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Nach Pöbelattacken Der Grünschnitt-Drive-in in Magdeburg ist gesichert

Vorfahren, Kofferraum öffnen und wieder losdüsen. Mit diesem Prinzip erfreut sich die Annahmestelle für Grünabfälle in Magdeburg-Buckau großer Beliebtheit.

Von Marco Papritz 19.07.2021, 06:36
Olaf Schulz und Ralf ?Willi? Wildgrube entnehmen in der Annahmestelle für Grünabfälle an der Sandbreite die Grünschnittsäcke aus den Autos und entleeren sie  in einer Radladerschaufel. Sechs Mitarbeiter sind in Buckau beschäftigt.
Olaf Schulz und Ralf ?Willi? Wildgrube entnehmen in der Annahmestelle für Grünabfälle an der Sandbreite die Grünschnittsäcke aus den Autos und entleeren sie in einer Radladerschaufel. Sechs Mitarbeiter sind in Buckau beschäftigt. Foto: Marco Papritz

Magdeburg - „Nicht nur persönlicher Frust, sondern auch Sperrmüll wurde bei uns zuhauf abgeladen“, berichtet Jens Semmler, seit Jahren in der Annahmestelle an der Sandbreite, die bei Kleingärtnern hoch im Kurs steht, im Einsatz. 2006 von der Gise mbH, der Gesellschaft für Innovation, Sanierung und Entsorgung, als Entlastung des Städtischen Abfallwirtschaftsbetriebes (SAB) gegründet, wird die Abgabestelle für Grünabfälle und Kleinelektro von Privathaushalten pro Jahr von 25.000 bis 30.000 Besuchern aufgesucht, die kostenfrei ihre Grünabfälle abgeben können. Tendenz steigend.

Und doch gab es Überlegungen von Gise-Geschäftsführer Reinhard Kuhne, die Notbremse zu ziehen. „Durch üble Pöbeleien und der Masse an Müll, der illegal vor dem Tor abgeladen wurde, gab es den ernsthaften Gedanken, die Einrichtung zu schließen und die Mitarbeiter dadurch zu schützen“, erklärt Kuhne.

Müllerberge vor dem Tor

Die Gise hat das Areal gepachtet und geriet ein ums andere Mal ob des Zustandes vor den Mauern des Geländes in Erklärungsnot. Der Städtische Abfallwirtschaftsbetrieb, der ja eigentlich entlastet wird, musste in den zurückliegenden Monaten oft zusätzlich ausrücken, um die Müllberge – unter anderem gespickt mit Ölkanistern, Elektrogeräten, Wohnungseinrichtungen, Bauresten und Reifen – abzutransportieren. Durch die viele Zeit, welche die Menschen während der Pandemie daheim verbrachten und unter anderem zum Aufräumen, Entrümpeln von Kellern, Garagen und Dachböden und dem Pflegen des heimischen Gartens nutzten, steigerte sich das Müllaufkommen.

Ebenso der Ärger, zum Ausdruck gebracht durch Beschimpfungen auch teilweise aus der untersten Schublade und gerichtet an die Gise-Mitarbeiter. „Nachvollziehbar ist das nicht, denn die Annahmestelle war während der gesamten Pandemie geöffnet. Zusätzlich haben wir es am Sonnabend ermöglicht, die Abfälle abgeben zu können“, verweist Reinhard Kuhne. Zum Vergleich: Die Deponien der Landeshauptstadt waren im vergangenen Jahr von einer zeitweisen Schließung betroffen. Aufgrund des Andrangs mussten zudem an manchen Tagen Wartezeiten von bis zu zwei Stunden in Kauf genommen werden, um den Grünabfall loswerden zu können. In Buckau musste maximal 20 Minuten verharrt werden.

In knapp drei Minuten erledigt

Die Drohung des Chefs zur Schließung hat Wirkung gezeigt, es gibt kaum noch Pöbel- und Müllvorfälle. Mehr noch: Der eingerichtete Fahrzeugservice kommt gut an. „Ich komme gern hier her, da die Abgabestelle gut erreichbar ist und ich selbst nicht mit anpacken muss, um die schweren Säcke abzuladen“, sagt beispielsweise Ute Selle. In knapp drei Minuten ist alles erledigt.

Zwischen 1700 und 2000 Tonnen an Grünschnitt fallen an der Sandbreite pro Jahr an, der in Containern gesammelt und dann vom SAB abgeholt wird. Der gesammelte Abfall wird von der Boden und Recycling GmbH an der Ottersleber Deponie zu Mutterboden verarbeitet. Die Elektrokleingeräte wie Unterhaltungselektronik, die an der Sandbreite abgegeben werden, werden von der Gise am Recycling-Standort in der Berliner Chaussee 106 bis 112 demontiert.

Die Gise-Abgabestelle in der Sandbreite 16 ist montags bis freitags in der Zeit von 7 bis 15 Uhr sowie sonnabends von 8 bis 14 Uhr geöffnet.