor anderthalb Jahren war der junge Magdeburger mit seiner Familie auf den Hof gezogen. "Die Vorgänger wollten ihn loswerden, wir konnten ihn recht günstig erstehen. So ein Hof in Stadtnähe war für uns ein Traum, der wahr geworden ist", erzählt der Hofherr. Auf dem urigen Gehöft leben Katzen, Kaninchen, Hühner, Enten, Vögel, Fische.
Die Schafe gehören einer seltenen Rasse an. "Die Skudde ist eine alte preußische Landrasse. Bei uns dienten die Tiere vor allem zur Pflege des Rasens, das Fell verwenden wir nicht und auch zur Fleischgewinnung eignen sie sich nicht wirklich. Uns schmerzt nicht der materielle, sondern der ideelle Wert", sagt Nils Mensing.
Manchmal seien Schulklassen oder Kindergartengruppen auf den Hof gekommen, um Tiere anzuschauen und Schafe zu streicheln, erzählt Nils Mensing. Kalle, der älteste Widder, war so etwas wie der Star in Mensings Schafherde: "Das war der Anführer, aber ein total zahmer, gutmütiger Zeitgenosse."
Am Dienstag gegen 17.30 Uhr entdeckte er Kalle auf der Seite liegend auf der Weide. "Da erst haben wir festgestellt, dass etwas nicht stimmt. Meine Untersuchung des Mageninhalts hat ergeben, dass der Tatzeitpunkt bereits am Sonntag gewesen sein muss, da waren wir verreist", sagt Mensing.
Auf seiner Weide habe er dann unweit des Grenzzaunes Weizen gefunden. "Die Tiere hatten alle größere Mengen Weizen gefressen, der ist in solchen Mengen für sie absolut schädlich. Sie fressen eigentlich nur Heu, keinerlei Kraftfutter." Die Folge des vielen Weizens sei eine schlimme Magenerkrankung, die tödlich verlaufen kann. Damit nicht genug, zwischen dem Weizen fand Mensing in den Mägen seiner verendeten Schafe auch eine türkisfarbene Substanz. "Ich bin mir absolut sicher, dass es sich um Rattengift oder ein anderes Gift handelt. Die Bestätigung aus dem Labor steht noch aus", sagt der Tierdoktor: "Nicht auszudenken, wenn unsere zweijährige Tochter dort gespielt und etwas aufgenommen hätte, dann hätten wir jetzt ein ganz anderes Problem." Wer macht so etwas? Mensing zuckt mit den Schultern. "Ich habe keine Erklärung. Mit den Nachbarn kommen wir gut aus. Gewiss hat man auch Neider, aber ich wüsste wirklich nicht, wer mir so feindlich gesinnt sein sollte, dass er meine Tiere umbringt."
Der Täter müsse entsprechendes Wissen gehabt haben. "Schon der Weizen allein hätte gereicht, Schafe zu töten", sagt Mensing.
Da Gift untergemischt gewesen sei, schließe er eine versehentliche Fütterung mit Weizen aus Unwissenheit auch aus. Die Polizei ermittelt wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.
Nils Mensing setzte für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, eine Belohnung von 2000 Euro aus: "Vielleicht hat jemand etwas beobachtet oder hört etwas, das ist die einzige Chance, den Fall aufzuklären. Ich habe Angst um unsere Tiere."