Magdeburger wollen im Januar Nazi-Aufmärsche stoppen und werben bundesweit um Blockierer Bündnis "Magdeburg nazifrei" will neben Demokratiemeile auch Massenblockaden
Mit Massenblockaden will ein junges Bündnis "Magdeburg nazifrei" im Januar Aufmärsche von Rechtsradikalen verhindern. Die Initiatoren sehen ihre Aktionen ergänzend zur Meile der Demokratie, stellte ein Bündnis-Sprecher klar.
Magdeburg l Sänger Udo Lindenberg unterstützt den Aufruf des Bündnisses ebenso wie Vertreter von Gewerkschaften und Parteien oder Antifa-Gruppen. "Wir wollen bundesweit mindestens 5000 Menschen mobilisieren, um mit gewaltfreien Blockaden Nazi-Aufmärsche am 12. Januar und 19. Januar in Magdeburg zu verhindern", sagte Thomas Schulz, Sprecher vom Bündnis "Magdeburg nazifrei", der Volksstimme: "Mehr als 300 Organisationen und Einzelpersonen haben unseren Aufruf bereits unterzeichnet." Ein Vorbild sei Dresden, wo mit Blockaden erfolgreich Nazi-Demonstrationen gestoppt wurden.
Jährlich nutzen Rechtsradikale den Jahrestag der Bombardierung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg am 16. Januar 1945 zu sogenannten Gedenkmärschen. Für 2013 sind Demonstrationen von Rechtsradikalen für den 12. und 19. Januar angemeldet worden.
Die Landeshauptstadt und das Bündnis gegen Rechts (BgR) rufen für den 12. Januar zur 5. Meile der Demokratie auf. Die Veranstaltung auf dem Breiten Weg will erneut mindestens 10 000 Magdeburger animieren, für eine weltoffene Stadt Gesicht zu zeigen und zugleich die Innenstadt für Nazi-Demonstrationen zu versperren. Am 19. Januar wollen Stadt und BgR vielerorts Mahnwachen organisieren.
"Die ,Meile\' ist ein gutes und wichtiges Angebot, aber wir halten diese Aktionsform für nicht ausreichend und wollen mit einer weiteren Aktionsform dafür sorgen, dass Nazis in Magdeburg keine Plattform erhalten", sagte Charlotte Mayer vom Bündnis "nazifrei". Dieser "spektrenübergreifende" Zusammenschluss wurde im Frühjahr ins Leben gerufen.
Von Kritik an der "Meile" bis hin zu spöttischen Anwürfen (Stichwort "Bratwurst-Antifaschismus") distanzierten sich Charlotte Mayer und Thomas Schulz als Sprecher des Bündnisses. "Das ist aber von uns auch nie so gesagt worden", so Schulz. In dem "heterogenen Bündnis" gebe es allerdings ein sehr breites Meinungsbild.
Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) und das Bündnis gegen Rechts hatten Aufrufe zu Blockaden ausgeschlossen. "Das ist nicht kontrollierbar", so Trümper. Die Sorge sei, dass dies Gewalt mit sich ziehe.
Thomas Schulz vom Bündnis "nazifrei" betonte: "Wir rufen zu gewaltfreien Aktionen auf." Das Bündnis könne freilich nicht garantieren, dass sich unter die Blockierer, die aus dem ganzen Bundesgebiet kommen sollen, nicht auch gewaltbereite Demonstranten mischen. Doch die Nazi-Aufmärsche mit steigenden Teilnehmerzahlen wolle das Bündnis nicht tatenlos hinnehmen: "Für die Neonazi-Szene ist Magdeburg inzwischen Hauptaufmarschgebiet, am 12. Januar werden mehr als 1500 Rechte erwartet", erklärte Schulz.
Unterstützung erfährt das Bündnis "nazifrei" von Künstlern wie dem Magdeburger Kabarettisten Lars Johansen. Liedermacher und Autor Marc-Uwe Kling spendete eine Abendgage. Udo Lindenberg malte dem Bündnis ein Bild. "Das ist der Hammer", sagte Thomas Schulz. "Wir haben einige Lindenberg-Fans im Bündnis und freuen uns riesig. Das Motiv verwenden wir für Postkarten, die wir in den nächsten Tagen verteilen werden." Nun will das Bündnis Lindenberg für den 12. Januar einladen. Thomas Schulz mit Augenzwinkern: "Wer weiß, vielleicht kommt er ja?!"