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Baby Kein Geld für Magdeburger Kinder namens Otto

Warum die Idee, speziell für Magdeburger Neugeborene namens Otto ein Begrüßungsgeld zu spendieren, im Stadtrat durchgefallen ist:

Von Katja Tessnow 22.10.2019, 01:01

Magdeburg l „Wenn wir den Antrag so beschließen, hat die Diskriminierung in Magdeburg einen Namen. Und der heißt Otto!“ Jenny Schulz, Fraktionsvorsitzende der Linken im Stadtrat Magdeburg, konnte – wie weitere Ratskolleginnen von SPD und Grünen – kaum fassen, was die Fraktion Gartenpartei/Tierschutzallianz da vorgeschlagen hatte. Unterzeichnet obendrein auch vom weiblichen Mitglied des Ratstrios, der Tierschützerin Aila Fassl.

Tatsächlich war im Beschlusstext nur von Otto die Rede: „Der Stadtrat beschließt, neuen Erdenbürgern, die in Magdeburg zur Welt kommen und den Namen Otto (Erst-, Zweit- oder Drittname) führen, wird ein symbolisches Begrüßungsgeld gezahlt.“ Zwar war in der Begründung zum Antrag vermerkt, die Ausdehnung auf Editha oder Adelheid (Gattinnen von König/Kaiser Otto) „für in Magdeburg geborene Mädchen“ sei überdenkenswert, aber das heilte die verletzte Frauenseele im Rat kein Stück – und auch nicht das Kopfschütteln der Männermehrheit. Otto-Kampagne hin oder her.

Seit Anfang 2010 wirbt Magdeburg im Andenken an seine reiche Geschichte und die beiden darin auftauchenden Ottos (der Große und von Guericke) mit deren identischem Vornamen.

Gartenparteichef Roland Zander tat, als ob er die Ratswelt nicht verstehe: „Die Ottokampagne haben wir viel diskutiert und auch, dass neue Ideen gesucht werden, um sie zu beleben. Wir hoffen auf große Zustimmung.“

Im Gegenteil: Einen „Spaßantrag“ nannte SPD-Frau Julia Brandt den Vorstoß und witzelte: „Obwohl ich persönlich kein Problem zum Beispiel mit Willy hätte.“ Alt-OB plus Nachname ergäben schließlich in ihrem persönlichen Fall eine mindestens in ihren Kreisen höchst geachtete Persönlichkeit, deren Amtsantritt als Bundeskanzler sich just zum 50. Mal jährt. Allgemein sei es aber „schon sehr schwierig, Eltern dafür zu belohnen, wie sie ihr Kind nennen“, so Brandt. Möglicherweise würde es später gehänselt. Das scheint denkbar und könnte ungefähr so klingen: Du bist also auch so ein Otto, dessen Eltern damals kein Geld hatten ...

Brandt jedenfalls fand die Idee der Gartenparteiler mindestens ebenso krude wie die Linksfraktionschefin. Nicht anders erging es ihrer Kollegin von den Grünen. Madeleine Linke kommentierte den Otto-Antrag knapp mit: „Das ist ein Witz!“ Der Antrag sei vielleicht für eine Schlagzeile in der Presse gut, aber für nichts weiter.

Am Ende standen die drei Mitglieder der Fraktion Gartenpartei/Tierschutzallianz mit ihrer Idee ganz alleine da. Der riesengroße Ratsrest lehnte die Otto-Prämie ab.