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Stadtentwicklung Debatte um Bänke auf dem Domplatz in Magdeburg wirft Frage nach dem passenden Modell auf

Die orangefarbenen Enzis als Blickfang und Sitzgelegenheit auf dem Domplatz in Magdeburg sind abgelehnt, das Domplatz-Open-Air coronabedingt abgesagt. Indes gibt es eine Initiative für bequeme Bänke auf dem Domplatz zur Belebung des Platzes.

Von Christina Bendigs Aktualisiert: 5.5.2021, 11:19
Christian Antz’ (Foto) Argumente für die Beimsbank auf dem Domplatz: Sie ist bequem, sie ist ein  Unikat, sie ist wie der Dom aus Sandstein gebaut und passt daher zum Platz, sie würde aus der Bürgerschaft finanziert werden, sie steht für eine Zeit, als Magdeburg eine Vorreiterrolle im Hinblick auf die Architektur übernahm.
Christian Antz’ (Foto) Argumente für die Beimsbank auf dem Domplatz: Sie ist bequem, sie ist ein Unikat, sie ist wie der Dom aus Sandstein gebaut und passt daher zum Platz, sie würde aus der Bürgerschaft finanziert werden, sie steht für eine Zeit, als Magdeburg eine Vorreiterrolle im Hinblick auf die Architektur übernahm. Foto: Christina Bendigs

Magdeburg. Schon im Jahr 2020 hatte sich die Gemeinwesenarbeitsgruppe Altstadt mit ihrer Initiative zur Magdeburger Bank an die Stadtverwaltung und die Stadtratsfraktionen gewandt. Ihr Ziel: mehr Bänke auf dem Domplatz, vor allem bequeme, finanziert aus dem Portemonnaie der Bürgerschaft. Die Beimsbank, als Unikat der Stadt Magdeburg, sollte Karriere auf dem Domplatz machen – ein Ensemble aus historischen und modernen Bauten. Von dort aus sollen sie nach und nach in weiteren Teilen der Innenstadt aufgestellt werden. Auf diese Weise soll Identifikation gestiftet, aber auch der Wohlfühlcharakter verbessert werden und somit der Platz belebt werden. Reaktionen auf das Vorhaben seien jedoch ausgeblieben, berichtet Prof. Dr. Christian Antz als einer der Initiatoren der GWA Altstadt. Deshalb hat er einen neuerlichen Brief geschickt. „Wozu gibt es eigentlich die GWA-Gruppen, wenn solche Initiativen nicht aufgegriffen werden?“, fragt sich Antz, der sich als Professor an der Uni Greifswald und Dozent an der Uni Magdeburg mit Stadtentwicklung beschäftigt.

Gleich mehrere Firmen hätten zugesagt, für die 1800 Euro teuren Beimsbänke für den Domplatz spenden zu wollen. Antz habe sie erst einmal in die Warteschleife gebeten. Denn eigentlich richtete sich der Aufruf an Bürger. Und auch die hätten sich gefunden, ihre Unterstützung sogar mit einer Unterschrift bekräftigt, wie Antz berichtet. Die Firmen mitgerechnet, wären bereits eine Reihe von Bänken auf dem Domplatz finanzierbar.

Hintergrund der Initiative ist, dass zu wenige und hauptsächlich unbequeme Bänke auf dem Domplatz stehen, so Antz. Die Mehrheit kommt ohne Rückenlehne aus. Aber: „Die Leute sollen auch einmal mit einem Buch kommen, vielleicht darüber einschlafen, und dann mit dem Plätschern der Wasserspiele wieder aufwachen und denken: Ist das nicht eine tolle Stadt, in der wir hier leben“, schwärmt Antz. Doch mit den aktuellen Bänken sei daran nicht zu denken.

Am Modell werden sich die Geister scheiden

Eine Volksstimme-Nachfrage in den Fraktionen des Stadtrates zeigte, dass die Kommunalpolitiker durchweg positiv auf die Initiative aus der GWA Altstadt reagieren. Fraglich ist allerdings, ob sich die Ratsfraktionen auch auf die Beimsbank einigen können.

Die CDU-Fraktion etwa empfindet den Domplatz nicht als richtigen Standort für die Beimsbänke. „Sie sollten dort stehen, wo ein Geschichtsnachweis sinnvoll ist“, sagt Fraktionsvorsitzender Wigbert Schwenke. Die Curiesiedlung würde sich eignen, auch die Beimssiedlung, findet er. Seine Fraktion schlägt vor, mehrere Bänke zu testen, um ein optisch passendes und gleichzeitig bequemes Modell zu finden. Grundsätzlich begrüße die Fraktion aber die Initiative.

Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Falko Grube dagegen würde sich sogar selbst als Spender beteiligen. „Zusätzliche Bänke im Stile von Beims unter den Bäumen am Domplatz würden dem Platz guttun“, sagt er. Und gerade im Sommer wäre mehr Platz im Schatten zu begrüßen.

Mehr Bänke für die gesamte Magdeburger Innenstadt

Auch die Fraktion FDP/Tierschutzpartei begrüße das Vorhaben, teilt Geschäftsführerin Stefanie Platzek mit. Die Fraktion setze sich nicht nur auf dem Domplatz für mehr Sitzmöbel ein, sondern in der gesamten Innenstadt. Das Vorhaben sollte daher gesamtplanerisch betrachtet werden. Die Fraktion schlägt einen Ideenwettbewerb vor. Außerdem sollten als kurzfristige Lösung an geeigneter Stelle die orangefarbenen Enzis aus dem Freiraumlabor aufgestellt werden.

Auf die kommt auch die Fraktion Grüne/future! noch einmal zu sprechen. Schließlich hatte sie den Antrag gestellt, die Enzis auf dem Domplatz versuchsweise aufzustellen, erinnern Madeleine Linke und Olaf Meister als Fraktionsspitze. Der Stadtrat lehnte den Vorschlag ab. Die Beimsbänke seien daher ein Kompromiss. Allerdings geben Linke und Meister zu bedenken, dass sie sich eine flexibelere Lösung gewünscht hätten. Und auch die Unterhaltungskosten müssten berücksichtigt werden. Das seien aber keine Gründe, das Vorhaben abzulehnen.

Roland Zander von der Fraktion Gartenpartei/Tierschutzallianz hebt hervor, dass die Beimsbänke mit 1800 Euro nicht ganz so teuer wären wie die von der Stadt zunächst favorisierten Bänke für etwa 5000 Euro. Auch er meint, dass der Domplatz weitere Sitzmöglichkeiten vertragen könnte.

Neben der Beimsbank weitere Favoriten möglich

Auch die Fraktion Die Linke kündigt Zustimmung an. „Die Beimsbank als sogenannte ,Magdeburger Bank’ verfügt zweifellos über ein besonderes Design und hat ein Alleinstellungsmerkmal, das dem Domplatz als ,guter Stube im Freien’ gerecht werden kann“, antwortet die Fraktion. Inwiefern dies auch für ein vergleichsweise bequemes Sitzen gilt, sei noch abschließend herauszufinden. Die Beimsbank könne ein Favorit sein, aber möglicherweise nicht der Einzige. Sitzbänke für 5000 Euro das Stück würden auf der Liste jedoch nicht weit oben stehen.

Denkmalschutz und neue Bänke in Einklang zu bringen, daran erinnert Frank Pasemann als Fraktionsvorsitzender der AfD. „Wenn dies mit den Beimsbänken möglich ist und die Aufenthaltsqualität dadurch verbessert wird, sind wir absolut dafür“, erklärt er. Er sei zudem begeistert, dass die Bänke „die klamme Stadtkasse nicht belasten würden“. In jedem Fall seien die Beimsbänke eine bessere Lösung „als die von Linksgrün vorgebrachte Idee, quietschbuntes Stadtmobiliar auf den Platz zu stellen“.

Blick auf den Magdeburger Domplatz: Neben historischen Bauten gibt es auch moderne Gebäude.
Blick auf den Magdeburger Domplatz: Neben historischen Bauten gibt es auch moderne Gebäude.
Foto: Christina Bendigs

Stadt präsentiert drei neue Modelle

Durch die Debatte um bequeme Sitzmöglichkeiten auf dem Domplatz hat die Stadtverwaltung drei neue Modelle ausgewählt, die noch im zweiten Quartal 2021 zum Probesitzen auf dem Domplatz aufgestellt werden sollen. Das geht aus einer Stellungnahme der Stadtverwaltung hervor. Der Domplatz oder „neue Markt“ gehöre zu den vornehmsten Plätzen Magdeburgs, der in seiner historisch gewachsenen Gestalt zu den eindrucksvollsten Kathedralplätzen in Deutschland und Zentraleuropa zähle, betont die Verwaltung.

Diese großflächige Platzanlage könne nur im Einklang mit der denkmalpflegerischen Zielstellung gestaltet werden. Dazu gehören auch die Bänke. Der Schwerpunkt bei der Entwicklung lag auf der Stärkung der Platzkonzeption als barocker Schlossplatz. Nicht nur der Seniorenbeirat, der kürzlich ein Probesitzen auf dem Domplatz veranstaltete, empfindet die lehnenlosen Bänke als unbequem, wie Dagmar Brüning auf Volksstimme-Nachfrage berichtet. Auch die Stadtverwaltung kommt in ihrer Stellungnahme zu dem Ergebnis, dass die Bänke auf dem Domplatz nicht bequem seien. Auch eine im vergangenen Jahr zur Probe aufgestellte Bank fiel durch.

Mit den neuerlichen Modellen soll weiterhin das barocke Leitbild des Platzes verfolgt werden. Alternativ würde aus Sicht der Stadtverwaltung auch eine andere bereits im Stadtgebiet vorhandene Bank infrage kommen, heißt es in der Stellungnahme. 23 Bänke auf dem Domplatz sollen gegen ein neueres und vor allem bequemeres Modell ausgetauscht werden.