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Arsenfund in Magdeburg: Auf dem Schulhof herrscht Gelassenheit

01.03.2013, 17:00

Heute weitere Proben und kommende Woche die Ergebnisse - das ist der Fahrplan Am Vogelgesang. Die Volksstimme hat nachgefragt, wie es nach dem Arsenfund vor der dortigen Grundschule weitergeht.

Neue Neustadt l Flatterband rot-weiß sorgt für Farbe auf dem ansonsten winterlich grauen Hof der Grundschule Am Vogelgesang im Norden der Neuen Neustadt. Die Kinder flitzen über das Areal, machen einen Bogen um die abgesperrten Bereiche. Die Lehrer, die die Kinder beaufsichtigen, haben keinen Ärger, dass die Regeln nicht eingehalten würden: Die Mädchen und Jungen haben jede Menge Platz auch in den anderen Bereichen.

Grund dafür, dass Tischtennisplatte, Klettergerüst, Sandkasten und Co. abgesperrt sind, ist eine auffällige Bodenprobe vor mehr als zwei Wochen: 145 Milligramm statt der für Spielflächen zulässigen 25 Milligramm Arsen - ein giftiges Halbmetall - pro Kilogramm Sand wurden hier gemessen. Die Volksstimme berichtete.

Anlass für die Probenentnahme: Auf der Baustelle für den Zoo in der Nachbarschaft hatten routinemäßige Bodenproben Schadstoffe ans Tageslicht befördert. In einem solchen Fall ist das Umweltamt verpflichtet, auf einem Areal wie dem Schulgelände ebenfalls nachzuschauen, ob hier Schadstoffe die Grenzwerte überschreiten.

Eine vorsichtige Entwarnung gibt es vom Magdeburger Gesundheitsamtsleiter Dr. Eike Hennig: "Die anderen bisher gemessenen Proben haben Werte weit unter dem Grenzwert ergeben: Sie lagen bei sieben bis acht Milligramm Arsen pro Kilogramm Sand." Nach der Sperrung der Sandflächen am 14. Februar waren am 15. Februar bereits weitere Proben aus den Sandkästen und der Sprunggrube entnommen worden. Untersucht wird der Sand auch auf andere Metalle und auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. In der kommenden Woche sollen die weiteren Probenergebnisse vorliegen. "Je nach den Werten könnte ein Bodenaustausch notwendig sein", so der Gesundheitsexperte.

Die Entnahme von Bodenproben für Kinderspielplätze erfolgt im Allgemeinen bis in eine Tiefe von 35 Zentimetern mit einem sogenannten Probe­nahmestock. Dabei handelt es sich um ein an einer Seite geschlitztes Rohr, das in den Boden gestochen wird. Beim Herausziehen wird aus den jeweiligen Schichten der Boden mit herausgezogen. "Die Proben werden in akkreditierten Laboren untersucht", berichtet Michael Reif von der Magdeburger Pressestelle.

Um sicherzugehen, hatten die Verwaltungsmitarbeiter extra beim Umweltbundesamt nachgefragt: Das habe bestätigt, dass eine unmittelbare Gefahr für im Sand spielende Kinder nicht besteht. Arsen gelange überwiegend über den Mund in den Körper. Die Kinder müssten also größere Mengen Sand essen, um einer Gefahr ausgesetzt zu sein. In Böden in der Nähe von Industriegebieten finde man häufiger Werte über 2000 Milligramm Arsen je Kilogramm Sand. Michael Reif: "Woher das Arsen stammt, ist derzeit unklar und wahrscheinlich auch nicht zu ermitteln."

Ausdrücklich lobt Schulleiter Riccardo Hermes die Zusammenarbeit und den Austausch mit den städtischen Ämtern: "Die Eltern unserer Schüler wurden ja sofort durch einen Brief vom Leiter des Gesundheitsamtes ins Bild gesetzt." Nachzulesen ist dieser Brief und ein weiteres Schreiben aus dem Magdeburger Gesundheitsamt noch immer in einem Schaukasten im Eingangsbereich der Grundschule Am Vogelgesang.

Riccardo Hermes sagt: "Zusätzliche Gespräche hat es auch mit dem Vorsitzenden unseres Schulelternrates gegeben. Ich denke, dass diese offene Kommunikation und der ehrliche Umgang mit den Daten dazu beigetragen haben, dass die Eltern gut informiert sind - und dass sie sich nicht unnötig Sorgen machen."

Gesundheitsamtsleiter Eike Hennig kündigt schon einmal an: "Auch über die weiteren Messwerte werden die Eltern und die Mitarbeiter der Schule umfassend in Kenntnis gesetzt."

Die Mädchen und Jungen, die über den Schulhof tollen, Fangen spielen und in Gruppen beieinander stehen, nehmen alles gelassen. Und im Moment ist ohnehin nicht das Wetter dazu, um im Sandkasten zu graben oder sich an den Spielgeräten auszutoben. Sie hoffen - und damit sind sie sich mit den Erwachsenen einig - dass der Arsen-Spuk zum Frühlingsbeginn Geschichte ist.