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Auktion Chronik von 1702 unterm Hammer

Im Auktionshaus Bieberle soll am 29. August eine Magdeburger Chronik aus dem Jahr 1702 von Johann Vulpius versteigert werden.

Von Christina Bendigs 24.08.2015, 22:31

Magdeburg l Ein Stück Magdeburger Zeitgeschichte wird am kommenden Sonnabend im Auktionshaus Bieberle unter den Hammer kommen. Denn an diesem Nachmittag wird eine Chronik über die Stadt Magdeburg aus dem Jahr 1702 versteigert. Mindestgebot: 700 Euro. Das Werk wurde von Johann Vulpius verfasst und beinhaltet auch Kupferstiche. Niedergeschrieben ist darin die Geschichte der Stadt von der Erbauung bis zur Eroberung durch Tilly - und das auf zirka 760 Seiten, wie Peter Bieberle berichtet. Zirka 40 Kupferstiche mit Magdeburger Motiven und Tafeln von genealogischen Stammbäumen finden sich darin wieder. Das Buch stammt aus Privatbesitz.

Das Buch wurde in Magdeburg herausgegeben. Es ist thematisch gegliedert. Der Autor berichtet unter anderem "Von der Stadt Magdeburg Nahmen / Erbauung und Lage" oder "Von dem bei Magdeburg fliessendenen Schiffreichen Elb-Strome", "Von grossen Wasser-Schäden", "Von den Thurnier-Reichs- und andern Handlungs-Tagen / so zu Magdeburg gehalten worden" und "Was sich sonst denckwürdiges zu Magdeburg begeben hat", um nur einige Beispiele aus dem Register des Buches zu zitieren. "Ein großer Teil dreht sich auch um die Belagerung Magdeburgs in den Jahren 1550 und 1551, der größte Teil ist dem Preußenkönig Friedrich der Große gewidmet", erzählt Peter Bieberle, der leider kaum Zeit habe, sich in das Buch zu vertiefen und die Geschichte der Stadt aus damaliger Sicht zu studieren.

Dass es Chronisten gab, die die Geschichte einer Stadt aufschrieben, sei jedoch nicht ungewöhnlich. Dennoch waren diese Bücher damals Wertgegenstände, erzählt Bieberle. Allein die Sprache macht es spannend, in dem Werk zu blättern. In der Widmung etwa heißt es: "Einem hochedlen und hochweisen Rathscollegio der Alten Stadt Magdeburg und sämtlichen vornehmen und hochzuehrenden Mitgliedern desselben übergiebet diese Betrachtungen zur Bezeugung seiner ergebensten und schuldigsten Hochachtung der Verfasser." Aber auch viele historische Begebenheiten können in der Chronik noch entdeckt werden. Der Autor preist das "Werckchen" in seiner Vorrede recht bescheiden an, ist sich aber sicher: "Doch weil es auch zum Inhalt hat eine mannigfaltige und warhaffte Erzehlung vieler merckwürdigen Dingen / die sich in alten und neuen Zeiten an einem Weltbekanten Orte / nemlich in der Ur-alten Stadt Magdeburg und umliegender Gegend zugetragen (...) So zweiffle nicht / es werden sich so wohl vorießo / als auch ins zukünfftige Liebhaber finden / die ihnen dürfften gefallen lassen / in Durchlesung dieser Blätter / einen nicht unangenehmen Zeit-Vertreib zu suchen."

Aber auch viele historische Begebenheiten können in der Chronik noch entdeckt werden. Der Autor preist das "Werckchen" in seiner Vorrede recht bescheiden an, ist sich aber sicher: "Doch weil es auch zum Inhalt hat eine mannigfaltige und warhaffte Erzehlung vieler merckwürdigen Dingen / die sich in alten und neuen Zeiten an einem Weltbekanten Orte / nemlich in der Ur-alten Stadt Magdeburg und umliegender Gegend zugetragen (...) So zweiffle nicht / es werden sich so wohl vorießo / als auch ins zukünfftige Liebhaber finden / die ihnen dürfften gefallen lassen / in Durchlesung dieser Blätter / einen nicht unangenehmen Zeit-Vertreib zu suchen."Das älteste Stück, das am Sonnabend versteigert wird, ist das Buch allerdings bei weitem nicht. Das älteste Stück ist ein korinthischer Helm aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus. Die große Helmglocke mit ausgestelltem, kräftigem Nasenschutz hat seitliche Einschnitte mit Kinnriemenlöchern, einen kurzen Nackenschutz und wiegt 1420 Gramm. Das Auktionshaus hat sie aus einem Familienbesitz erhalten, berichtet Peter Bieberle. In Sachen Literatur findet er ein anderes Buch zudem ebenfalls wirklich interessant: eine Ausgabe des Tucholsky-Erzählbandes "Rheinsberg - Ein Bilderbuch für Verliebte" mit handschriftlicher Widmung von Kurt Tucholsky an den Schauspieler und Kabarettisten Willi Schaeffer (1884 bis 1962) sowie mit Original-Radierungen. Bieberle ist sich deshalb sicher: Am Sonnabend wird es spannend.

Die Auktion beginnt um 14 Uhr im Auktionshaus an der Jean-Burger-Straße. Ab 12 Uhr können sich Interessenten dort die zu versteigernden Gegenstände anschauen.