Skulptur und Installation Große Sorge um die Kunst der Bundesgartenschau im Elbauenpark Magdeburg
Zur Bundesgartenschau 1999 wurde eine Reihe von Kunstwerken im Elbauenpark eingeweiht. Nicht alle haben die Zeit makellos überdauert. Sie zu entfernen ist nach Einschätzung von Kunstmuseums-Chef Uwe Gellner aber auch nicht der richtige Weg.

Magdeburg - Wie langlebig müssen Kunstwerke sein? Diese Frage stellt sich durchaus, wenn man durch den Elbauenpark spaziert. Von den ursprünglich 13 aufgestellten Kunstwerken in dem 1999 zur Bundesgartenschau angelegten Park ist eines bereits abgebaut worden, drei weitere sind reparaturbedürftig, zwei wurden bereits saniert. Der Kulturausschuss hat sich während der Sitzung am 13. Oktober ein Bild von der Lage gemacht. Auch die Verwaltung hat sich bereits mit dem Thema befasst und zu einer Anfrage aus der Fraktion FDP/Tierschutzpartei Stellung genommen. Demnach könnten weitere Kunstwerke langfristig aus dem Park verschwinden.
Das Kunstwerk „Spatenstich“ von Elke Ziegler überlebte nicht einmal die Bundesgartenschau, berichtet Steffen Schüller als Geschäftsführer der MVGM während der Kunstführung durch den Park. Die MVGM ist Träger des Elbauenparks. Das Spaten-Kunstwerk bestand aus lose im Kreis in der Erde steckenden Spaten. Diese seien jedoch regelmäßig entfernt oder beschädigt worden. Bereits von einer früheren Geschäftsführung sei daher entschieden worden, dass das Werk nicht praktikabel zu erhalten sei.
Die Klanginstallation „Intermezzo“ des kanadischen Künstlers Robin Minard funktioniert dagegen nicht mehr. Der Kanadier baute seine Klanginstallation an Stahlplatten, mit denen Wälle durchstoßen werden. Klang ist dort aber nicht mehr zu vernehmen. Und auch der Duftbaum von Olaf Nicolai im Bereich des Damwildgeheges versprüht schon lange keinen Duft mehr. Gespräche über eine Reparatur der beiden Kunstwerke gibt es bereits. Allerdings: Sollte diese nicht möglich sein, wird in Erwägung gezogen, sie zu entfernen.
Preis für Nachguss noch nicht bekannt
Das Kunstwerk „Vier Ströme“ von Astrid Weichelt, als Nachbildung eines Berliner Kunstwerks in Beton gegossen, ist nicht mehr vollständig erhalten. An die Künstlerin sei die Bitte für einen Nachguss der fehlenden Teile herangetragen worden. Dieser gestalte sich aber schwierig. Denn es müssten dafür zunächst neue Formen angefertigt werden. Die Kosten für den Nachguss seien nicht bekannt, informiert Steffen Schüller weiter.
Das Kunstwerk „Hirtenlied“, mit dem der Künstler Ian Hamilton Finlay an seine irische Heimat erinnern wollte, soll eventuell umgesetzt werden. Dieses Werk komme an seinem jetzigen Standort im Bereich des Damwildgeheges nicht richtig zur Geltung.
Erst kürzlich repariert wurde das Kunstwerk „Das, was nie sein wird – tatenlos zusehen?“ von Ludger Gerdes. Die Kosten lagen bei etwa 15 000 Euro. Saniert wurden auch bereits die „Be-Ge-Es Notenständer“ von Christian Späte und Ingo Güttler, Nachkomme des bekannten Trompeters Ludwig Güttler.
Künstler nach Magdeburg einladen
Überarbeitet werden soll die Beschilderung des Parks. Damit könnte auch auf die Kunstwerke aufmerksam gemacht werden, berichtet Schüller. Aus dem Kulturausschuss kam die Idee, vielleicht alle Künstler, sofern sie noch leben, noch einmal einzuladen und mit ihnen über die Werke ins Gespräch zu kommen.
Wenn Kunstwerke aus dem Park verschwinden würden, fände Uwe Gellner als Kurator des Magdeburger Kunstmuseums das sehr bedauerlich. Olaf Nicolai (Jahrgang 1962) sei einer der wenigen Künstler seiner Generation aus Deutschland, die international diese große Bedeutung erlangt hätten. Kein Werk von ihm in Magdeburg zu haben, wäre ein großer Verlust. Der Duftbaum als Verweis darauf, wie der Mensch die Natur verändert, funktioniere auch ohne künstlichen Duft. Gewissermaßen sei der Künstler mit dem Werk seiner Zeit sogar voraus gewesen. Eine kurze textliche Erklärung würde vielleicht reichen.
Grundsätzlich sei immer der Besitzer eines Kunstwerkes für dessen Erhalt verantwortlich, erläutert Uwe Gellner. Reparaturen oder Veränderungen müssten aber jeweils in Absprache mit dem Künstler oder dessen Erben erfolgen, so zum Beispiel auch ein neuer Farbanstrich oder die Entfernung von Rost.
Künstler müssen nicht Verantwortung tragen
Der Künstler selbst trage keine Verantwortung. „Künstler arbeiten frei und individuell“, sagt Gellner. Und Kunst sei kein Industrieprodukt, sondern es sei klar, dass es individuell gefertigt wird und altert.
