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Exotischer Laufvogel Nandu Püppi läuft weiter durch Magdeburg

Der in Ostelbien gesehene Nandu stammt aus einer Zucht. Die Volksstimme fand den Besitzer aus Magdeburg und sicherte ihm Anonymität zu.

Von Rainer Schweingel 09.06.2020, 01:01

Magdeburg l Als der Besitzer des Nandus gestern die Volksstimme aufschlug, musste er die ganze Tragödie nun auch noch in der Zeitung lesen. Vor rund zwei Wochen war ihm sein Nandu abhanden gekommen. Wie genau, weiß er selbst nicht: „Wir waren mal drei Stunden nicht zu Hause. Als wir zurückkamen, war ,Püppi' weg.“

„Püppi“, so heißt die gesuchte Nandu-Henne. Sie war der letzte Vogel einer langjährigen Zucht des Magdeburgers, die er aus Altersgründen nun in nächster Zeit aufgeben wollte. Bis zu vier Tiere gleichzeitig hatte er gehalten und nie Probleme gehabt. Auch nicht mit Henne „Püppi“, die nun ausgebüxt ist. Der Halter hat dafür nur eine Erklärung: „Kurz vor ihrem Verschwinden hatten wir in ihren großen Auslauf auch drei Ziegen dazugegeben. Vielleicht hat sich Püppi erschreckt oder sich bedroht gefühlt und ist geflüchtet.“

Die Flucht dürfte spektakulär gewesen sein. Denn das Gehege ist von einem rund zwei Meter hohen Zaun umsäumt. „Püppi“ muss also die Einfriedung irgendwie überwunden haben. „Wir vermuten, dass ‚Püppi‘ aus Angst mit ihren starken Beinen und Krallen regelrecht über den Zaun geklettert ist“, beschreibt der Züchter seinen Verdacht.

Seitdem versucht er, seine „Püppi“ wieder einzufangen. Alle Versuche scheiterten kläglich. „Püppi“ sei zwar zahm und habe auf dem heimischen Hof aus der Hand gefressen. In Freiheit aber seien sie nicht näher als 25 Meter an die Henne herangekommen, so der Besitzer.

Dann sei sie zwar nicht weggerannt, aber weggelaufen, so dass keine Chance bestanden habe, sie einzufangen. Auch ihr Lieblingsfutter aus Weintrauben als Lockmittel habe nicht geholfen. Als gefährlich schätzte der Eigentümer den Nandu nicht ein. Es habe nie Vorfälle gegeben. Man wisse allerdings nicht, wie das Tier reagiere, wenn es sich bedroht fühlt.

Mittlerweile gebe es immer wieder Hinweise aus der Bevölkerung, wo sich „Püppi“ aufhalte. Auch bei Kreisjägermeister Gerd Petzoldt treffen Informationen ein, wo „Püppi“ gerade spazieren geht. „Vor ein paar Tagen war sie bei Menz an einem Getreidesilo zu sehen“, sagte er der Volksstimme. Andere Augenzeugen berichten von Wiesen am Schwarzkopfweg, der Umflut und den Randbereichen von Pechau oder der Ausflugskneipe Bike Inn.

Für den Kreisjägermeister ist „Püppi“ vorerst kein Thema. „Der Nandu fällt nicht unter das Jagdrecht und darf deshalb nicht einfach so erlegt werden. Dafür müsste ein entsprechender Beschluss von der Unteren Jagdbehörde gefasst werden. Gründe dafür könnte eine Gefahr für die allgemeine Sicherheit und Ordnung sein“, so Petzoldt. Ob diese Gefahr aber vorliege und nicht zunächst andere Mittel wie das Einfangen mit Hilfe von Netzen oder einer Betäubung versucht werden müssten, stünde nicht in seiner Entscheidung.

Stadtsprecher Michael Reif sagte, sowohl die Tierrettung der Feuerwehr und das Gesundheits- und Veterinäramt als auch das Umweltamt und das Ordnungsamt seien informiert. Reif: „Unser Umweltamt geht davon aus, dass das Tier aus einer privaten Haltung außerhalb von Magdeburg stammt, auch wenn sich bislang der Eigentümer nicht gemeldet hat. Aktuell gibt es keine Gefahrenlage und auch keinen tierschutzrechtlichen oder anderen Grund für ein behördliches Eingreifen.“

Die Stadtverwaltung appellierte, das Tier bei einer Sichtung in Ruhe zu lassen und gleichzeitig einen angemessenen Abstand zu halten. Reif: „Sollte sich das Tier jedoch in einer Gefahrensituation befinden oder Gefahren verursachen, kann die Feuerwehr angerufen werden.“ Nandus seien in Sachsen-Anhalt keine invasive Art, die eine Bekämpfung zur Folge hätte.

„Püppi“ dürfte es nach Einschätzung ihres Züchters auch außerhalb des Geheges gut gehen. Hin und wieder habe man zwar bei der Zucht mit gequetschtem Hafer zugefüttert. Grundsätzlich habe sich „Püppi“ aber auch in Gefangenschaft auf dem weiten Auslauf immer selbst versorgt und sei auch im Winter draußen im Freilauf gewesen. Da derzeit die Natur viel biete, sei nicht mit Komplikationen zu rechnen.