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Enercon-Kündigungen Magdeburger Arbeitsagentur bereitet sich vor

Bis zu 1500 Jobs sollen bei Enercon in Magdeburg wegfallen. Die Agentur für Arbeit bereitet sich bereits vor.

Von Ivar Lüthe 15.11.2019, 00:01

Magdeburg l Ende März und Ende September 2020 soll die Produktion von Rotorblättern für den Windanlagenbauer Enercon am Standort Magdeburg eingestellt werden. Mehrere Hundert Mitarbeiter – die Rede ist hier von bis zu 800 – sollen dann ihre Arbeit verlieren. Der von Enercon angekündigte Stellenabbau soll nach Unternehmensangaben in Magdeburg sogar bis zu 1500 Mitarbeiter bei Zulieferfirmen treffen.

Die Entwicklungen am Produktionsstandort Magdeburg und die aktuellen Gespräche zwischen Unternehmen und Politik verfolgt die Agentur für Arbeit Magdeburg aufmerksam, wie Agentursprecher Georg Haberland auf Nachfrage der Redaktion sagt. „Die bisher veröffentlichten Daten der zu erwartenden Entlassungen nehmen wir in unsere Planungen für das Jahr 2020 auf“, so Georg Haberland.

Generell sehe die Agentur für Arbeit recht gute Chancen für die von Kündigung betroffenen Mitarbeiter. „Im Bezirk der Agentur für Arbeit Magdeburg – dieser umfasst neben der Landeshauptstadt auch die Landkreise Börde und Jerichower Land – waren im Oktober 7322 offene Stellen gemeldet. Davon betreffen 1848 Stellenangebote Tätigkeiten in der Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung. Wir erwarten daher insgesamt gute Beschäftigungsmöglichkeiten. Sollten Qualifikationen nicht mehr aktuell sein oder nicht den Anforderungen des Arbeitsmarktes entsprechen, können wir entsprechende Qualifizierungen fördern“, so der Agentursprecher.

Die Agentur für Arbeit Magdeburg sei auf die Situation einer Unternehmensschließung generell vorbereitet. Dadurch sei sichergestellt, dass den betroffenen Mitarbeitenden des jeweiligen Unternehmens schnellstmöglich die für sie notwendige Unterstützung angeboten wird.

„Die Angebote werden dabei individuell auf die vorhandenen Rahmenbedingungen, die jeweilige Situation im Unternehmen sowie den individuellen Unterstützungsbedarf abgestimmt. So sind zum Beispiel Informationsveranstaltungen für die Belegschaft und die Durchführung der frühzeitigen Arbeitsuchendmeldung im Unternehmen möglich“, so Georg Haberland.

Alle Angebote würden darauf abzielen, die betroffenen Mitarbeitenden rechtzeitig und umfassend zu informieren und ihnen frühzeitig die Dienstleistungen der Arbeitsvermittlung und gesetzlichen Möglichkeiten der Qualifizierung anzubieten, um damit Arbeitslosigkeit gar nicht erst eintreten zu lassen oder zu verkürzen. „Auch für die Mitarbeitenden von Enercon wird die Agentur für Arbeit Magdeburg frühzeitig individuelle Unterstützungsangebote bereitstellen“, erklärt der Agentursprecher.

Auch Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) hatte nach Bekanntwerden des Stellenabbaus am Standort Magdeburg Unterstützung für die betroffenen Mitarbeiter zugesagt. Die Landeshauptstadt wolle gemeinsam mit dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit zeitnah das Gespräch suchen, um Hilfs- und Unterstützungsangebote auszuloten, so Trümper.

Der niedersächsische Windanlagenbauer Enercon hatte die Stellenstreichungen mit dem eingebrochenen Markt in Deutschland begründet. Die Rotorblattfertigung sei in Deutschland nicht mehr rentabel und soll ins Ausland, nach Portugal und in die Türkei, ausgelagert werden. Auch ein Krisengespräch mit der niedersächsischen Landesregierung und Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) am Mittwoch brachte keine Lösung, Enercon-Chef Hans-Dieter Kettwig blieb hart, die angekündigten Stellenstreichungen seien unvermeidlich.

Am Montag, 18. November 2019, sollen in Magdeburg Gespräche mit Enercon fortgesetzt werden, kündigte Wirtschaftsminister Willingmann an. Das Unternehmen solle dann darlegen müssen, welche der vielen verschiedenen Zulieferer jetzt konkret betroffen sind und welche auch nicht. Die bislang genannte Zahl von bis zu 1500 Stellen sei eine Schätzung, hatte Enercon-Sprecher Felix Rehwald auf Nachfrage erklärt.