1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Kriegerdenkmal in Diesdorf: Denkmal-Irrtum unter den Magdeburgern

Kriegerdenkmal in Diesdorf Denkmal-Irrtum unter den Magdeburgern

In Magdeburg-Diesdorf steht seit 1902 das Kreigerdenkmal. Jedoch gibt es ein paar Fakten, die relativ unbekannt sind und zu Irrtümern unter Anwohnern sorgen.

Von Lena Bellon 20.07.2023, 03:00
Das Kriegerdenkmal heute in Magdeburg-Diesdorf.
Das Kriegerdenkmal heute in Magdeburg-Diesdorf. Lena Bellon

Magdeburg - Es steht zentral, viele Magdeburger und besonders Diesdorfer sind mit Sicherheit schon daran vorbeigefahren: das Kriegerdenkmal. Heute vor 121 Jahren wurde es eingeweiht. Jan Müller, Mitglied des Diesdorfer Bürger- und Heimatvereins, sah das als Anlass, sich damit zu beschäftigen.

„Mich interessiert einfach die Dorfgeschichte. Für meine Führungen durch Diesdorf habe ich auch gerne fundiertes Wissen“, sagt er. „Ein Diesdorfer hatte mir ein Schreiben von 1901 zur Verfügung gestellt, das er gefunden hat.“ Daraus stammen die Informationen, die er für die Volksstimme zusammengetragen hat.

Für Erinnerung und Dankbarkeit

„Im Jahre 1901 bildete sich ein Komitee aus allen Schichten und Körperschaften zur Errichtung eines Kriegerdenkmals. Denn 30 Jahre des Friedens waren seit Gründung des neuen Deutschen Reiches vergangen und noch immer hat die Gemeinde Diesdorf eine Pflicht aus Dank und der Anerkennung für all die großen Opfer, welche die Teilnehmer an den Feldzügen gebracht haben, nicht eingelöst“, heißt es in der Schrift. „Als äußeres Zeichen der Erinnerung an die Zeit von 1864 bis 1871 soll den Gefallenen zu ewigem Gedächtnis, den Überlebenden zum Zeichen der Dankbarkeit, der Jugend und Nachwelt zur Nacheiferung ein Kriegerdenkmal errichtet werden.“

Eine Abbildung des  Denkmals um 1971 herum.
Eine Abbildung des Denkmals um 1971 herum.
Quelle: Heimatbuch

Auf Beschluss dieses Komitees seien in den Wirtschaften von Kannengießer im Landhaus und von Thiele im Gemeindekrug Sammelbüchsen aufgestellt worden. Dort seien die Gäste zu einer freiwilligen Spende für das Denkmal aufgefordert worden. Ebenso sammelten die Diesdorfer Vereine. Ein Model des Denkmals sei laut des Diesdorf-Experten vom 12. bis zum 20. Oktober 1901 im Gemeindekrug bei Herrn Thiele öffentlich zur Ansicht ausgestellt gewesen. „Als Denkmal wurde einstimmig vom Komitee ein Modell des Herrn Bildhauers Bosüner oder Bofüner aus Magdeburg gewählt“, sagt er. Der damals fünf Meter hohe Obelisk besteht aus meliertem sächsischen Stein und eingelassenen Tafeln aus schwarzem schwedischen Granit.

Die erste Weihe des Kriegerdenkmals fand laut der Dokumente am Sonntag, den 20. Juli 1902, um 15 Uhr mit reichlich Rahmenprogramm statt. Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) sei am 2. März 1919 die Gemeindevertretung neu gewählt worden.

Einladung zur Einweihung am 20. Juli 1902.
Einladung zur Einweihung am 20. Juli 1902.
Bürger- und Heimatverein Diesdorf/ Privater Fundus

Zweite Einweihung

Die Besetzung aller Gemeindeämter, Feldhüter und Gemeindediener mit Sozialdemokraten sei nicht jeder Diesdorfer gewogen gewesen. Am 1. Mai 1919 sei deswegen ein großer Umzug und eine Volksversammlung auf dem Spielplatz mit großer Lobrede auf die Republik erfolgt. Eine weitere Quelle für Müllers Wissen über das Denkmal in Diesdorf kommt aus dem Heimatbuch des Pfarrers Franz Huschenbett. „Es ist wenig dazu geschrieben. Daher denken viele Menschen, dass es aus dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg stammt“, sagt Jan Müller. In dem Heimatbuch wirft der Pfarrer den Sozialdemokraten vor, eine Erweiterung des Denkmals verhindert zu haben, „da die Erweiterung des Denkmals mit den Namen der Gefallenen eine Verherrlichung des Weltkrieges“, darstellen würde.

Diese Erweiterung des Denkmals hat jedoch stattgefunden, weshalb am 1. Juli 1934 das Denkmal zum zweiten Mal eingeweiht wurde. „So konnte denn unser altes Kriegerdenkmal, das die Gemeinde vor 32 Jahren den Kämpfern von 1864, 1866, 1870/71 und den Chinakämpfern gewidmet hatte, durch einen neuen mächtigen Granitquader mit 116 Namen der im Weltkrieg Gefallenen oder als kriegsbeschädigte Gestorbenen erhöht werden“, fasst Müller zusammen.