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Tierhaltung Büffel und Wagyu sind im Kommen

Als "Grüne Wiese mit Zukunft" wird die Altmark beworben. Zumindest wirtschaftlich steht diese Zukunft in der Rinderhaltung .

21.03.2021, 00:00

Salzwedel Stefanie Brandt

Salzwedel l Im Altmarkkreis Salzwedel ist die landwirtschaftlich genutzte Fläche rund 125 531 Hektar groß, aufgeteilt in 93 743 Hektar Ackerland und 31 772 Hektar Grünland (laut Statistisches Landesamt 2016). Der hohe Grünlandanteil, der der Altmark zu ihrem Werbeslogan verholfen hat, "ist seit je her die Grundlage der Rinderhaltung, da die Verwertung von Aufwuchs über einen Widerkäuermagen die effektivste Form ist, Wertschöpfung auf dem Grünland zu haben", wie Annegret Jacobs vom Bauernverband Altmarkkreis Salzwedel aufklärt.

Hoher Anteil Grünland

Aber längst nicht alle Flächen werden durch Rinder genutzt, da es im Landkreis einen hohen Anteil an Grünland gibt, der unter Naturschutz steht und dessen Nutzung eingeschränkt ist. Dafür werden aber auch auf den Ackerflächen Kulturen angebaut, die der Rinderfütterung dienen – beispielsweise Silomais, Futtergetreide, oder Eiweißfutter wie Erbsen. Versorgt werden damit die im Kreis gehaltenen rund 56200 Rinder (laut statistisches Landesamt, Mai 2020). Davon sind 82 Prozent Milch- und 18 Prozent Fleischrinder.

Gerade mit der Milchproduktion lässt sich aber schon seit Jahren nicht gut Geld verdienen. „Tendenziell ist das Einkommen der Milchviehhalter nicht ausreichend genug zur Finanzierung der wachsenden Ansprüche der Gesellschaft“, beurteilt Jacobs.

Die Produktionsanforderungen steigen und die Erzeugerpreise stagnieren bei 33 Cent pro Kilogramm. „Bei einem Großteil der Betriebe wird es nicht ausreichen, um die Umsetzung von höheren Tierwohl- und Umweltschutzanforderungen zu erfüllen“, so die Geschäftsführerin des Bauernverbandes. Sie fordert: „Wenn durch höhere Tierwohl- und Tiergesundheitsstandards höhere Kosten anfallen, müssen diese auch finanziell entlohnt werden.“

Viel besser sehe es allerdings auch für die Halter von Fleischrindern nicht aus. Auch hier wären alle anfallenden Kosten dem Erlös gegenüber zu setzen und es wüchsen keine Bäume in den Himmel. Die Nutzung von Grünland mit Fleischrindern, teilweise in extensiven Förderprogrammen und teilweise mit Ausgleich in natursensiblen Gebieten, müsse sich letztendlich auch der Ökonomie unterordnen.

Wertvolles Zuchtvieh

In dieser Situation versprechen andere Wege vielleicht größeren Erfolg. Der Verkauf von wertvollem Zuchtvieh verschiedenster Rassen könne ein gutes Standbein sein, ebenso die eng am Betrieb gelassene Wertschöpfung - durch Schlachtung und Verkauf - und die Führung der Herde unter den Regeln des ökologischen Landbaus. Der überwiegende Teil der Fleischrinder wird allerdings weiterhin verkauft an Schlachthöfe, wobei der Regionalität enge Grenzen gesetzt sind. „Entscheidend ist hierbei der Erlös pro verkauftem Tier“, so Jacobs realistisch.

Was die Haltung der Tiere angeht, ist in der Milchviehhaltung die Stallhaltung mit Fress- und Liegebereich sowie freier Bewegung der Tiere vorherrschend. Die Anbindehaltung gehört der Vergangenheit an. Auch Weidegang wird in verschiedenen Lebensabschnitten bei den Milchrindern angeboten, teilweise kpmmen die Kälber sogar auf der Weide auf die Welt. So ist die Mutterkuhhaltung mehr weideorientiert, wobei es durchaus üblich ist, im Winter in die Stallhaltung überzugehen. Es gibt auch Herden, die ganzjährig im Freien gehalten werden, wobei Zufütterung und Schutz dann erforderlich sind.

Kleinsthaltung

Für die unterschiedlichen Nutzungsvarianten werden unterschiedliche Rassen gehalten. Die Holstein Schwarzbunt Rinder sind die beliebtesten Milchlieferanten. Den größten Anteil bei den Fleischnutzungsrassen hat die Rasse Fleckvieh. Hier zeichnet sich aber ein klarer Trend zur Individualität ab. Es gibt Kleinsthaltungen von exotischen Rassen wie Büffeln, Zwergzebus und Wagyu.

Dem Wunsch einer Verbrauchergruppe entsprechend gibt es auch wieder Kleinsthaltungen, die von von der Aufzucht der Rinder bis zur Vermarktung der Produkte alles in eigener Hand behalten. „Dieser Prozess ist mit Weideschuss, eigener Zerlegung und Verwurstung, Rindersharing, Rinderleasing, Rinderpatenschaft, Internethandel und letztendlich dem Blick des Verbrauchers auf eine garantierte Herkunft derzeit im Aufwind“, sieht Jacobs neue Möglichkeiten.