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Football-Mannschaft und Unternehmen sammeln sechsstelligen Euro-Betrag für Magdeburg Grüße aus der Partnerstadt: Die "Löwen" aus Braunschweig spielen für die Flutopfer

Von Frank Rieseberg 17.06.2013, 01:33

Braunschweig/Magdeburg l Die Städtepartnerschaft mit Magdeburg ist für die Braunschweiger nicht nur ein Wort, nicht nur ein lebloses Stück Vertrag. Die Niedersachsen fühlen sich eng verbunden mit der Nachbarstadt. Und so etwas beweist sich am eindrucksvollsten in schlechten Zeiten, in Zeiten wie diesen, da die Flut so viel Leid gebracht hat.

Das Technische Hilfswerk, Berufs- und freiwillige Feuerwehren sowie viele Menschen, die in Magdeburg ganz spontan ihre Hilfe zur Verfügung gestellt haben, kommen aus Braunschweig.

Doch neben der Körperkraft ist zur Hilfe auch viel Geld nötig. Und da haben sich die Magdeburger Partnerstädter etwas Außergewöhnliches einfallen lassen. Die Footballer der Lions haben ihr Bundesligaspiel am Samstag zu einer Benefizveranstaltung gemacht, iniziert vom weltweit operierenden Modeunternehmen New Yorker, das seinen Sitz in Braunschweig hat und Hauptsponsor der Lions ist.

Die Idee: Jugendliche bis 16 Jahre hatten im Spiel gegen Düsseldorf freien Eintritt, alle anderen bezahlten zehn Euro. Zu der Summe der Eintrittsgelder legt New Yorker zehn Euro für jeden Besucher drauf. Statt der zuletzt üblichen gut 2000 Zuschauer kamen dieses Mal 6670, vor allem, um zu helfen. Animiert von dieser außergewöhnlichen Idee hatte die örtliche Volksbank vorab erklärt, auf die Endsumme 50000 Euro draufzulegen.

Und es wird noch mehr. Die Besucher des Footballspiels haben zusätzlich freiwillige Spenden abgegeben. So kamen noch einmal mehr als 10 000 Euro zusammen. Unmittelbar nach Spielschluss erklärte Thomas Krecklenberg, Geschäftsführer von New Yorker: "Egal, was nach der genauen Auszählung für eine Summe zustande kommt, wir legen da noch mal ordentlich drauf."

Am Montag bestimmt die Unternehmensspitze die genaue Summe, die den Magdeburgern zukommen wird. Und dann wird auch beschlossen, an welche Hilfsorganisation oder welchen Stellen das Geld überwiesen wird. Man kann also davon ausgehen, dass den Flutopfern mit einer sechsstelligen Summe geholfen wird. "Als sich die Flutkatastrophe anbahnte, war für uns klar, dass wir helfen wollten. Und wir wussten, dass es schnell gehen musste. Und dann haben wir die Idee mit dem Benefizspiel gehabt", sagte Krecklenberg und fügte hinzu: "Dass wir nicht irgendwo helfen wollten, sondern in Magdeburg, war auch schnell klar. Viele unserer Mitarbeiter leben dort und sind betroffen von der Flut."

"Ich finde diese Aktion wunderbar", sagte Troy Tomlin, der Cheftrainer der Lions, und erzählte nach dem 34:0-Sieg über die Düsseldorfer, dass er 1992 im US-Bundesstaat Iowa selbst Opfer von einer Flutkatastrophe geworden war. "Ich weiß, worum es geht. Ich weiß, wie das ist", sagte Tomlin nachdenklich.

Ins Stadion kamen dieses Mal viele Menschen, die noch nie beim Football waren, aber auch solche, die früher oder ganz früher in den glorreichen Zeiten der sieben deutschen Meistertitel Stammbesucher der Lions-Heimspiele waren, dann aber irgendwann davon abgekommen sind. So wie Heike Heinicke. "Heute ist ein besonderes Spiel, weil man Spaß haben und anderen Menschen helfen kann", sagte die 48-Jährige, die mit Ehemann und zwei Kindern mit von der Partie war.

Oder Michael Neubert, der es zeitlich nicht schafft, regelmäßig zum Football zu gehen. "Ich bin jedes Jahr dabei, aber nur ein oder zwei Spiele. Und heute ist es wegen der großen Hilfsaktion zusätzlich ein gutes Gefühl dazuzugehören", erklärte der 49-Jährige.

Oder Maraluisa Hiller. Die 14-Jährige kam allein ins Stadion. Das letzte Mal hatte sie vor mehr als fünf Jahren ein Footballspiel gesehen. "Meine Freundin ist Cheerleaderin und hat mich gefragt, ob ich mitkommen wolle. Als ich gehört habe, dass es auch noch um einen guten Zweck geht, musste ich nicht lange überlegen." Sie alle und noch viel mehr Football-Neulinge oder Gelegenheitsbesucher feierten mit den eingefleischten Lions-Fans eine fröhliche, absolut friedliche Party, die doppelt so schön war, weil die Lions so hoch gewannen.