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Bauvorhaben Wettstreit zum Wohnen in Magdeburg

Die Jury hat zwei Preisträger für den Wettbewerb zum "Kleinen Stadtmarsch" ausgewählt. Zum Publikumspreis läuft die Abstimmung.

21.12.2018, 23:01

Magdeburg l Derzeit werden im Magdeburger Volksstimme-Servicecenter in der Goldschmiedebrücke 15-17 zwölf Entwürfe für eine Bebauung im Bereich der Schleusenstraße am Kleinen Stadtmarsch gezeigt. Die Ideen sind das Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs.
Ausgelobt wurde der Preis von den Bauherren Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg (Wobau) und Magdeburger Wohnungsgenossenschaft (MWG). Bereits bei vorangegangenen Veranstaltungen wurden Hinweise aus der Bürgerschaft gesammelt, ohne dass sie dazu von Gesetzes wegen verpflichtet wären.
Das Volksstimme-Servicecenter mit der Ausstellung mit Plakaten und Modellen ist montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr, sonnabends bis 14 Uhr geöffnet. Heiligabend und Silvester ist bis 12 Uhr geöffnet, an den Weihnachtsfeiertagen und zu Neujahr ist geschlossen.
Bis zum 9. Januar 2019 können die Besucher die Entwürfe in Augenschein nehmen und sich mit den Erläuterungen zu den Vorschlägen auseinandersetzen. Und sie können die Stimme für ihre Favoriten abgeben und auf Zetteln ihre Hinweise eintragen. MWG-Vorstand Thomas Fischbeck sagt: "Nachdem Kopf und Verstand ihr Votum abgegeben haben, sollen nun Herz und Seele sprechen."
Unter den Teilnehmern an der Abstimmung werden 20 Freikarten für Spiele des 1. FCM und der Handballer des SC Magdeburg verlost. Eine Abstimmung ist auch hier möglich. Die Abstimmung ist bis 8. Januar 2019, 23 Uhr, möglich.
Von der Jury als Sieger ausgewählt wurden zwei Magdeburger Büros. Stadtplanungsamtsleiterin Heide Grosche sagt: "Die Preisrichter haben sich bewusst für zwei sehr gegensätzliche Entwürfe entschieden." Der eine setzt auf Dominanz mit markenten Punkten, der andere auf Zurückhaltung.
Der Entwurf 001 stammt von Steinblock-Architekten und fügt sich sehr harmonisch in die Landschaft ein. Der Entwurf verzichtet auf Hochhäuser und schlägt für einen kleinen Platz, der an einer Fußgängerbrücke über die Elbe entstehen könnte, öffentliche Bereiche wie ein Bistro und eine Fahrradwerkstatt vor.
Dieser Vorschlag sei eine Verneigung vor dem Stadtpark, der südlich der früheren Eisenbahnstrecke über den Werder beginnt, so die Einschätzung von Thomas Fischbeck. Wie in anderen Vorschlägen verschwinden die Stellplätze für die Autos unter Plateaus, auf denen die Häuser stehen.
Bei dem anderen prämierten Entwurf 005 sorgen vier Hochhäuser neben vier weiteren einzeln stehenden Häusern für ein kraftvolles Bild. Heide Grosche erläutert: "Sie nehmen einen klaren Bezug zu den beiden Sechzehngeschossern an der Zoll- und an der Mittelstraße sowie zum Albinmüllerturm." In der Zeichnung sind rote Klinker zu erkennen, die an die Stadthalle erinnern.
Der Entwurf stammt von Thomas Nörthemann. Wobau-Geschäftsführer Peter Lackner nennt den Vorschlag eine Idee mit Mut, an der Magdeburg wachsen könne.
Anerkennungen gab es für den Entwurf 011 aus Rotterdam, auf dem ein Hochhaus die Kubatur von Albinmüller weiterentwickelt zu haben scheint. Im Entwurf 008 wird mit Häuserblöcken gespielt, die durch ihre Form für die Bewohner den Blick in die Landschaft öffnen.
Am 11. Januar 2019 werden die Sieger der Jurybewertung sowie der Publikumspreis bekannt gegeben. Diese Veranstaltung findet im Iba-Shop statt, wo die Ausstellung im Anschluss weiter gezeigt wird.
Neben einer Honorierung für alle Büros bekommen die beiden Sieger jeweils 9000 Euro und die beiden Anerkennungen jeweils 3500 Euro. Für den Publikumspreis vergeben MWG und Wobau noch einmal 2000 Euro an das Büro, dessen Entwurf sich bis zum 9. Januar durchsetzt. Die geehrten wie die anderen Büros haben in den vergangenen Wochen viel Energie in die Entwürfe gesteckt.
Für die Bauherren sind die Voten der Preisjury und des Publikums nicht bindend. Peter Lackner erläutert: "Im Anschluss möchten wir die besten Ideen aus dem Wettbewerb und auch die Hinweise der Magdeburger von einem Büro zusammenfassen lassen."
Ziel ist es, die Planungen dann so weit zu vertiefen, dass ein förmliches Bebauungsverfahren beginnen kann. Da der Baustart am Kleinen Werder von den Bauarbeiten an der Strombrücke abhängt, dürften bis zur Grundsteinlegung noch einige Jahre ins Land gehen.
Axel Teichert, der an der Hochschule Anhalt eine Professur innehat, hat mit seinem Büro TSP-Architekten das Wettbewerbsverfahren geleitet. Er sagt: "Auf jeden muss deutlich gesagt werden, dass es sich um einen städtebaulichen Wettbewerb handelt." Bei diesem fehlen viele Details noch. Unter anderem ist jetzt noch nicht festgelegt, wie genau die Fassaden aussehen sollen - selbst wenn auf einigen Plakaten schon konkrete Vorschläge zu erkennen sind.
Mit Blick auf Kritik an modernen Bebauungplänen sagt der Architekt: "Neuen Ideen weht immer ein scharfer Wind entgegen. Hätte man früher auf alle Kritiker gehört, dann hätten wir heute kein Bauhaus."
Bei dem Gelände um die Schleusenstraße handelt es sich um ein Areal zwischen dem Messeplatz Max Wille und der früheren Eisenbahnstrecke nördlich des Stadtparks. Auf einem Teil des Geländes war bislang eine Gartensparte angesiedelt, andere Teile wurden nicht mehr genutzt. Die alte Bebauung der Flächen war im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört worden. Neben der zu bebauenden Fläche blieb allein ein Gründerzeithaus stehen.
Die Bauherren, die hier ein neues Wohnviertel entstehen lassen möchten, hatten eine Reihe von Aufgaben für den Wettbewerb formuliert. Unter anderem sollen die Belange des benachbarten Messeplatzes berücksichtigt werden. Entstehen soll an der Stelle am Elbkilometer 326 auf der dem Dom gegenüberliegenden Flussseite eine hochwertige Architektur. Entstehen sollen rund 300 Wohnungen.
Beachtet werden sollten auch Blickbeziehungen zu den markanten Gebäuden auf der anderen Seite des Flusses. Raum für Gastronomie sollte das Viertel aufwerten.
Ein wichtiges Thema für das Gebiet, ist der Hochwasserschutz. Luftaufnahmen aus dem Jahr 2013 zeigen zwar, dass das Gelände beim damaligen Hochwasser weitgehend trocken geblieben war. Doch die Stadt hat als Zielmarke für den Hochwasserschutz nicht die damals am Pegel Strombrücke erreichten 7,47 Meter ausgegeben, sondern 7,80 Meter.
Eine Umgestaltung des Geländes war bereits in den 1920er Jahren angedacht. Damals hatte Bruno Taut als Vorreiter der Moderne in der Architektur einen Plan erstellt. Dieser sah bereits ein Hochhaus an der Stelle vor, in dem ein neues Rathaus untergebracht werden sollte.
Bis 9. Januar 2019 läuft die Umfrage. Diese ist hier zu erreichen. Die Abstimmung ist bis 8. Januar 2019, 23 Uhr, möglich.