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Corona-Krise Magdeburger Sportpark kämpft ums Überleben

Die Corona-Krise trifft die Fitnessszene hart. Als tragisch kann die Situation vom Life im Magdeburger Herrenkrug bezeichnet werden.

Von Marco Papritz 19.04.2020, 06:00

Magdeburg l „Wir sind krisenerprobt“, sagt Jörg Düniß. Der Geschäftsführer vom Life im Herrenkrug ist derzeit als Krisenmanager und Vermittler gefordert. Seit vier Wochen ist der Sportbereich des Gesundheitszentrums geschlossen. Die 49 Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit, den Honorarkräften können keine Aufträge erteilt werden. Einzig die Physiotherapie im Haus wird aktuell betrieben, die Patienten werden noch behandelt.

Stillstand gibt es aber nicht. „Wir bereiten uns auf die Zeit vor, wenn wir wieder öffnen können“, so Düniß. Die Schwierigkeit besteht dabei darin, dass es auch nach den am Mittwoch von der Bundesregierung angekündigten Lockerungen der Corona-Regelungen unklar ist, wann Unternehmen im Fitness- und Gesundheitsbereich ihre Arbeit wieder aufnehmen und Kunden beziehungsweise Mitglieder begrüßen können.

Eine Situation, die im Life im Herrenkrug bekannt ist und welche die Tragik der Einrichtung widerspiegelt: Nach dem Hochwasser 2002 musste der damalige Betreiber Insolvenz anmelden. Beim Hochwasser 2013, das als Jahrhunderthochwasser gilt, war das Life wieder mittendrin statt nur dabei und soff buchstäblich ab. Es entstand ein Schaden an Gebäude und Inventar im siebenstelligen Bereich. Es dauerte eineinhalb Jahre, bis der Sportpark seinen Betrieb wieder aufnehmen konnte.

Jörg Düniß erlebte beide Extremsituationen mit – vor 18 Jahren als Untermieter von Teilflächen, der nach der Pleite das Haus dann übernehmen sollte. Und vor sieben Jahren als Sportparkchef. Auch wenn der Wiederaufbau und die Schutzmaßnahmen vor Hochwasser nach der Überflutung des Herrenkrugparks im Sommer 2013 längst abgeschlossen sind – besonders sichtbar an der etwa 960 Meter langen, 2,5 Meter hohen und über fünf Millionen Euro teuren Spundwand gegen eine mögliche neue Elbeflut –, lässt ihn das Hochwasser bis heute nicht los: „Wir zahlen immer noch Kredite ab, die für den Weiterbetrieb nötig waren“, sagt der 49-Jährige.

Die Flut sei als „Gegner“ jeweils greifbar gewesen, das Corona-Virus hingegen nicht, so Düniß. „Was sich während der Pandemie wieder zeigt – die Solidarität, die das Life in der für alle schweren Zeit erfährt, ist sehr groß.“ Neben vieler aufmunternder Worte von Mitgliedern und Partnern kann das auch in Zahlen ausgedrückt werden: Etwa 80 Prozent der automatisierten Abbuchungen bei den Mitgliedern konnten Anfang April vorgenommen werden, „obwohl sie zur Zahlung der Beiträge in der Krise nicht verpflichtet sind. Dies ist extrem wichtig für die Liquidität vom Life“. Dazu hat das Haus Kontakt mit seinen etwa 2500 Kunden aufgenommen, unzählige E-Mails verschickt und Telefonate geführt. Es bietet Trainingsguthaben in Form von Gutscheinen an, die nach der Wiedereröffnung eingelöst werden können „damit keine Nachteile entstehen“.

Wie weit die Solidarität reicht, ist unklar. „Wie hoch die Abbuchungsrate und das Verständnis im Mai sein werde, ist nicht abzuschätzen“, so Jörg Düniß. Derzeit wird an Angeboten und Konzepten gearbeitet, die bei der Wiederaufnahme des Betriebes greifen sollen. Somit biete die unfreiwillige Auszeit auch die Möglichkeit, sich selbst zu hinterfragen und Verbesserungen herbeizuführen. „Aus der Erfahrung wissen wir, dass es etwa drei Jahre dauern wird, bis die wirtschaftliche Situation wieder erreicht ist, wie sie vor der Zwangsschließung war“, verweist Jörg Düniß. Daher wisse der studierte Sportfachmann mit Blick auf die Branche auch, dass eine Vielzahl von Unternehmen aus dem Fitnessbereich „Probleme bekommen werden zu überleben“.