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Elbfähre Quereinsteiger steuern Fähre über Elbe in Magdeburg

Wenige Minuten dauert es bis an das andere Ufer der Elbe in Magdeburg-Buckau. Für Kinder drehen die Fährleute mitunter eine kleine Runde.

28.03.2021, 00:00

Magdeburg

Kaum Wind, dafür frühlingshafte Temperaturen und Sonnenschein an diesem Märztag. Bestes Fährenwetter am Ufer der Elbe in Buckau. Im Akkord fährt die „Bernburg“ zwischen der Anlegestelle am „Mückenwirt“ und dem Rotehornpark über.

Vom Facharbeiter zum Fährführer

Manchmal sitzt nur ein einziger Passagier an Bord, wahlweise mit Hund oder Fahrrad. Die Fähre sticht trotzdem in See. In der Regel dauert die gemütliche Überfahrt gut drei Minuten. Neben dem einmaligen Gefühl, mitten in der Elbe zu stehen, lockt die ungewöhnliche Perspektive auf Stadt und Landratten am Ufer.

Fährführer auf der „Bernburg“ ist Lutz Schäfer. Seit nunmehr zehn Jahren arbeitet er auf dem Schiff. Zuvor war er jahrzehntelang als Facharbeiter beim Bau tätig. Er wusste, dass er das nicht sein Leben lang machen möchte. „Eigentlich wollte ich schon immer Taxi-Fahrer werden, jetzt fahre ich ein Wasser-Taxi“, sagt der 57-Jährige. Fährführer ist im Übrigen die korrekte Bezeichnung für seinen Beruf. So stünde es im Arbeitsvertrag.

Sturm hält die Fähre zurück

Mit an Bord der „Bernburg“ ist seit gut fünf Jahren Thomas Küssner. Der gelernte Schlosser kam ebenfalls als Quereinsteiger zur Magdeburger Weißen Flotte. Beide bereuen die berufliche Neuorientierung nicht. Die Elbe als Arbeitsplatz hat ihre Reize, selbst bei Wind und Wetter.

In der Saison zwischen Mitte/Ende März und Ende Oktober wird eigentlich immer gefahren. Auch bei einem absoluten Niedrigstand von deutlich unter einem Meter. Lediglich Hochwasser und starker Sturm können zur Pause zwingen. Dann kommt die Fähre mitunter nicht los vom Anleger, weil der Wind sie zurückdrängt. „Wenn der Motor aus geht, ist natürlich auch blöd“, sagt Lutz Schäfer mit einem Schmunzeln. Er ist nie um einen flotten Spruch verlegen.

Kleine Runde für jüngste Passagiere

Die Überfahrt selbst ist Routine. „Herausforderung ist eigentlich nur das An- und Ablegen“, erzählt der Fährführer. Sobald die Fährleute Passagiere an Bord haben oder am anderen Ufer jemanden warten sehen, legen sie ab. „Wir brauchen nicht warten. In dem Moment, in dem man ablegt, kommt jemand.“ Die Straßenbahn warte auch nicht. Letzte Abfahrt ab Buckau ist an den Fährtagen um 17.50 Uhr.

Zur Mitfahrt reicht ein einfaches Ticket für den Nahverkehr im Marego-Tarif für Magdeburg. Für die jüngsten Passagiere fährt die „Bernburg“ mitunter eine zusätzliche Runde. „Wenn keiner auf der anderen Seite wartet, dann machen wir einen kleinen Ausflug.“ Das heißt: einige Meter die Elbe hinab und hinauf. Das Patent von Lutz Schäfer reicht für einen Elbekilometer. Was den beiden Fährleuten an ihrem Beruf besonders gefällt, sei der Umgang mit den Menschen an Bord. Die ehrliche Freude der Kinder, wenn sie eine kleine extra Runde schippern, ist im Alltag wohl eines der schönsten Komplimente.

FCM-Flagge bei Heimspielen

Viele Gäste schippern regelmäßig mit der „Bernburg“ über die Elbe. Meist in Verbindung mit einem Spaziergang durch den Park. Aber auch Reisende schätzen das Angebot. So etwa Jörg und Ute Grünberg aus Dresden, die für einige Tage mit dem Wohnmobil unterwegs waren. Zum Abschluss wollten sie noch einmal die Überfahrt genießen. „Die Elbe ist Heimat“, sagt Jörg Grünberg, der mit der Elbfähre aufgewachsen ist. Andere Stammgäste sind Fußballfans.

Am Wochenende, wenn der 1. FC Magdeburg spielt und kein Corona ist, wird die Vereinsfahne geflaggt. Für FCM-Anhänger sei es zum Ritual geworden, auf dem Weg zum Heimspiel die Fähre zu nutzen und dann durch den Park zum Stadion zu pilgern, erzählen die Fährleute. Die Eintrittskarte gilt mit für den Nahverkehr. Inwieweit die Überfahrt zum Glücksbringer taugt, ist letztlich jedoch nicht ganz klar.