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Anna-Ebert-Brücke Baudenkmal wird zur Großbaustelle

Die Anna-Ebert-Brücke in Magdeburg wird sich voraussichtlich erst Ende 2019 wieder ohne Gerüst präsentieren. Die Bauarbeiten verzögern sich.

Von Michaela Schröder 20.02.2017, 00:01

Magdeburg l Eigentlich sollten die Arbeiten an der Anna-Ebert-Brücke Ende 2017 abgeschlossen sein. Daraus wird jedoch nichts. Die statische Sicherung, damit das Baudenkmal weiterhin für den Verkehr genutzt werden kann, wird zwei Jahre mehr in Anspruch nehmen. Als Grund nennt Haiko Schepel vom Magdeburger Tiefbauamt, dass die Arbeiten umfangreicher sind als zunächst eingeplant. In aufwendiger Handarbeit wird beispielsweise loser Mörtel aus den Fugen der Gewölbe und Pfeiler beseitigt und erneuert. In jedem einzelnen der elf Brückenfelder müssten 4,3 Kilometer Fugen in Gewölben und Pfeilern erneuert werden. Hohlräume werden durch sogenannte Rasterinjektionen mit Zementsuspension verschlossen. Hierfür seien pro Pfeiler ca. 900 Bohrungen mit einer Tiefe von ca. 1,5 Meter und pro Gewölbe ca. 2500 Bohrungen mit einer Tiefe von ca. Zentimetern vonnöten.

Seit Mitte Juli 2016 werden in einer ersten Bauphase die Gewölbe 3 und 4 am Westufer der Alten Elbe mit den daran anschließenden drei Pfeilern statisch gesichert. „Die Arbeiten hatten einen umfangreichen Erkenntnisgewinn zur Folge, der letztlich zur Erhöhung der Planungssicherheit für die Instandsetzung des restlichen Bauwerkes führte“, so Haiko Schepel.

Die Instandsetzung der unter Denkmalschutz stehenden Anna-Ebert-Brücke beinhaltet laut Haiko Schepel Arbeiten, die nicht von jedem herkömmlichen Baubetrieb ausgeführt werden können. Geeignete Fachfirmen, mit denen man bereits sehr gut zusammenarbeite, hätten nur eine relativ kleine Personalstärke. Hinzu kommt, dass das Bauwerk aufgrund der latenten Hochwassergefahr nicht komplett auf einmal, sondern immer nur abschnittsweise eingerüstet und bearbeitet werden kann.

Die erste Phase des ersten Bauabschnittes, die die Gewölbe 3 und 4 umfasst, sollte eigentlich bis Ende 2016 fertig sein. Doch aufgrund unvorhersehbarer Kampfmittelfunde vom September 2016, die zu einem Bauverzug von ca. 5 Wochen führten, und der vorherrschenden Witterung verschiebt sich das Bauende in das Frühjahr 2017.

Die derzeit ruhenden Arbeiten sollen jedoch in den nächsten Tagen wieder aufgenommen werden, kündigte Haiko Schepel an.

Zu den geplanten Arbeiten gehören im Wesentlichen: die Reinigung der Steinoberflächen, die vollständige Erneuerung der Fugen, der Ersatz fehlender und beschädigter Steine, die Verfüllung von Hohlräumen in den Gewölben mit Zementsuspension, die Querverspannung der längs gerissenen Gewölbe mit stählernen Ankern sowie die Restaurierung bzw. Erneuerung der Wappen, Schlusssteine und Inschriften. Die gesamten Arbeiten laufen in enger Abstimmung mit den Denkmalschutz- und Umweltbehörden.

Ab Juni 2017 sollen dann in der zweiten Bauphase die übrigen und zum Teil in der Alten Elbe befindlichen neun Gewölbe mit deren Pfeilern, Widerlagern und Stützwänden in einer zweiten Bauphase instandgesetzt werden.

Im Unterschied zur ersten Bauphase sollen dann auch die im Wasser befindlichen Pfeilerfüße saniert werden. „Dazu bedarf es aufwendiger Verbau- und Wasserhaltungsmaßnahmen“, so Haiko Schepel. Da das Baufeld Bombenabwurfgebiet war und daher ein Kampfmittelverdacht bestehe, seien zu Beginn umfangreiche Sondierungsarbeiten erforderlich. Gegenwärtig läuft die Ausschreibung der zweiten Bauphase.

„Wichtige Voraussetzung für die weitere Nutzung über das Jahr 2020 hinaus ist jedoch, dass nach der aufwendigen Instandsetzung der Unterbauten und Gewölbe abschließend in einem zweiten Bauabschnitt auch die Brückenoberseite einschließlich der Abdichtung nachhaltig saniert wird“, berichtet Haiko Schepel.

Da andernfalls die Dauerhaftigkeit der Maßnahme des ersten Bauabschnittes nicht gewährleistet ist. „In diesem Zusammenhang ist die Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes mit den Brüstungen, Postamenten, Obelisken und dergleichen vorgesehen“, ergänzt der Mitarbeiter des Tiefbauamtes.

Die Instandsetzung der Oberseite kann nur unter Vollsperrung erfolgen, was allerdings relativ unproblematisch ist, da der Verkehr dann im Wesentlichen über den neuen Brückenzug läuft.

Die Baumaßnahmen bis 2019 werden, abgesehen von kurzen Sperrungen in der Nacht oder an fußballfreien Wochenenden, weitestgehend unter laufendem Verkehr realisiert.

Während die Finanzierung der Bauphasen 1 und 2 weitestgehend über Fördermittel aus dem Hochwasserschaden-Fonds sichergestellt ist, ist die Finanzierung der abschließenden Instandsetzung der Oberseite laut Haiko Schepel noch offen.

Die für den Verkehr bedeutsame Anna-Ebert-Brücke, täglich rollen etwa 25 000 Fahrzeuge und 270 Straßenbahnen über die steinerne Brücke, wird für den Zeitraum der Errichtung des Neuen Strombrückenzuges als Behelfsbrücke genutzt und steht nach dessen Fertigstellung ausschließlich dem Fußgänger- und Radfahrerverkehr sowie dem Anliegerverkehr zur Verfügung. Straßenbahn- und Schwerverkehr werden dann über den neuen Strombrückenzug geführt.

Das Hochwasser von 2013 hatte schwere Schäden am Tragwerk der elf-bogigen Brücke hinterlassen. Bereits seit Juli 2015 ist das Baudenkmal für den Schwerverkehr gesperrt. Es dürfen nur noch Kraftfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von maximal 7,5 Tonnen die Brücke befahren. Für Straßenbahnen gilt seitdem ein Begegnungsverbot auf dem Bauwerk. Zudem dürfen sie die Brücke nur mit einer exakt gleichbleibenden Geschwindigkeit von maximal 10 Stundenkilometer überqueren.