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Gastronomie Corona: "Tischlein deck dich" mit Abstand

Wie Magdeburgs Gastronomen mit den behördlichen Auflagen zur Restaurantöffnung während der Corona-Krise umgehen.

Von Rainer Schweingel 18.03.2020, 09:44

Magdeburg l Die Magdeburger Gastronomen wollen aus der Corona-Krise das Beste machen. „50 Gäste sind besser als keine 50 Gäste“, brachte es Arno Frommhagen, Chef der IG Innenstadt und des Cafés Flair in Personalunion auf den Punkt. „Irgendwie müssen wir ja versuchen, zumindest einige Einnahmen zu erzielen, um den laufenden Kosten etwas entgegenzustellen“, argumentierte er.

Am Dienstag, als kurz nach 14 Uhr die neuen Regelungen zum Gaststättenbetrieb in der Szene bekannt wurden, zückte er sofort den Zollstock. Damit maß er den Abstand zwischen den Tischen, der ab sofort mindestens zwei Meter betragen muss. So kann und soll der Gastro-Betrieb weitergehen. Wie die Gäste reagieren, die sich an solche Tische setzen sollen, bleibt freilich offen.

Die scharfe Nagelprobe wird es ab Mittwoch geben, wenn außer den versorgungswichtigen Einrichtungen nur noch Gaststätten mit einem ganz besonderen behördlich verordneten Tischleindeckdich öffnen dürfen.

Vorab gab es am Dienstag im Ratskeller den Gastro-Stammtisch, der sich in diesen schweren Tagen natürlich zu einem Krisengipfel wandelte. Treffen sich normalerweise 20 Gastronomen zur Lagebesprechung, zählte der Tisch gestern doppelt so viele Teilnehmer im „Daniels“ im Wissenschaftshafen.

Matthias Nawroth vom „Ratskeller“ berichtet, dass die Corona-Krise natürlich auch bei den Gastronomen ganz stark einschlägt. „Viele Kollegen mussten für ihre Mitarbeiter schon Kurzarbeit anmelden. Und wer es noch nicht getan hat, der wird es demnächst wohl auch tun müssen“, sagt er.

Gemeinsam mit den Kollegen soll in den nächsten Tagen ein Maßnahmenkatalog erstellt werden. Darin wollen die Gastronomen formulieren, was ihnen in der schwierigen Lage wirklich helfen würde. „Ein Kreditprogramm ist schön und gut. Aber ein Kredit muss ja irgendwann zurückgezahlt werden. Und das Geld, was man heute nicht verdienen kann, kann man sich nach der Krise nicht zurückholen, weil wir dann nicht auf einmal doppelt so viel Leute am Tisch sitzen haben“, sagt der „Ratskeller“-Chef weiter.

Er hofft nun auf Hilfe von der Stadt- und Landesregierung. Auch wenn er noch nicht sagen kann, wie die aussehen könnte. „Der OB kann sicher nicht alles leisten. Aber er könnte schon mal eine Lobby schaffen für uns an höherer Stelle.“

Viele Gastro-Kollegen seien nun dabei, mit ihren Verpächtern Kontakt aufzunehmen und über Mietnachlässe oder Zahlungsaufschübe zu reden. Mit den Finanzämtern seien viele auch über Steuerstundungen im Gespräch.

Ob das alles hilft ist genauso unbekannt wie die Zeitdauer der Corona-Krise. Die Verordnungen durch die Landesregierungen hätten aber zumindest schon mal einen Effekt: „Wir Gastronomen haben damit endlich eine behördliche Handhabe und können gegenüber den Kunden klarstellen, dass und wie wir öffnen dürfen“, sagt Gastronom Arno Frommhagen und schiebt noch ein paar Tische auseinander. Am Ende entscheidet über den Erfolg ohnehin nur einer - der Gast.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Thema Corona in Magdeburg und Sachsen-Anhalt finden Sie hier in unserem Live-Ticker.