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Bauen Durchstich im Magdeburger Tunnel

Bauarbeiter haben die beiden Hälften der Tunnelröhre in Höhe des Kölner Platzes in Magdeburg miteinander verbunden.

Von Martin Rieß 05.11.2020, 00:01

Magdeburg l Große Ereignisse in Zeiten der Krise: Seit dem Wochenende hat Berlin seinen neuen Großflughafen in Betrieb – und Magdeburg hat seinen Tunneldurchstich. Etwas schneller waren die Magdeburger Tunnelbauer: Ende Oktober 2020 ist die Verbindung zwischen den Tunnelhälften von der Damaschkeplatzseite und von der Innenstadtseite erfolgt.

Zunächst ist dies auf der Südseite geschehen – sprich im Bereich der künftigen Fahrbahn in Richtung Stadtmitte. Möglich wurde dies, da die erste Schicht des Aushubs inzwischen auch von der Innenstadtseite bis zur Höhe des Kölner Platzes fortgeschritten war. Dort wurde das Querschott weggebrannt und der die beiden Tunnelhälften trennende Boden abgetragen.

Das Querschott war eingebaut worden, um von beiden Seiten des Tunnels aus unabhängig arbeiten zu können. Auf diese Weise war es den Tunnelbauern möglich, auf der Seite zum Damaschkeplatz die Röhre zu graben und die Sohle, auf der später die Fahrbahn gebaut werden soll und die die Last der Fahrzeuge tragen wird, aus Stahlbeton zu fertigen. Das Querschott verhinderte in der Zeit, dass von der Innenstadtseite her Wasser in die Baustelle fließt. Hintergrund: Die Tunnelröhre liegt zu weiten Teilen unter dem Niveau des Grundwasserspiegels. Während der Bauarbeiten wird das trotzdem nachlaufende Wasser mit einer sogenannten Wasserhaltung abgepumpt.

Ein weiteres Querschott, das inzwischen aus der Baustelle entfernt wurde, befand sich im Bereich der künftigen Ein- und Ausfahrt zwischen Tunnel und City Carré. In diesem Bereich befindet sich die Brücke in Höhe von Pizza Hut und Mc Donald’s, über die die Straßenbahnen bereits fahren.

Wenn auch auf der anderen Seite die Röhre komplett ausgehoben ist und die Sohle gebaut ist, wird der Stahlbeton verhindern, dass Wasser in nennenswertem Umfang in den Tunnel eindringt.

Nun wird auch nachts daran gearbeitet. Auch wenn nachts vor allem im Tunnel gearbeitet wird, ist Lärm nicht auszuschließen.Die Endtiefe von sieben Metern soll erreicht werden, nachdem zunächst nur die oberen Meter der Röhre ausgehoben wurden.

Grund für die Eile: Schnellstmöglich soll von der Innenstadtseite auch der Aushub für die Fahrbahn in Richtung Stadtfeld beginnen. Auf dieser Seite war die Tunneldecke und das Tunnelportal als letztes fertiggestellt worden.

Auch zwei Ausschüsse hatten sich mit der Großinvestition zu befassen. Sowohl der Ausschuss für Finanzen und Grundstücke als auch der für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr diskutierten das Thema und empfahlen mit großen Mehrheiten dem Stadtrat, die Beschlussvorlage der Stadtverwaltung anzunehmen. Thema ist diese bei der Stadtratssitzung am 5. November 2020.

Thema ist die erhebliche Steigerung der Kosten für das Projekt. Für die Kasse der Stadt geht es dabei um rund 200 Millionen Euro, von denen rund die Hälfte von der Deutschen Bahn getragen wird. Die Hoffnung der beiden Auftraggeber ist dabei, dass sie am Ende nicht auf den Gesamtkosten sitzen bleiben, da sie darauf hoffen, dass die Versicherung für Planungsfehler eines externen Büros aufkommt.

Mitte der 2000er Jahre waren die Tunnelkosten noch auf rund 40 Millionen Euro geschätzt worden – dies allerdings vor dem Hintergrund sehr viel niedriger Baupreise und ohne aussagekräftige Planungen. Zum Baustart zehn Jahre später waren die Kosten bereits bei etwas mehr als 100  Millionen Euro angekommen. Nach Planungsfehlern und unerwarteten Hohlräumen hinter den Wänden der Böschung zum Gelände der Deutschen Bahn war man bereits bei rund 140  Millionen Euro angekommen. Zu diesem Zeitpunkt aber war das Verhältnis zwischen Stadt und dem größten Auftragnehmer Porr so frostig, dass weder die Endkosten noch ein Fertigstellungszeitpunkt benannt werden konnten. Inzwischen hat es eine Einigung gegeben: Eben jene 200 Millionen Euro und eine Fertigstellung zum Ende des Jahres 2022. Den entsprechenden Vertrag muss der Stadtrat nun bestätigen.