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Forscher sind sich sicher: So tickt die Jugend

19.09.2012, 08:41

Welches Lebensgefühl haben junge Erwachsene? Was denken Jugendliche über ihre Zukunft? Welchen Stellenwert haben soziale Netzwerke? Forscher des Sinus-Instituts sind in ihrer Studie "Wie ticken Jugendliche" all diesen Fragen auf den Grund gegangen.

Magdeburg l Insgesamt 72 Jugendliche aus ganz Deutschland und unterschiedlichen sozialen Welten nahmen an der Studie teil. In jeweils zweistündigen Interviews haben sie sich selbst beschrieben und Fragen zu Themen wie Glaube, Schule, Medien und Zukunft beantwortet.

Alle Jugendlichen kann man nicht über einen Kamm scheren, denn die eine Jugend gibt es nicht. Jeder Heranwachsende lebt mit so verschiedenen Einflüssen, dass jeder Jugendliche individuell zu betrachten sei.

Die Forscher erkannten dabei sieben unterschiedliche Lebenswelten, in denen Jugendliche sich bewegen. Das Spektrum der jungen Erwachsenen reicht dabei vom spaß- und szeneorientierten über materialistischen bis hin zu Jugendlichen aus prekären Verhältnissen.

Viele Jugendliche wissen nicht, dass sie gebraucht werden

Speziell Letztere haben es in der Gesellschaft immer schwerer. Sie haben die schwierigsten Ausgangsbedingungen und schämen sich häufig für die soziale Situation ihrer Familie. Viele Jugendliche wissen nicht, dass die Gesellschaft sie braucht. "Wir müssen vor allem Jugendlichen mit schwierigen Startbedingungen Perspektiven aufzeigen", erklärt Dr. Heike Kahl, die Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.

Trauriges Ergebnis der Studie ist, dass die Lebenswelten der unterschiedlichen Schichten immer weiter auseinanderdriften. Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien fühlen sich meist von der Gesellschaft ausgegrenzt und bekommen schlechtere Aufstiegschancen zu spüren.

Den Druck in unserer heutigen Zeit kriegen aber alle Jugendlichen zu spüren. Für sie hängt der Wert eines Menschen von seiner Leistung ab. Es gilt, keine Zeit mehr zu vergeuden und schnell zu wissen, welchen Beruf man einmal ausüben möchte.

Wachsendes Interesse an Familie und Freundschaft

In Bezug auf Politik herrscht in der Jugend nur eine scheinbare Verdrossenheit. Denn für politische Belange wie Ungerechtigkeit in der Gesellschaft oder soziale Probleme interessieren sie sich sehr wohl.

Die Medien, insbesondere Handy und das Internet, werden als Normalität wahrgenommen. Jedoch spielen gerade soziale Netzwerke wie Facebook eine große Rolle im alltäglichen Leben der Jugendlichen. "Jugendliche nutzen heute die digitalen Medien als Plattform für soziale Einbindung und Identitätsentwicklung viel selbstverständlicher als Erwachsene", berichtet Prof. Klaus Koziol, der Vorsitzende der Bischöflichen Medienstiftung Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Insgesamt gibt es bei allen Teilnehmern ein wachsendes Interesse nach Familie, Freundschaft und Sicherheit. Trotz einiger Ängste und neuer Herausforderungen blicken die Jugendlichen positiv in ihre eigene Zukunft, eine Ausnahme bilden hierbei allerdings die sozial benachteiligten Jugendlichen.

Auftraggeber der Studie waren kirchliche und gesellschaftspolitische Institutionen wie die Bundeszentrale für politische Bildung. Weil Jugendliche besser verstanden werden müssen, ist die Studie für unsere Gesellschaft von unschätzbarem Wert", so Dirk Tänzler, Bundesvorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend.