Kultur Für eine Kunstakademie in Magdeburg fehlt das Geld
Die Stadtverwaltung der Landeshauptstadt attestiert der Vision von einer Hochschule die Machbarkeit, sieht aber auch mittelfristig keine Chance zur Finanzierung.
Magdeburg - Sie war ein Kernstück der Magdeburger Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas – eine Ausbildungsstätte für Kunst und Musik mitten in der Innenstadt. Den Hauptstadttitel hat Magdeburg verfehlt und mit ihm die erhofften Fördermillionen. Die Umsetzung der Vision für eine Magdeburger Kunstakademie rückt in weite Ferne.
Tanz- und Musikpädagogen, Regisseure und Dramaturgen, Figurenbildner und Theaterkritiker – so könnte das Ausbildungsprofil einer Akademie für Darstellende Kunst und Musik in Magdeburg aussehen. Alle Ausbildungsgänge enden mit den Abschlüssen Bachelor oder Masters of Arts. Das ist das Ergebnis konkreterer Überlegungen, welche die Stadtverwaltung gemeinsam mit Magdeburger Kultureinrichtungen (Konservatorium, Theaterballettschule, Puppentheater und Theater) sowie den Hochschulen Magdeburg-Stendal und Burg Giebichenstein und der hiesigen Universität anstellte. Die Kulturbeigeordnete Regina-Dolores Stieler-Hinz informiert den Stadtrat darüber in einem druckfrischen Informationspapier Ende Mai 2021.
Positives Echo und geeigneter Standort
Die Evaluierung erfolgte im Ratsauftrag. Der Stadtrat hatte bereits im Juni 2019 die Gründung einer Magdeburger Kunstakademie und deren Eröffnung im Jahr 2025 beschlossen. Alle genannten Gesprächspartner zeigten sich bereit zur Kooperation und Unterstützung einer Magdeburger Kunsthochschule. Positiv fiel auch die genauere Untersuchung des potenziellen Standortes aus.
Ihren Platz sollte die neue Akademie hinter historischen Mauern finden, im alten Logenhaus an der Weitlingstraße, das bis 1998 die Stadtbibliothek beherbergte und seither leer steht. 2017 kaufte die Wobau das Denkmal an und begann mit Fördergeldhilfe dessen Trockenlegung und Sanierung. Projektskizzen der Wobau hätten ergeben, „dass die Raum-Anforderungen und das am Standort mögliche Bauvolumen sehr gut vereinbar und somit realisierbar wären“, informiert die Kulturbeigeordnete. Für die Entwicklung zur Ausbildungsstätte sollte das historische Objekt mit einem modernen Anbau inklusive Orchesterprobenraum ergänzt werden. Die obige Abbildung zeigt die ehrgeizigen Pläne.
Idee fällt ins Haushaltsloch
So weit, so gut. Doch dann folgt der Wermutstropfen: „Vor dem Hintergrund der finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Haushalt der Landeshauptstadt Magdeburg ist das Projekt auch mittelfristig nicht darstellbar“, urteilt Stieler-Hinz. Erste Schätzungen hätten allein Personal- und Betriebskosten von mindestens einer halben Million Euro pro Jahr ergeben – unter der Voraussetzung, dass sich pro Semester mindestens zwölf Studierende gebührenpflichtig einschrieben.
Im Magdeburger Haushalt – in den letzten Jahren stets ausgeglichen – klafft 2021 ein über 30 Millionen Euro tiefes Loch. Das Land hat Konsolidierung befohlen und damit neue freiwillige Ausgaben (wie etwa für das kostenfreie Schülerticket) bis zum Wiederausgleich des Haushaltes untersagt. Die Stadt kalkuliert mit jahrelangen Sparanstrengungen dafür. Schlechte Karten für die Kunstakademie, die damit nicht vom Tisch ist, aber in weite Ferne rückt.
Puppentheater plant Meisterklasse
Parallel informiert Stieler-Hinz über eine hoffnungsvoll stimmende Entwicklung am Puppentheater. Das Haus hat sich Fördermittel zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie für sein Projekt „Quartier p. für europäische Puppentheater/spielkunst – Wo Geschichte Zukunft wird“ erschlossen. Untersucht wird unter anderem der Aufbau eines Masterstudiengangs „Regie für Theater mit Puppen“ und einer „Meisterklasse Puppenbau“. Das hohe internationale Ansehen, welches sich das Magdeburger Puppentheater zweifellos erarbeitet hat, lassen die Pläne, wie auch eine hohe Nachfrage nach Studienplätzen am Haus, durchaus realistisch erscheinen.