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Ehrenamt Magdeburger Sozialprojekt funkt SOS

Der Umsonstladen in Magdeburg-Salbke platzt aus allen Nähten. Das Projekt treibt Petra Rauchfuß an ihre Grenzen.

Von Marco Papritz 12.03.2019, 00:01

Magdeburg l Ein Luxusproblem führte den Magdeburger Umsonstladen vor drei Jahren von der Faulmannstraße in ein Ladenlokal an Salbkes Hauptverkehrsachse. Nun gibt es Existenzprobleme.

Der Umsonstladen platzt aus allen Nähten, wenn man so will. Die Regale sind gefüllt mit Kleidungsstücken und der Kühlschrank mit Lebensmitteln, die Petra Rauchfuß mit ihrem Team gerettet haben und an Bedürftige weitergeben. Damit sind sie Teil des Nachhaltigkeitsprojekts „Lebensmittelretten Magdeburg“.

„Leider ist es uns nicht mehr lange möglich, alle Unkosten zu tragen“, so Petra Rauchfuß, die den Laden mit Tochter Nadine Ebeling und Partner Ingo Block nach Feierabend ehrenamtlich betreibt. Die Kosten für Kalt- und Warmmiete werden von ihr privat aufgebracht, der Vermieter kommt dem Umsonstladen preislich entgegen. Und: „Da wir unser Projekt erweitert haben, sind wir fast sieben Tage in der Woche unterwegs.“

Im Rahmen der Lebensmittelrettung fährt das Team Kooperationspartner an, bringt die Lebensmittel in den Verteiler und sorgt dafür, „dass wir im Umsonstladen immer Lebensmittel an Bedürftige ausgeben können. Dazu kommt, dass wir auch in der Nachbarschaft gehbehinderte, kranke Menschen und Studenten mit den geretteten Lebensmitteln versorgen.“

Seit zwei Jahren sind die Betreiber während der kalten Jahreszeit bis in die späten Abendstunden unterwegs, um Menschen, die auf der Straße leben, mit wetterfester Kleidung und Decken auszustatten und ihnen Tee zu bringen. Speziell einer Obdachlosen, die im Bereich des Salbker Sees lebt, statten Petra Rauchfuß und ihre Familie in diesen Tagen regelmäßige Besuche ab.

„Wir brachten ihr unter anderen eine Taschenlampe und ich trennte mich von meiner dicken, flauschigen Lieblingsdecke mit Kuschelkissen, damit sie ein kleines Stück Wärme hat.“ Die Freude sei immens gewesen, eigens zur Unterstützung der Frau sei eine Geldspende im Umsonstladen hinterlegt worden.

„Leider fehlt uns manchmal die Kraft, jedem gerecht zu werden. Denn es werden immer mehr Menschen, die zu uns kommen“, sagt Petra Rauchfuß nachdenklich. Bitten von Geflüchteten, bei der Wohnungssuche zu helfen, gehören mittlerweile ebenso zum Alltag wie die Fahrt eines kleinen Mädchens zum Notdienst, weil sich die Eltern nicht anders zu helfen wissen, als sich an die Umsonstladen-Betreiber zu wenden.

Petra Rauchfuß: „Wir machen unsere Arbeit verdammt gern, aber manchmal fühlen wir uns allein gelassen.“ Die Gedanken um den Fortbestand des Sozialprojektes vergrößern dabei die Sorgenfalten. „Sehr würden wir uns über einige Sponsoren freuen, sodass wenigstens Miete und Strom übernommen werden“, so eine Hoffnung.

Es gibt auch gute Nachrichten: Seit wenigen Tagen ist in der Blumenberger Straße 10-12 der erste Rettungspunkt in einem Wohnhaus eingerichtet worden, „worüber wir sehr stolz sind und was hoffentlich zum Nachahmen anregt“.

Der Umsonstladen in Alt Salbke 88 ist mittwochs und sonntags in der Zeit von 17 bis 19 Uhr geöffnet. Bereits eine Stunde vorher können vor Ort Sachspenden wie gut erhaltene Kleidungsstücke am Hintereingang abgegeben werden. Die Betreiber sind telefonisch unter 0176/43911206 und über Facebook zu erreichen.