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Schulprojekt Goethe trifft Shakespeare

Von Martin Rieß 07.06.2015, 02:07

Magdeburg l Ganz anders als gewohnt sehen derzeit die Schultage für sieben Mädchen und acht Jungen aus siebten und neunten Klassen der Sudenburger Goethe-Gemeinschaftsschule aus. Der Neuntklässler Leo Tetzner erzählt: "Wir bringen Romeo und Julia von Shakespeare zur Aufführung." Gemeinsam mit den Schauspieldozentinnen Marie Matthäus und Friederike Walter passen sie das Stück an, schneidern Kostüme, erstellen eine Kulisse. Leo Tetzner sagt: "Es ist ein aufregendes Gefühl, auf der Bühne zu stehen, das kribbelt tatsächlich im Bauch." Man müsse erst einmal lernen, auf der Bühne "so richtig zu brüllen". Klassenkamerad Ali Gondal sieht das ähnlich und sagt: "Wir haben am Montag begonnen und sind schon um einiges sicherer geworden. Mal sehen, wie das am Dienstag bei der Aufführung wird."

Michele Borchert ist derweil mit der Gestaltung eines Bühnenbildes beschäftigt. Vorsichtig zeichnet sie die Konturen des Kirchenfensters vor, bevor die Farbe zum Einsatz kommt. Sie sagt: "Das Künstlerische gefällt mir schon - aber ich habe mich für die Zeit nach der Schule schon auf die Bundeswehr festgelegt." Immerhin: Auch dort ist, wie auf der Bühne, Teamgeist gefragt. Unterstützt werden die Proben von Kerstin Mulkau, die im Jugendclub Magnet am Lemsdorfer Weg - wo das Projekt stattfindet - für Kultur zuständig ist. Die Fäden hält IB-Sozialarbeiterin Katja Truthmann in den Händen. Sie sagt: "Mit Förderung vom ESF-Fonds geht es darum, Jugendlichen Sicherheit zu vermitteln."

Marie Matthäus (u.a. Theater Grüne Zitadelle) und Friederike Walter (u.a. Holzhaustheater Zielitz) sind in der Goetheschule bekannt: Sie hatten mit ihrem eigenen Stück "Like me" das Thema Cybermobbing aufgegriffen. Was die besondere Herausforderung hier ist? Sie haben nur eine Woche Zeit, müssen die Jugendlichen gewinnen und überzeugen, mitzumachen. Das gelingt, wie Katja Truthmann bestätigt. Sie sagt: "Die Schüler wussten nur, dass es um Sprache und Bewegung geht." Dass sie auf der Bühne stehen würden, war ihnen nicht klar. Die Schulsozialarbeiterin sagt: "Und vor dem Hintergrund finde ich klasse, dass alle dabeigeblieben sind." Denn was lernt man daraus fürs Leben: Wer sich einen Ruck gibt, kann auch ungewohnte und zunächst beängstigende Situationen meistern. Vielleicht klappt das bei den Schülern ja irgendwann auch bei den persönlichen Hass-Fächern.

Dabeibleiben möchte auch Schulleiterin Viola Piedmont: "Ein solches Projekt darf man nach dem Ende nicht abhaken. Ich hoffe, dass wir z.B. im Rahmen des Ganztagsschulprogramms eine Möglichkeit zur Fortsetzung finden."