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BauarbeitenNeue Schienen für alten Hauptbahnhof

Unerwartete Funde und die komplizierte Koordination der Arbeiten führen zur Zeitverzögerung auf der Baustelle am Hauptbahnhof Magdeburg.

Von Martin Rieß 18.01.2019, 00:01

Magdeburg l „Ja, wir müssen einen Verzug aufholen.“ Birgit Hartmann leitet seitens der Deutschen Bahn das Projekt und bestätigt gegenüber der Volksstimme, dass noch viel zu tun ist bis zur geplanten Wiederinbetriebnahme der derzeit gesperrten Gleise und Bahnsteige auf dem Magdeburger Hauptbahnhof. „Die verschiedenen Baufirmen und wir werden unser Ziel aber einhalten und den leichten Rückstand wieder aufholen“, ist sie überzeugt.

Bei einem Rundgang über die für den Zugverkehr derzeit gesperrten Bereiche erläutert Birgit Hartmann, was das Magdeburger Großprojekt so schwierig macht. Südlich des Hauptbahnhofs vom Hasselbachplatz aus gehen die zwischen Baumaterial in verschiedenen Braun- und Grautönen genau im Gleisbett verlegten stahlglänzenden Gleise in Schlängellinien über, bevor sie vor den Bahnsteigen gänzlich enden. Für die Oberleitungen und für Signale stehen bereits Masten, doch zum Hauptbahnhof hin hängen die Leitungen noch nicht. Die Weichen – bei einigen handelt es sich um Spezialanfertigungen, die eigens geplant und langfristig vorbestellt werden müssen –, werden in das Netz eingefügt.

„Das geht auch nicht anders“, erläutert Birgit Hartmann: „Hier auf dem Magdeburger Hauptbahnhof ist es für die Maßstäbe eines Eisenbahnunternehmens recht eng. Daher müssen die Arbeiten genau aufeinander abgestimmt sein. So kann mit den Oberleitungen noch nicht begonnen werden, solange die Gleise noch nicht liegen.“ Andernfalls hätten die Gleisbauer schlicht und ergreifend nicht den Raum, den sie zum Arbeiten benötigen.

Sprich: Wenn eine Aufgabe nicht termingerecht abgearbeitet werden kann, dann hat das auch Auswirkungen auf andere Arbeiten.

Die Enge auf dem Magdeburger Hauptbahnhof hat übrigens etwas damit zu tun, dass es sich um eine sehr alte Bahnanlage handelt. Wenn man heute einen Bahnhof bauen würde, würde dieser ein ganzes Stück länger ausfallen. Dann wäre unter anderem mehr Platz für Weichen, die schneller passiert werden könnten.

Wie eine Verzögerung zustande kommen kann, zeigt Birgit Hartmann am Bahnsteig von Gleis 1. Hier ist nichts mehr von den alten Gleisen und vom Schotter zu erkennen. Planen sollen dafür sorgen, dass möglichst wenig Regenwasser in den Fußgängertunnel dringt, der das Gelände an dieser Stelle unterquert. Die Projektleiterin der Deutschen Bahn sagt: „Wir hatten von diesem Gelände nicht mehr ausreichend Unterlagen.“

Im Zweiten Weltkrieg waren Dokumente von den Anlagen zerstört worden. Gerade bei den ersten Reparaturen nach dem Krieg war es darum gegangen, den Bahnbetrieb überhaupt wieder in Gang zu bekommen – und eben nicht darum, alles bis ins Detail zu dokumentieren.

„Es ist üblich, vor dem Bau Suchschachtungen vorzunehmen. Aufgrund der fehlenden Informationen haben wir diese sogar noch enger gesetzt, als es eigentlich üblich wäre“, berichtet Birgit Hartmann. Doch klar war schon zu diesem Zeitpunkt: Die ganze Wahrheit bringt erst der Bagger ans Tageslicht. Und der konnte erst zum Einsatz kommen, als die entsprechenden Gleise vom Netz genommen waren. Grund: Ein paar Zentimeter weiter kann es im Untergrund ganz anders aussehen als an der Stelle, wo der Boden untersucht wurde.

Die Bahnsteigkante am Bahnsteig 1 zeigt, was das bedeutet: Einige Zentimeter unterhalb der bislang genutzten Oberfläche taucht ein früherer Bahnsteig auf. An einigen Stellen finden die Bauarbeiter Kabel oder ganze Kabelschächte, die nicht mehr bekannt waren. Und an anderen Stellen sind Hohlräume mit Materialien aufgefüllt, deren Herkunft und Beschaffenheit unbekannt sind.

Birgit Hartmann sagt: „Wenn man so etwas findet, dann kommt Freude auf.“ Nur dank des Einsatzes der Bauarbeiter, die bei Wind und Wetter auf der Baustelle aktiv sind und die auf einen weiterhin milden Winter hoffen, können die eiligst erarbeiteten Pläne, um neu aufgetauchte Probleme zu beheben, umgesetzt werden.