Elektroniker: Viel mehr als nur Steckdosen anschrauben
Mehr als 130 Ausbildungsberufe bietet das Handwerk. Einen Einblick für Jugendliche im Land gibt die Messe "Handwerk 4 you" am 29. September in Magdeburg. Vorab stellen wir Handwerker-Berufe vor - heute den des Elektronikers. Ein weiteres Portrait findet ihr auf der nächsten Jugendseite.
Uenglingen/Magdeburg l Kabelsalat im Kasten - so würde der Laie das nennen, woran Michael Müller da herumschraubt. Aber der 24-Jährige weiß genau, was er macht. Als angehender Elektroniker gehört so eine Motorsteuerung zu seinen guten Bekannten.
"Damals habe ich mit dem Beruf nur Steckdosen und Lampen verbunden", erinnert er sich. "Aber dass es so viel gibt, das einen geistig fordert, hätte ich nicht gedacht." Vor knapp zwei Jahren hat der Havelberger seine Ausbildung beim Berufsbildenden Zentrum Prignitz begonnen. Praxiserfahrung sammelt er bei einer Elektro-Service-Firma in Uenglingen (Landkreis Stendal). Dort kommt er vor allem in Wohnanlagen zum Einsatz. "Ich mache alles mit, was anfällt", berichtet er: neue Leitungen verlegen zum Beispiel oder kaputte Steckdosen austauschen.
Nach zwei Wochen arbeiten geht es für eine Woche in die Berufsschule. Dort lernt der Auszubildende alles, was er an Theorie braucht - von Sicherheitsregeln bis hin zur Berechnung der Stromstärke.
Und aller paar Monate fährt Michael Müller für ein paar Tage zur Handwerkskammer nach Magdeburg. Denn die besitzt aktuelle und teils teure Übungstechnik. Neben besagter Motorsteuerung lernt der Altmärker dort zum Beispiel auch, wie man Telefonanlagen installiert.
Auf seinen Berufswunsch ist Michael Müller über Umwege gekommen. Der Auszubildende blickt zurück: "Nach der Schule habe ich eine Lehre als Koch begonnen. Das war aber nicht das Richtige für mich, deshalb habe ich sie abgebrochen." Es folgten Arbeitslosigkeit, ein Jahr bei der Bundeswehr, Leiharbeit und viele Bewerbungen. Elektroniker werden, das hatte sich der Altmärker nun in den Kopf gesetzt.
Die Idee rührte aus der Vergangenheit: "Schon als Kind habe ich meinem Vater oft beim Lampen-Anklemmen geholfen, und später als Jugendlicher habe ich an Motorrädern herumgeschraubt", erinnert sich Michael Müller. "Das hat mich einfach fasziniert."
Von seiner Firma übernommen zu werden, das wäre schon etwas für ihn.
An Vorstellungen für einen Plan B mangelt es ihm trotzdem nicht: "Die Elektrik von Autos interessiert mich riesig", schwärmt der Havelberger. "Oder ich könnte eine Weiterbildung machen und danach an Hochspannungsanlagen zwischen Kraftwerken und Ortschaften bauen. Es gibt so viele Möglichkeiten."
Die Handwerkskammer veranstaltet "Handwerk 4 you" am Sonnabend, 29. September, von 10 bis 16 Uhr in deren Berufsbildungszentrum in Magdeburg (Harzburger Str. 13). Weitere Informationen gibt es im Internet: www.handwerk4you.de.