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Coronavirus Bücher für drei Tage in Quarantäne

Die Magdeburger können wieder ihre Stadtbibliothek besuchen. Zur Sicherheit kommen abgegebene Bücher für drei Tage in Corona-Quarantäne.

Von Stefan Harter 07.05.2020, 11:53

Magdeburg l Hunderte Bücher stapeln sich in einem Regal im hinteren Bereich der Zentralbibliothek in magdeburg. Sie wurden am Montag, dem ersten Öffnungstag seit sieben Wochen, abgegeben und sind dort nun in Quarantäne. Drei Tage müssen sie dort bleiben, dann können sie wieder ausgeliehen werden. So lange, sagen Forscher, überleben mögliche Corona-Viren auf ihnen.

Es ist eine von vielen Maßnahmen, die die Bibliotheksmitarbeiter entsprechend der Landesverordnung umsetzen. Am Eingang weist eine Kollegin die Besucher ein, jeder muss wie beim Einkauf einen Korb nehmen. Nach der Rückgabe werden diese direkt desinfiziert. Sie sind auch ein guter Indikator, wie viele Besucher gerade vor Ort sind: Sind sie alle, muss kurz gewartet werden. „Dabei orientieren wir uns an den Vorgaben für den Handel“, sagt Bibliotheksleiterin Cornelia Poenicke. Theoretisch könnten daher sogar zeitgleich 200 Besucher auf allen Ebenen unterwegs sein.

Ein Beratungstelefon ist besetzt, da gerade jetzt viele Leser anrufen und wissen wollen, wie die Abgabefristen sind. Sie waren während der coronabedingten Schließung ausgesetzt und wurden nun noch einmal gestaffelt verlängert, wie Cornelia Poenicke erklärt. „So müssen nicht gleich in den ersten Tagen alle Leute herkommen“, sagt sie.

Schließlich gilt auch in der Bücherburg und ihren Zweigstellen die Abstandsregel von mindestens 1,5 Meter. Das ist auch der Grund, warum man in die Fahrbibliothek vorerst nur einzeln einsteigen kann. Sie ist ebenfalls wieder unterwegs. Am ersten Tag gab es an den Haltestellen schon Schlangen, berichtet Bibliothekssprecher Maik Hattenhorst. „Es freut uns sehr, dass uns die Leser so treu sind“, erklärt er. Selbst von „Entzugserscheinungen“ war die Rede. Gut 4300 Medien seien am Montag ausgeliehen worden, das seien überdurchschnittlich viele, erklärt er.

Für lange Gesichter hätte allerdings die Information gesorgt, dass vorerst kein längerer Aufenthalt in den Räumlichkeiten möglich ist, wie Cornelia Poenicke berichtet. Keine Tageszeitungen im Lesecafé, keine Arbeitsplätze am PC, keine Stühle zur Recherche, keine Spiele auf der Familienetage. Dafür gibt es aber zum Beispiel ein neues Bestellformular auf der Website der Stadtbibliothek, um Bücher vorzubestellen.

Auch Veranstaltungen wie Lesungen oder das Bilderbuchkino wird es noch nicht geben. Was aber fest geplant wird, ist der diesjährige Lesesommer, bei dem Ferienkinder die neuesten Bücher lesen können. Dieser startet in diesem Jahr am 13. Juli 2020. „Eine Bibliothek ist auch ein Treffpunkt und sozialer Ort, da wollen wir wieder hin“, sagt Maik Hattenhorst und hofft auf entsprechende Änderungen in künftigen Landesverordnungen.

Ein Kritikpunkt, der am ersten Tag aufgekommen war, konnte gleich am nächsten Tag abgestellt werden. So lagen zunächst Listen aus, in die sich die Besucher eintragen mussten – aus Daten- und Hygieneschutzgründen eher problematisch. „Jetzt können wir es aber so lösen, dass wir, wie vom Land gefordert, am Abend eine Liste ausdrucken können“, sagt Cornelia Poenicke. Jene Leser, die nur etwas abgeben wollen, werden separat von den Mitarbeitern erfasst.

Neu sind die Öffnungszeiten in der Zentralbibliothek. Unter der Woche schließt sie vorerst um 18 Uhr, eine Stunde früher als bisher. So sollen unter anderem alle Dienste abgesichert werden. Dafür können aber ab sofort sonnabends von 10 bis 15 Uhr, also zwei Stunden länger als bislang, Bücher ausgeliehen werden. „An diesem Tag kommen immer viele Familien. Wir hoffen, dass wir den Besucherstrom damit etwas entzerren können“, sagt Maik Hattenhorst.