Gastspiel Circus Bravo meldet sich nach Corona-Lockdown in Magdeburg zurück
Der Circus Bravo steckte coronabedingt eineinhalb Jahre in Möckern fest und startet in Magdeburg das erste Gastspiel seit dem Ende des Lockdowns.

Magdeburg - Es sind die ersten Vorstellungen, die in diesen Tagen am Roggengrund im Stadtteil Neu-Olvenstedt nach der unfreiwilligen Auszeit vom Circus Bravo gegeben werden. Sie sind Balsam für die Seele, wie Zirkuschefin Lesly Köllner sagt. „Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, dass wir unser Publikum wieder begeistern und unsere Kunst zeigen können.“ In der Pandemie und dem Lockdown konnte das zwölf Mitarbeiter umfassende Ensemble des Zirkus nicht seiner Arbeit nachgehen und steckte buchstäblich in Möckern (Jerichower Land) fest.
Psychisch an die Grenzen gestoßen
Während der Lockerungen habe man noch vier Versuche unternommen, mit kleinen Gastspielen etwa in Biederitz den Betrieb aufrecht und damit auch Einnahmen zu erhalten, „damit wir uns und unsere Tiere versorgen können“, so die Zirkuschefin. Doch mit den gestiegenen Inzidenzen kam schließlich der totale Stillstand, der sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch mental als große Herausforderung entpuppte. „18 Monate im gleichen Supermarkt einkaufen zu gehen, das habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gemacht“, macht sie deutlich. Es fehlte das Reisen, das Aufsuchen neuer Orte. Und der Austausch mit dem Publikum. „Psychisch war das sehr hart“, gewährt Lesly Köllner einen persönlichen Einblick. Die dreifache Mutter führt das Zirkusleben in der sechsten Generation weiter, ihre Eltern leiten den Zirkus Atlantik. Die Existenzfrage, die von vielen gestellt worden sei, habe sie bewusst beiseite geschoben. „Zirkus ist unser Leben“, sagt Lesly Köllner voller Überzeugung.
Dass der Circus Bravo nun wieder am Roggengrund zu erleben ist, verdankt er der Unterstützung durch die Stadt Möckern, die dem Team während der Zeit des Stillstands die Standgebühren erließ, sowie seines Publikums. „Wir haben viele Spenden aus Magdeburg erhalten, mit denen wir das Heu für die Tiere finanzieren konnten“, klärt Lesly Köllner auf. Auf staatliche Unterstützung habe man bewusst verzichtet, „da wir wegen der unklaren Pandemieentwicklung nicht wissen, ob wir die Gelder zurückzahlen können. Mit Schulden möchten wir nicht starten, der Rucksack wäre zu groß“, erklärt sie.
Neues Konzept erhöht Angebote
Der Zirkus hat aber ein Förderprogramm genutzt, das ihm und seinen Gästen zugute kommen soll. Es wurden überdimensionale Hüpfburgen angeschafft, die nun um das Zirkuszelt herum aufgebaut sind und die Attraktivität vom Circus Bravo auf der einen Seite steigern und auf der anderen Seite die Bewegung der jungen Besucher fördern.
Eine Rechnung, die aufzugehen scheint, wie die ersten Tage zeigen. Köllner: „Wir erfahren gerade eine große Dankbarkeit, dass wir es durch die Pandemie geschafft haben. Das ist ein unglaubliches Gefühl – wir möchten gern etwas zurückgeben.“ Außerdem zeige der Zuspruch, dass „wir auch der Konkurrenz von Medien wie Fernsehen und digitalen Spielen trotzen können. Rauszugehen, beim Hüpfen Spaß zu haben, mit Tieren in Kontakt zu kommen und der Magie vom Zirkus zu erliegen, stehen hoch im Kurs“, so ihr Eindruck. Nicht ohne Grund kann die Stimmungslage im Circus Bravo, der den bekannten Schneemann „Olaf“ aus dem Film „Die Eiskönigin“ in seinen Reihen weiß, derzeit als euphorisch bezeichnet werden.
Gastspiel dauert bis August
Daher nimmt das Team Absprachen mit dem Gesundheitsamt, die zu den Abstimmungen mit dem Veterinär- sowie dem Bauordnungsamt dazukommen, gern in Kauf. Auflagen wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Kassenbereich sowie das Hinterlegen von Kontaktdaten gehören zum Zirkusbesuch nun mit dazu.
Bis zum 1. August lädt der Zirkus auf der Freifläche im Roggengrund 37 zum Verweilen ein. Das Gelände ist mit XXL-Hüpfburgen, Streichelzoo und Zirkuszelt täglich von 11 bis 18 Uhr zugänglich. Dienstags wird ein Ruhetag eingelegt. Anfragen zu Vorstellungen werden telefonisch unter 0151/12 41 86 69 beantwortet.

