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Bahnschranken In Magdeburg-Sudenburg sehen Autofahrer Rot

Am Bahnübergang in Magdeburg-Sudenburg brauchen Autofahrer Geduld. Manchmal sehr viel Geduld. Denn die Schranken sind oft zu.

Von Christina Bendigs 08.08.2020, 01:01

Magdeburg l „Dong! Dong! Dong! Dong!“ Wenn das Signal für die sich schließenden Schranken am Sudenburger Bahnhof in Magdeburg erklingt, stöhnt mancher Passant schon mal entnervt auf. Denn an der Schranke kann es schon mal etwas länger dauern. In einem Volksstimme-Test am Donnerstag von 15.40  Uhr bis 16.40 Uhr waren die Schranken nur 13 Minuten geöffnet. 47 Minuten war der Bahnübergang geschlossen, um Zügen die Durchfahrt zu ermöglichen.

Bis zu zehn Minuten mussten Autofahrer warten, ehe sie den Bahnübergang passieren konnten. Das Protokoll zeichnet ein beeindruckendes Bild über den Verkehr auf der Schiene, der auch durch Magdeburg rollt.

„Mal gucken, was jetzt wieder für Züge kommen“, sagt der Vater einer Familie mit zwei Kindern, die während der Testzeit an der Schranke warten musste und die längeren Wartezeiten am Bahnhof bereits kennt. Fahrräder werden abgestellt, die Kinder setzen sich schon mal auf die Treppenstufen der Unterführung. Dieses Mal ist es jedoch nur ein Güterzug. Nach vier Minuten öffnet sich die Schranke wieder und die Familie kann ihrer Wege ziehen.

222  Züge würden den Bahnhof Sudenburg im Durchschnitt täglich passieren, berichtet Jörg Bönisch als Pressesprecher der Deutschen Bahn AG für Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen auf Volksstimme-Nachfrage. „Magdeburg ist ein wichtiger Knotenpunkt in Ost-West- und Nord-Süd-Richtung“, erklärt er.

Von den 222  Zügen, die den Sudenburger Bahnhof durchqueren, sind es 135 Güterzüge und 87 Personenzüge im Nah- und Fernverkehr. Allein im Testzeitraum der Volksstimme sind 12 Güterzüge durch den Bahnhof Sudenburg gefahren. Mancher Autofahrer stellt umgehend den Motor ab, bei 31 Grad Celsius Außentemperatur steigen Autofahrer auch aus, um der Hitze im Auto zu entkommen.

Aber lässt sich an den Schrankenzeiten nicht doch noch etwas ändern? Können die Schranken zwischen einzelnen Zugdurchfahrten nicht doch noch einmal geöffnet werden, wird sich mancher fragen. Der Test zeigt, dass die Bahnschranken teils für nicht einmal eine Minute geöffnet werden, um Autofahrern und Fußgängern das Überqueren der Schienen zu ermöglichen.

60 Minuten am Bahnhof Magdeburg-Sudenburg

„Durch die moderne Anbindung an ein elektronisches Stellwerk sind die Einschaltzeiten des Bahnübergangs schon optimal auf kurze Schließzeiten ausgerichtet“, berichtet auch Bahnsprecher Jörg Bönisch. Die Schließzeiten würden in Abhängigkeit von den stattfindenden Zugfahrten variieren. Die kürzeste Schließzeit im Test betrug zweieinhalb Minuten, die längste zehn.

Gut zu wissen: Schrankenanlagen können auf unterschiedliche Weise gesteuert werden, erläutert Bönisch. Herkömmlich sei ein Schrankenwärter vor Ort für das Öffnen und Schließen der Schrankenanlagen zuständig gewesen. Die gibt es aber am Sudenburger Bahnhof schon länger nicht mehr. Stattdessen werden die Anlagen technisch und aus der Ferne gesteuert.

Drei Arten der Schrankensteuerung bestehen: den zugüberwachten, fernüberwachten und signalüberwachten Bahnübergang. Aufgeschaltet seien die Anlagen beim Fahrdienstleiter. Im Falle des Bahnhofs Magdeburg-Sudenburg sitzt der Fahrdienstleiter in der Betriebszentrale in Leipzig.

In Sudenburg handelt es sich um einen signalüberwachten Bahnübergang. Dabei könne das Signal für den Zug durch das Stellwerk erst dann auf Fahrt gestellt werden, wenn der Bahnübergang geschlossen, in Fachsprache „gesichert“, ist. Dies erfordere Vorlaufzeiten zum Schließen der Anlage, die nötig seien, damit die Züge ohne Verzögerung ein auf Fahrt stehendes Signal erhalten.

Bönisch: „Allein das Sichern des Bahnübergangs dauert aufgrund der Komplexität der Anlage knapp 60 Sekunden.“ Im Volksstimme Test dauerte es vom ersten Signal der Schrankenschließung bis zur ersten Zugdurchfahrt jeweils etwa drei Minuten.

Eine Auflistung der Schließzeiten über einen Zeitraum von 24 Stunden, die die Volksstimme beispielhaft für einen Tag bei der Deutschen Bahn AG angefragt hatte, liege nicht vor, erklärt Bönisch auf Volksstimme-Nachfrage.

Pläne, den Sudenburger Bahnhof umzubauen, gebe es ebenfalls nicht. „Im Zuge der Streckenmodernisierung Magdeburg – Helmstedt und der Modernisierung des Eisenbahnknotens Magdeburg in den vergangenen Jahren sind die Anlagen auf einem modernen Stand“, begründet Jörg Bönisch.

Bleibt also nur eines: Geduld bewahren oder einfach gleich den Weg über die Westringbrücke nehmen.