Kooperation mit IGS "Willy Brandt" in Magdeburg Eine von 13 im Land: Olvenstedter "Penne" wird langsam zur Gemeinschaftsschule
Magdeburg. Mit dem neuen Schuljahr wurde aus der Sekundarschule "Wilhelm Weitling" in Neu-Olvenstedt eine Gemeinschaftsschule, eine der ersten im Land. Schulleiter Uwe Manthei sprach darüber mit der Volksstimme.
In kleinen Gruppen sprinten die Kinder kreuz und quer über den Schulhof: würfeln, die Aufgabe auf einem Spielbrett finden und auf dem Schulhof nach Lösungen suchen. Der erste Schultag nach den Sommerferien ist für die Fünftklässler der Wilhelm-Weitling-Schule ein Spaß- und Kennenlerntag. "Das haben wir schon immer so gemacht, damit dieser Tag unseren neuen Schülern möglichst leicht fällt", sagt Schulleiter Uwe Manthei. Allerdings, der 29. August 2013 ist für die Wilhelm-Weitling-Schule in Neu-Olvenstedt ein bedeutender Schultag. Sie gehört mit zu den ersten im Land, die mit dem Schuljahresbeginn eine Gemeinschaftsschule geworden sind.
13 Gemeinschaftsschulen haben mit dem neuen Schuljahr in Sachsen-Anhalt ihren Betrieb aufgenommen, zwei davon in Magdeburg, die eine ist die Wilhelm-Weitling-Schule an der St-Josef-Straße. Ziel des Gemeinschaftsschul-Konzeptes ist es, dass die Schüler, die von den Grundschulen nach der vierten Klasse in weiterführende Schulen wechseln, nicht gleich in Sekundarschule und Gymnasien aufgeteilt werden, sondern möglichst lange gemeinsam lernen - im besten Fall bis zum Abitur. Das fördere die Sozialkompetenz, stärke schwächere wie leistungsstärkere Schüler gleichermaßen durch jeweils gezielte Förderung und habe einen hohen Intergrationsfaktor. "Es gibt keine zu frühe Abgrenzung nach oben oder unten", so Uwe Manthei. Aber wie wird so ein Konzept konkret umgesetzt?
"Wichtig war, dass die Gesamtkonferenz unserer Schule, also Lehrer, Eltern und Schüler, dem Konzept zugestimmt haben", sagt Uwe Manthei. Anders wäre es auch nicht möglich gewesen. Nachdem dann die Einführung der Gemeinschaftsschule für Sachsen-Anhalt beschlossen worden war, "haben wir Augen und Ohren offen gehalten", sagt Uwe Manthei. Dann wurde ein Konzept zur Umsetzung der neuen Schulform für die Weitlingschule erstellt, es fanden Abstimmungsgespräche mit dem Schulträger, also der Stadt Magdeburg, statt. Im Frühjahr reichte man dann die Bewerbung beim Kultusministerium ein. Und bekam den Zuschlag für Magdeburg.
"Wir haben uns dann auch gleich in den vierten Klassen der Grundschulen vorgestellt und für unser Modell geworben", so der Schulleiter. Denn Eltern haben die freie Schulwahl für ihre Kinder, und die neue Gemeinschaftsschule steht durchaus in Konkurrenz zu allen anderen weiterführenden Schulen. "Wir müssen und wollen den Eltern die Vorteile unserer Schule näherbringen und wissen, dass wir dabei noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten haben", sagt Uwe Manthei. Unter anderem will die Schule mit ihrer Standortnähe im Gegensatz etwa zu den Integrierten Gesamtschulen (IGS) in Magdeburg punkten.
Ganz praktisch gesehen ist die Wilhelm-Weitling-Schule zurzeit noch "zwei Schulen". Die beiden neuen fünften Klassen werden nach dem Gemeinschaftsschul-Konzept unterrichtet, die oberen Klassen dagegen natürlich noch nach dem Sekundarschul-Konzept. "Wir werden sozusagen erst im Laufe der Jahre zur kompletten Gemeinschaftsschule."
Dieser Unterschied wird auch räumlich sichtbar. Die beiden neuen fünften Klassen befinden sich im ersten Stock der Schule in einem gemeinsamen Bereich, der neben den beiden Klassenräumen noch einen extra Projektraum bekommen hat.
Die 30 Lehrerinnen und Lehrer der Weitlingschule müssen sich ebenfalls der neuen Herausforderung "Gemeinschaftsschule" stellen. "Und wollen es auch", sagt der Schulleiter. Dazu wurde im Lehrerkollegium das "Team 5" gegründet. Im Mittelpunkt dabei stehe das gemeinsame Lernen. "Die stärkeren Schüler dürfen nicht unterfordert werden, die schwächeren Schüler müssen motiviert werden. Wir haben keine homogenen Klassen mehr, was die Leistungsstärke betrifft", erklärt Uwe Manthei dazu. Spezielle Unterrichtsformen seien dafür notwendig.
Aus diesem Grund ist die Weitlingschule auch eine Kooperation mit der IGS "Willy Brandt" eingegangen. Es wird gemeinsame Projekte und auch gemeinsamen Unterricht geben, da die IGS die Schüler ebenfalls zum Abitur führen soll. "Lehrer von dort werden bei uns unterrichten, Kollegen von uns in der IGS. Der Informationsaustausch ist für uns sehr wichtig", sagt Uwe Manthei.
In diesem Herbst wollen der Schulleiter und sein Kollegium erneut an die Grundschulen gehen und für die Gemeinschaftsschule die Werbetrommel rühren. "Wir hoffen, dass sich dann deutlich mehr Eltern für diese Schulform entscheiden. Im vergangenen Schuljahr hatten viele Eltern bereits eine Schule für ihre Kinder ausgewählt, bevor wir den Zuschlag für die Gemeinschaftsschule bekommen hatten."
Den 34 "Neuen" der Klassen 5a und 5b ist der ganze Hintergrund, warum sie jetzt in der Weitlingschule in eine Gemeinschaftsschule gehen, erst einmal egal. Sie freuen sich, dass sie nicht gleich am ersten Schultag büffeln müssen und den Start in einen neuen Lebensabschnitt genießen können.