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Auswilderung Einmal aufpäppeln, bitte! Diese verletzten Tiere pflegt der Zoo Magdeburg

Dutzende verletzte Vögel, aber auch Fledermäuse und Feldhasen werden in der Auswilderungsstation im Zoo Magdeburg aufgepäppelt und wieder in die Freiheit geschickt. Doch nicht alle Tiere können gerettet werden.

Von Anja Guse 12.08.2021, 11:09
Die Waldohreule wurde im Zoo Magdeburg aufgepäppelt und inzwischen schon wieder ausgewildert.
Die Waldohreule wurde im Zoo Magdeburg aufgepäppelt und inzwischen schon wieder ausgewildert. Anja Guse

Magdeburg - Die winzige Fledermaus war erst wenige Tage alt, vielleicht sogar nur wenige Stunden, als sie im Juni 2021 auf einem Weg gefunden und zur Auswilderungsstation in den Zoo Magdeburg gebracht wurde. Sogar die Nabelschnur hing noch dran. Mit einer Spezialmilch, die auch der kleine Ameisenbär-Nachwuchs bekam, versuchten Annett Schwabe und ihre Kollegen das winzige Tierchen aufzupäppeln. Alle Stunde gab es ein paar Tropfen der aufbauenden Nahrung. Allerdings ohne Erfolg.

Die kleine Fledermaus hat es nicht geschafft und ihren Sturz am Ende nicht überlebt.

129 Fundtiere hat der Zoo Magdeburg in diesem Jahr von März bis Juli bereits aufgenommen, darunter einen Kolkraben als Handaufzucht, der lernen musste, selbstständig zu fressen und wieder vom Menschen entwöhnt werden musste, dazu ein junger verschreckter Steinmarder, der mit einem Plüschtier in seinem kleinen Bau kuschelt, sowie drei Staren-Küken, die nacheinander aus ihrem Nest gepurzelt waren.

Dieser kleine Star fiel einst aus dem Nest. Dann wurde er im Zoo Magdeburg aufgepäppelt.
Dieser kleine Star fiel einst aus dem Nest. Dann wurde er im Zoo Magdeburg aufgepäppelt.
Anja Guse

Und es werden immer mehr Tiere in der Station. Vor allem für die Vögel ist jetzt Hochsaison. In diesen Tagen werden vermehrt junge Turmfalken und Mauersegler gebracht. Sie fallen oft raus, wenn es unter dem Dach zu heiß wird, weiß Tierpflegerin Schwabe. Rauchschwalben könne man dagegen getrost wieder zurücksetzen, wenn sie nicht verletzt sind.

Von den Pfleglingen konnten bereits um die 70 Tiere wieder ausgewildert werden, darunter ein Kolkrabe, eine Waldohreule, elf Turmfalken, zwei Rotmilane, fünf Fledermäuse, zwei Eichelhäher, neun Mauersegler, drei Feldhasen, eine Singdrossel und fünf Schwalben, berichtet Zoo-Sprecherin Regina Jembere. Ein Eichhörnchen, wenige Wochen alt und einst auf dem Westfriedhof gefunden, darf in den nächsten Tagen ebenfalls wieder raus. „Doch 50 Fundtiere waren so geschwächt oder verletzt, dass ihnen trotz fürsorglicher Pflege und medizinischer Versorgung nicht mehr geholfen werden konnte“, berichtet sie weiter.

Der kleine Steinmarder hat zum Kuscheln ein Plüschtier bekommen, auch wenn es seine Mama nicht ersetzen kann.
Der kleine Steinmarder hat zum Kuscheln ein Plüschtier bekommen, auch wenn es seine Mama nicht ersetzen kann.
Foto: Anja Guse

Seit über 70 Jahren werden junge Wildtiere in der Auswilderungsstation aufgezogen und kranke Tiere versorgt. „In den letzten Jahren konnten etwa 60 Prozent der Pfleglinge wieder in die Freiheit entlassen werden, worauf wir sehr stolz sind“, berichtet Jembere. Fledermäuse und Vögel werden vor dem Aussetzen beringt.

Diese winzige Fledermaus war erst wenige Stunden alt. Sie bekam Spezialmilch, doch hat es am Ende nicht geschafft.
Diese winzige Fledermaus war erst wenige Stunden alt. Sie bekam Spezialmilch, doch hat es am Ende nicht geschafft.
Anja Guse

Die Auswilderungsstation befindet sich im Zoo Magdeburg. Ein Mitarbeiter ist täglich zwischen 8 und 15 Uhr unter der Telefonnummer (0391) 28090-2277 erreichbar. Es wird darum gebeten, die Abgabe von Fundtieren vorher unter dieser Nummer anzumelden. Außerhalb dieser Zeit sollte in dringenden Notfällen der Tiermedizinische Notdienst oder die Tierrettung kontaktiert werden.

Aufgenommen werden ausnahmslos Fundtiere einheimischer geschützter Arten wie zum Beispiel Europäische Sumpfschildkröte, Eulen, Greifvögel, Spechte, Schwalben, Singvögel, Fledermäuse, Fischotter, Europäischer Nerz, Biber.

Nicht aufgenommen werden alle Arten jagdbares Wild. Dazu zählen Füchse, Rehe, Wildschweine, Marder, Wildkaninchen und andere. Ebenfalls nicht aufgenommen werden nicht einheimische Tiere wie Waschbär, Marderhund, Amerikanischer Nerz. Diese sind den Jagdpächtern zu übergeben. Abgelehnt werden auch alle Arten Wildtauben und Rabenvögel, Stockenten, Graureiher und Igel, des Weiteren Haus- und Heimtiere wie Hunde, Katzen, Hauskaninchen oder Frettchen, sowie exotische Heimtiere wie Wellensittiche, Nymphensittiche, Zebrafinken, Riesenschlangen und Wasserschildkröten.

Bei Singvögeln, wie der kleine Star, die aus dem Nest gefallen sind, sollte man bis zu drei Stunden warten, ob die Eltern die Küken auch außerhalb des Nestes weiter füttern. Bei Verletzungen sollten sie zum Tierarzt gebracht werden.