Kindertagesstätte "Gänseblümchen" und Frühförderstelle "Mogli" blicken auf fünfjährige Zusammenarbeit Frühförderung ist Bildungschance und kein Urteil in Magdeburg
Magdeburg. Frühförderung in der Kindertagesstätte "Gänseblümchen" - seit fünf Jahren arbeitet die Einrichtung in Trägerschaft des Kinderbildungswerkes Magdeburg mit der Interdisziplinären Frühförderstelle "Mogli" zusammen. Mit Erfolg, wie eine Bilanz zeigt.
Die interdisziplinäre Frühförderstelle "Mogli" des Kinderförderwerkes Magdeburg mit Sitz an der Halberstädter Chaussee ist täglich in der Einrichtung am Roggengrund in Neu-Olvenstedt vor Ort. Sie arbeitet mit Kindern im Vorschulalter, "bei denen Besonderheiten in der frühkindlichen Entwicklung festgestellt wurden", so der pädagogische Leiter Oliver Wering. Das Mogli-Team ist im Bereich Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, Psychologie und Pädagogik im Rahmen der sogenannten Komplexleistung tätig. Die kurzen Wege innerhalb einer Einrichtung ermöglichen einen schnellen und direkten Austausch etwa über aktuelle Veränderungen, sagt Oliver Wering: "Dies ist schwieriger, wenn mehrere Einrichtungen und Praxen miteinander arbeiten."
Je nach den Besonderheiten in der Entwicklung des Kindes wird festgelegt, in welchem Bereich es gefördert wird. Auffälligkeiten können beispielsweise in der Sprache (Aussprache, Verständlichkeit) und dem Entwicklungsstand (Farbverständnis, chronologisches Zählen) auftreten, die Förderung erfolgt nach individuell auf die Kinder abgestimmten pädagogischen Ansätzen, bei denen der spielerische Charakter im Vordergrund steht.
Eltern sind nicht die Verursacher der Probleme
Mögliche Ängste vor einer Diagnose und der Frühförderung selbst sollen in Elterngesprächen abgebaut werden, ehe die Diagnostik der Frühförderstelle folgt, die neben den Besonderheiten auch die Stärken der Kinder aufzeigt. Diese sind auch Grundlage für den Ansatz der Frühförderung. "Die Eltern werden nicht als Verursacher möglicher Probleme, sondern als Fachkräfte für das Kind, die Erzieherinnen und Pädagoginnen als Fachkräfte für die Entwicklung gesehen. Wir sind nur ergänzend und unterstützend tätig", beschreibt Wering. "Eltern stehen meist so unter Druck, dass sie gar nicht wissen, was sie machen sollen", ergänzt Kita-Leiterin Silvia Reichelt, die das Angebot als elitäre Einzelförderung sieht. Und: "Eine frühe Förderung ist das A und O für eine spätere gute Entwicklung der Kinder." Daher versteht sie die Frühförderung nicht als negativ behafteten Begriff oder gar als Damoklesschwert, sondern als Bildungschance.
"Es ist ein großer Vorteil, dass die Jungen und Mädchen direkt vor Ort in ihrer gewohnten Umgebung gefördert werden, da sie aus ihrem Umfeld nicht herausgerissen werden", so die Pädagogin. Zudem sorgt die Frühförderstelle für Entlastung der Eltern und Erzieherinnen. "Dazu wären wir nicht in der Lage, was die Experten leisten. Jedes Kind muss individuell gefördert werden, was in einer Gruppe nur schwer möglich ist", so Silvia Reichelt.
Die Frühförderstelle fungiert auch als Anlaufstelle der Erzieherinnen der Kita "Gänseblümchen", "von einem Konkurrenzdenken ist von Anfang an keine Spur gewesen. Im Gegenteil, wir profitieren vom Mogli-Team und lernen viel über den Umgang mit Kindern mit Besonderheiten, was auch in die Elternarbeit einfließt", sagt Silvia Reichelt. Künftig sollen Workshops und Seminare das Wissen der Erzieherinnen erweitern.
Ziel der Frühförderung ist es, sowohl bestehende oder drohende Entwicklungsbesonderheiten zu mildern, aufzuarbeiten oder abzuwenden als auch die Handlungskompetenzen bei bereits bestehenden Behinderungen zu erhalten beziehungsweise zu erweitern. In den vergangenen fünf Jahren sind 75 Jungen und Mädchen aus dem Gänseblümchen bei der Frühförderstelle vorgestellt worden, Dreiviertel von ihnen wurden aufgenommen. Der hohe Anteil ist nicht auf den Standort der Kita in Neu-Olvenstedt (60 Prozent der Kinder stammen aus Stadtfeld), sondern auf die Anzahl der Kinder im Gänseblümchen zurückzuführen. 200 Jungen und Mädchen besuchen derzeit die Kita. Wering: "Etwa 80 Prozent der aufgenommenen Kinder konnten wir in die Regelschule entlassen." Die Hälfte von ihnen sei bereits vor dem Übergang zur Schule aus der Frühförderung entlassen worden, "weil die Ziele schon erreicht waren". 250 Kinder in 80 Einrichtungen werden von der Frühförderstelle "Mogli" derzeit betreut.
Den Anschein, dass Magdeburg mit den höchsten Anteil an Frühförderkindern hat, wie es heißt, sieht der Pädagoge positiv, nicht aufgrund der damit verbundenen Aufgaben für ihn und sein Team: "Dies ist ein Zeugnis für die gute Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen, um Kinder mit besonderen Bedürfnissen rechtzeitig zu fördern."