Hauptbahnhof Tunnelbau trotz Frost

Die Arbeiten auf der Tunnelbaustelle in Magdeburg gehen trotz des Frostes weiter. Derweil werden noch Details zu Mehrkosten verhandelt.

Von Martin Rieß 21.01.2017, 00:01

Altstadt l Frost und Schnee haben die Arbeiter auf der Tunnelbaustelle am Magdeburger Hauptbahnhof in den vergangenen Tagen nicht bremsen können. Wie Thorsten Gebhardt, Leiter des Magdeburger Tiefbauamtes, berichtet, wurde seit Jahresbeginn an der Unterführung unter den Eisenbahnbrücken gearbeitet. Noch vor Beginn der Frostperiode seien so größere Mengen an Bodenaushub fortgeschafft worden.

Alles, was die Bagger aus dem Untergrund ans Tageslicht befördern, muss vor einem Abtransport untersucht werden. Erst wenn die Ergebnisse der Proben vorliegen, kann der Abraum von der Baustelle abgefahren werden – dann nämlich steht erst fest, ob er unbelastet ist und zum Beispiel bei der Aufschüttung von Flächen genutzt werden kann.

Zwischendurch sind in den vergangenen Tagen auch die Reste eines Gebäudes an die Oberfläche gekommen. Die Gemäuer werden von Archäologen untersucht und dokumentiert. Auf dem Baufeld hatte sich vor dem Bau der Eisenbahnlinie ein Teil der umfangreichen Festungsanlagen um Magdeburg befunden.

Ansonsten haben sich die Bauarbeiter in den vergangenen Tagen auf eine Reihe von Arbeiten konzentriert, bei denen es nicht auf Außentemperaturen oberhalb des Gefrierpunktes ankommt.

In der kommenden Woche werden auf der Seite des Damaschkeplatzes so weiter Bohrpfähle abgespitzt. Dabei wird der Beton von den Pfählen, aus denen sich die Tunnelwand zusammensetzt, im oberen Bereich wieder entfernt. Die freigelegte Bewehrung kann dann mit der Bewehrung weiterer Teile verbunden werden. Wenn die Betonreste beiseitegeschafft sind, können eine Sauberkeitsschicht und die sogenannten Verwahrkisten für die Wasserhaltung angelegt werden. Die Wasserhaltung dient dazu, den Grundwasserspiegel abzusenken. Je nach Baustand muss sie angepasst werden.

Am Kölner Platz sowie zwischen der Eisenbahnbrücke mit Gleis 1 und der bisherigen Einfahrt zum Willy-Brandt-Platz ist der Umbau der Wasserhaltung bereits für die kommende Woche geplant. Im Anschluss kann hier die Stahlbewehrung eingebracht werden.

Darüber hinaus arbeiten sich die Bauarbeiter von dort weiter in Richtung Innenstadt vor. In der kommenden Woche soll hier auch eine Wasserhaltung angelegt werden, um in den Untergrund vordringen zu können.

Wie bereits in weiten Bereichen des Geländes geschehen, untersuchen kommende Wochen Kampfmittelsucher den Untergrund am Damaschkeplatz nach Fundmunition. Durch kleine Bohrlöcher werden dabei Sonden in den Boden eingebracht. Wenn sie anschlagen, wird der Untergrund in dem Bereich weiter untersucht.

Zu den Arbeiten, die bei langanhaltendem Frost nicht erledigt werden können, gehören Betonarbeiten. Das Material benötigt eine ausreichende Temperatur, um aushärten zu können. Und selbst wenn das Material verwendet werden könnte, riskieren Bauherren bei zu niedrigen Temperaturen die Gewährleistung durch die Produzenten.

Während der Sitzung des Bauausschusses wollte Stadtrat Roland Zander von der Magdeburger Gartenpartei wissen, um wie viel die Kosten für den Tunnelbau nach derzeitigem Stand steigen werden. Notwendig werden die, da einige Betonpfähle vor dem Bau neu dimensioniert werden mussten. Und der Stadtrat wollte wissen, wie es mit den Terminen für den weiteren Bauablauf aussieht. Thorsten Gebhardt hatte berichtet, dass zu diesem Thema mit dem Auftragnehmer derzeit die Nachverhandlungen liefen. Baudezernent Dieter Scheidemann ergänzt: „Es geht derzeit um letzte Details.“ Und zwar teils um Centfragen.

Der Chef der Magdeburger Bauverwaltung erläutert: „Wenn zum Beispiel pro zusätzlicher Arbeitsstunde nur wenige Cent mehr angesetzt werden müssen, steigen die Gesamtkosten spürbar.“ Um die Position der Stadt bei den Verhandlungen nicht zu schwächen, könne er aber noch keine konkreten Zahlen nennen. Er sicherte aber zu, dass diese bis vor dem Frühjahr nachgereicht werden – ebenso wie Informationen zum weiteren Bauablauf.

Für den steht zurzeit fest, dass ab dem 1. April die Strecke nicht allein für Autos, sondern dann auch für Fußgänger, Radfahrer und Straßenbahnen dicht sein wird. Er unterstrich dabei, dass bis dahin die MVB ihre Arbeiten an der Kreuzung Südring/Halberstädter Straße abgeschlossen haben müssen. „Dieser Termin dürfte zu halten sein“, so der Baubeigeordnete. Benötigt wird diese Kreuzung, damit hier die Straßenbahnen aus Diesdorf, Stadtfeld und Olvenstedt in die Innenstadt fahren können.