Infrastruktur Das Übel mit der Wurzel
Wenn die Wurzeln von Bäumen auf Leitungen im Untergrund treffen, kommt es oft zu Problemen - in Magdeburg gibt es dafür eine Arbeitsgruppe.
Magdeburg l Wenn die Wurzeln von Bäumen auf Leitungen im Untergrund treffen, kommt es regelmäßig zu Problemen: Schäden an Rohren und Kabeln sind das eine. Das Problem, im Fall einer Havarie schnell an eine vom Wurzelwerk durchzogene Stelle im Untergrund zu kommen, ist das andere. Mit den Problemen befasst sich eine Arbeitsgruppe „Bäume auf oder im Näherungsbereich von Leitungen“, in der neben Vertretern verschiedener Stellen der Stadt auch die Experten der Städtischen Werke Magdeburg (SWM) vertreten sind.
Johannes Kempmann ist Technischer Geschäftsführer der SWM und erläutert: „Wir und die Abwassergesellschaft Magdeburg als unser Tochterunternehmen betreiben in Magdeburg ein Leitungsnetz mit einer Gesamtlänge von rund 10 000 Kilometern.“ Die für ganz Deutschland gültigen Richtlinien sehen vor, dass im Abstand von etwa 2,50 Metern keine Bäume über Leitungen stehen dürfen. Johannes Kempmann: „An vielen Stellen der Stadt stimmen diese Abstände nicht, und dank der Arbeitsgruppe können wir die Problemfälle erörtern.“
Wurde da schlampig geplant und gearbeitet? „Nein“, sagt der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann. Vielmehr handelt es sich um ein Problem, das im wahrsten Sinne des Wortes seit Jahrzehnten und Jahrhunderten gewachsen ist. Dieter Scheidemann erläutert: „Bis ein Baum gewachsen ist und tatsächlich die Leitungen beschädigt, vergehen viele Jahre.“ Heute werde bei Bauplanungen genau auf die Vorgaben geachtet.
Kathrin Kretschmann leitet im Tiefbauamt die Tiefbaukoordinierung und berichtet: „Derzeit haben wir 60 Fälle in der AG auf dem Tisch, in denen es um rund 120 Bäume geht.“ Johannes Kempmann sagt: „Wir schauen uns jeden Einzelfall genau an. Im Falle von Abwasserleitungen reicht es manchmal beispielsweise, wenn die Wurzeln einfach weggefräst werden. Bei Gasleitungen geht so etwas natürlich nicht: Schäden an den Rohren führen hier zu echten Gefahrenquellen.“ Und auch bei Fernwärme-, Wasser- und Stromleitungen ist ein einfaches Ausfräsen nicht möglich.
Nachdem die Städtischen Werke in den vergangenen Jahren ihre Leitungspläne aufwendig aktualisiert und digitalisiert haben, werden jetzt nach und nach auch alte Problemfälle abgearbeitet. Ein Dauerbrenner ist beispielsweise ein Baum im Silberbergweg: „Über ihn diskutieren wir schon sechs Jahre“, sagt Johannes Kempmann. Neben den Belangen seines Unternehmens müssen auch die des Umweltschutzes und städtebauliche Aspekte beachtet werden. Und daher ist in den Runden immer die Frage: Muss wirklich gefällt werden? Oder kann an den Wurzeln vorbeigebaut werden? Oder ist die Umsetzung des Baumes eine Option? Bei Neupflanzungen kann an besonders bedeutsamen Stellen auch ein Wurzelschutz um die Leitungen verlegt werden, so dass es zu keinen Schäden kommt.
Wie Kathrin Kretschmann berichtet, sind neben einzelnen Bäumen manchmal ganze Baumreihen zu nahe an den Leitungen. Sie sagt: „Wir befassen uns beispielsweise derzeit mit einer größeren Zahl an Gehölzen, die im Florapark-Garten an einer ungünstigen Stelle stehen.“
Kathrin Kretschmann berichtet aus ihrer Erfahrung, dass beim Bau die Regeln meist genau beachtet werden. „Wenn dann aber nachträglich ein Baum gepflanzt wird, haben viele Menschen einfach nicht auf dem Schirm, dass auch dabei Regeln zu beachten sind.“ Dieter Scheidemann empfiehlt in diesem Zusammenhang: „Leitungen gibt es überall. Daher lohnt es sich auch bei einem Privatgrundstück, bei den Städtischen Werken einmal einen Blick in die Leitungspläne zu werfen.“ Das im eigenen Interesse: Nicht allein Fragen der Sicherheit spielen hier eine Rolle, sondern auch die der Kosten. Johannes Kempmann: „Klar: Wir lassen die entsprechenden Arbeiten eher von dem Verursacher als von der Gesamtheit unserer Kunden bezahlen.“