Polizei steht vor einem Rätsel / Täter haben es gezielt auf hochwertige Reifen abgesehen Diebesbande hat sich auf Räder spezialisiert In 27 Fällen blieben nur die Steine zurück
Die Kripo ermittelt zurzeit in einer Diebstahlsserie von Kompletträdern, bei der die Täter es auf hochwertige Reifen samt Felgen abgesehen haben. Seit September haben die Unbekannten 27 Autos auf Pflastersteinen aufgebockt zurückgelassen.
Magdeburg l Als die Eigentümer einer Autovermietung am vergangenen Sonnabend sich den Mercedes-Transporter vor ihrem Bürofenster ihrer Firma in der Lübecker Straße ansahen, merkten sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Es fehlten alle vier Reifen samt Felgen. Das Fahrzeug war fein säuberlich auf vier Betonpflastersteinen aufgebockt. Der Rest war Routine, denn die Kripo war schon am 24. November da, weil die Täter von einem Opel alle Räder abbauten.
Die Handschrift ist immer die gleiche. Seit September rechnen die Beamten 27 Fahrzeuge der Serie zu.
Gezielte Suche nach hochwertigen Rädern
Die Ganoven suchen sich offenbar gezielt die Fahrzeuge bzw. die Reifen aus und bauen sie über Nacht ab. Normalerweise ist ein solcher Diebstahl ein Fall für den Kriminaldienst des jeweiligen Revierkommissariates.
Doch aufgrund der Häufung der Vorfälle "hat nun die Ermittlungsgruppe Kfz des Polizeirevieres die Bearbeitung übernommen", erklärte gestern Polizeisprecher Bernhard Wessner. Und eines ist noch auffällig: Sehr viele der gestohlenen Räder haben eine hohe Reifenbreite und sind aus diesem Grund auch besonders teuer.
Der durchschnittliche Diebstahlswert pro Fahrzeug soll sich auf 1200 Euro belaufen. Handelt es sich dann noch um Aluminiumfelgen, steigt der Wert der Beute noch einmal.
Auffällig ist aus Sicht der Ermittler auch das Ziel der Täter. In fast allen Fällen suchten sich die Diebe ihre Fahrzeuge auf dem Gelände von Autovermietungen und Autohäusern aus. Auch diese Tatsache spricht für ein gezieltes Vorgehen, möglicherweise Auftragskriminalität oder zumindest einen Diebstahl, um die Reifen möglichst neuwertig weiter zu verkaufen. Das Vorgehen ist bei den Tätern immer ähnlich. Anhand der Spuren wird das Fahrzeug durch einen Wagenheber an einer Seite kurz angehoben, die Räder abgeschraubt und das Fahrzeug anschließend auf mitgebrachte Beton-Pflastersteine aufgebockt.
Da dieser Arbeitsgang ein wenig Zeit in Anspruch nimmt und auch einer der Täter das Umfeld im Auge haben muss, gehen die Ermittler von mehreren, aber mindestens zwei Tätern aus.
Die Diebe müssen auch mindestens mit einem Kleintransporter auf Diebeszug gehen, da wegen der schweren großen Reifen samt Felgen ein Pkw für den Abtransport der Beute zu klein sein dürfte. Für eine solche Mobilität spreche außerdem, dass die Tatorte auf die ganze Stadt verteilt liegen.
Eine Nachfrage der Volksstimme in den umliegenden Revieren Magdeburgs ergab außerdem, dass vor allem im Landkreis Börde eine ähnliche Häufung auftritt.
Polizeisprecher Joachim Albrecht: "Erst gestern und heute hatten wir hier auch wieder solche Fälle. Da wurden zum Beispiel die Fahrzeuge auf Pflastersteine und sogar Europaletten aufgebockt", erklärte er weiter.
Im Gegensatz dazu fiel im Jerichower Land solche Häufung bisher nicht auf. "Bei uns gab es das so noch nicht", erklärte Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch.
Die Ermittler gehen davon aus, dass vor allem die Peripherie der Autobahn 2 und A14 von den Diebstählen betroffen ist.
Polizei empfiehlt abschließbare Radmuttern
Zum Schutz vor solchen Diebstählen empfiehlt Kriminalhauptkommissar Roland Neunmann sogenannte Felgenschlösser oder codierte Radmuttern.
Vor allem für höherwertige Reifen lohnt sich das, da die Investitionskosten sich in Grenzen halten (weitere Schutzmaßnahmen im nebenstehenden Informationskasten).
Im Fall eines Diebstahls tritt im Regelfall die Teilkaskoversicherung für Reifen und die Felge ein, erklärte Wolfgang Kirkam von den Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA) auf Nachfrage.
Allerdings müsse man beachten, dass nur der Zeitwert des Reifens ersetzt werden könne.