Der Klimawandel und die Elbe
Die Elbe und die Schifffahrt - Autor Lothar Tölle schreibt heute über den Klimawandel und dessen Folgen für die Binnenschifffahrt.
Magdeburg l Umfangreiche Untersuchungen zum Klimawandel und seinen Auswirkungen speziell für alle großen Flusseinzugsgebiete und insbesondere die Wasserstraßen in und um Deutschland erfolgen zurzeit im Rahmen eines groß angelegten Forschungsprogramms namens KLIWAS in Zusammenarbeit vieler Institute. KLIWAS ist die Abkürzung für "Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserstraßen".
Ein erstes Zwischenergebnis aus der verfeinerten Klimaprojektion dieses Komplexprogramms weist z.B. aus, dass für den ersten Projektions-Zeitraum 2030 bis etwa 2050 keine wesentlichen Veränderungen in Mitteleuropa, also auch nicht im Elbebereich, zu erwarten sind, wohl aber für den Zeitraum 2070 bis 2100.
Im Gegensatz zu den Schlussfolgerungen des PIK (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung - siehe Folge75) gibt es aus der KLIWAS-Projektion bisher auch noch keine konkreten wasserwirtschaftlichen Angaben zum eventuell veränderten Abflussregime der Elbe.
Zurzeit werden mit einem verfeinerten "Raster" erst schrittweise die Einzugsgebiete der wichtigsten Nebenflüsse (Havel, Saale usw.) betrachtet und daraus dann die zusammenfassenden Ergebnisse für den "Elbeschlauch" abgeleitet, die eventuell bis Ende 2012 vorliegen werden. Insofern darf man daraus auch genauere Angaben erwarten, als die bereits genannten relativ groben Tendenzaussagen und Abschätzungen des PIK.
Unabhängig davon wird man sich aber trotzdem schon tendenziell auf geringere Sommerniederschläge in zwei bis drei Generationen nach uns einstellen müssen, auch wenn man noch jahrelang über die konkreten Mengen und die genaue zeitliche Klimaentwicklung streiten kann und weiter forschen muss.
Wie bereits dargestellt, entsteht gerade im Sommer ein geringeres Wasserdargebot mit Folgen nicht nur für Natur, Landwirtschaft und Wassernutzung allgemein, sondern speziell auch für die Schifffahrt.
Besonders betroffen werden dabei die schiffbaren Flüsse wie Elbe, Saale und Havel sein. Es gab zwar in den dreißiger Jahren bereits an der Elbe einen Plan zur Errichtung eines 80-Millionen-Kubikmeter-Speicherbeckens rechtselbisch bei Pirna zwecks Wasserspeicherung und -abgabe für die Schifffahrt, aber ein derartiges Projekt dürfte heutzutage genauso wenig vermittelbar sein wie weitere herkömmliche Staustufen in der deutschen Elbe - selbst wenn der Platz dafür noch vorhanden wäre.
Von der Gesamtsteuerung des vorhandenen umfangreichen Talsperrensystems im Elbe-Einzugsgebiet der Tschechischen Republik und in Deutschland her gesehen ist eine Niedrigwasseraufhöhung im Sommer aber ohne Weiteres denkbar und wurde sogar zeitweise zur Unterstützung der tschechischen Schifffahrt von der tschechischen Seite her bereits praktiziert.
Dieses Talsperrenvolumen beträgt immerhin in der Tschechischen Republik 2,56 Milliarden Kubikmeter und im deutschen Einzugsgebiet 1,55 Milliarden Kubikmeter.