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Telemannzentrum Französischer Klang mit neuem Cembalo

Das Telemann-Zentrum in Magdeburg hat ein Cembalo für 20.000 Euro gekauft.

Von Christina Bendigs 13.02.2021, 00:01

Magdeburg l Wenn der Corona-Lockdown beendet ist und wieder kulturelle Veranstaltungen möglich sind, wird sich im Telemann-Zentrum im Gesellschaftshaus eine neue Klangwelt eröffnen. Denn das Telemann-Zentrum hat für 20.000  Euro den Nachbau eines französischen Cembalos erworben. Französische Cembali zeichnen sich durch eine besonders warme Klangfarbe und differenzierte Klangfülle aus.

Telemann habe die französische Musik zeit seines Lebens besonders geschätzt, berichtet Carsten Lange als Leiter des Telemann-Zentrums. Auch seien zahlreiche seiner Kompositionen vom französischen Stil beeinflusst. Daher freut er sich, dass solche Werke nun auch auf einem adäquaten Instrument aufgeführt werden können und die französische Klangwelt noch besser erschließen helfen.

Das Ursprungsinstrument wurde 1769 von Pascal Taskin (Paris) gebaut. Der Nachbau stammt von Jürgen Ammer aus Kassel und wurde 1991 gefertigt. Die Besucher von Konzerten können sich aber nicht nur von der besonderen Klangwelt verzaubern lassen. Durch ein Idyll, das als Gemälde an die Innendecke des Cembalos gemalt wurde, ist das Instrument auch ein echter Blickfang. Nur wenige Cembali verfügen über eine so reiche Innengestaltung.

Etwa ein Vierteljahr habe das Telemann-Zentrum gründlich recherchiert. Behilflich war dabei das neue Telemann-Veranstaltungsbüro im Telemann-Zentrum. Fynn Liess, seit Oktober hier für Konzerte und internationale Beziehungen zuständig, hat Cembalo studiert und konnte so sehr gut einschätzen, welches Instrument für die Musik Telemanns geeignet sein würde.

Das Cembalo stammt aus dem Besitz der Familie Ammer, die darauf Wert gelegt habe, dass das Instrument in fachkundige Hände gelangt. Das 30 Jahre alte Instrument habe sich inzwischen im Konzertalltag bestens bewährt und dabei jenen „reifen“ Klang entwickelt, der sich erst im Laufe der Jahre einstellt, schildert Carsten Lange.

Vor dem Ankauf wurde das Tasteninstrument zudem von einem Sachverständigen auf Mark und Nieren geprüft – und für gut befunden. Es wurde zudem bereits von renommierten Cembalisten gespielt, für CD-Aufnahmen genutzt und auf einschlägigen Festivals zum Klingen gebracht. Entsprechend stolz sind die Teams von Telemann-Zentrum, dass es nun in Magdeburg zur Verfügung steht und den Künstlern mehr und neue Möglichkeiten bietet, dem Konzertpublikum eine größere Klangvielfalt zu präsentieren.

Erfreulich sei auch, dass sich das etwa 60 Kilogramm schwere Instrument gut transportieren lässt, notfalls auch einmal in einem Kombi, wie Carsten Lange scherzhaft sagt. Das sei praktisch etwa für Konzerte an anderen Orten, für die in der Vergangenheit auch schon Instrumente etwa aus dem Händelhaus in Halle geliehen worden seien.

Das solide gearbeitete Instrument hat noch einen weiteren Vorzug: Es verfügt über eine Transponiereinrichtung, die drei unterschiedliche Stimmtonhöhen ermöglicht. So kann nicht nur eine tiefe französischen Stimmung erzeugt werden, sondern auch die „gewöhnliche“ Stimmung Alter Musik und jene, die moderne Instrumente nutzen.

Mit dem bereits im Telemann-Zentrum vorhandenen deutschen Cembalo – der Nachbau eines Instruments des bekannten Hamburger Cembalobauers Hieronymus Albrecht Hass aus dem Jahr 1734 – und einem italienischen Cembalo im Besitz des Georg-Philipp-Telemann-Konservatoriums stehen nun in Magdeburg drei Instrumente zur Verfügung, die die wichtigsten Stilrichtungen des 18. Jahrhunderts mit ihren klangfarblichen und instrumentenbaulichen Besonderheiten verdeutlichen helfen.