1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Hochwasserhilfe und die Folgen: Elf Pferde aus Magdeburg werden zum großen Problem

Pension in Gommern nimmt während der Flut Warmblüter auf und wird sie nicht mehr los Hochwasserhilfe und die Folgen: Elf Pferde aus Magdeburg werden zum großen Problem

Während des Juni-Hochwassers nahm eine Pferdepension bei Gommern elf
Warmblüter aus dem Magdeburger Herrenkrug auf. Die Tiere sind immer noch
dort und längst zu einem großen Problem geworden.

Von Peter Ließmann 25.09.2013, 03:09

Magdeburg. Für Annette Strohbach wird es langsam eng. Wenn die elf Rennpferde, die in ihren Ställen während des Hochwassers eine Notunterkunft gefunden haben, nicht bis zum Ende dieses Monats abgeholt werden, muss etwas passieren. Annette Strohbach ist Opfer ihrer eigenen Hilfsbereitschaft geworden.

Und das kam so: Während des Hochwassers im vergangenen Juni hatte der Magdeburger Rennverein nicht nur gegen die Fluten zu kämpfen, es mussten auch die Pferde, die in den Ställen im Herrenkrug standen, schnellstens vor dem Wasser gerettet werden. Als die Aufforderung zur Evakuierung des Herrenkrugs kam, wurden auf die Schnelle Unterstellmöglichkeiten für die Pferde gesucht. Annette Strohbach bot sofort ihre Hilfe an. Sie hatte kurz vorher das ehemalige Gestüt in Vogelsang bei Gommern gekauft. Eine Pferdepension will sie daraus machen, bis dahin muss allerdings noch sehr viel saniert werden. Aber mitten im Umbau nimmt Annette Strohbach elf Pferde aus Magdeburg auf. Sie will in der Not helfen, geht davon aus, dass die Rennpferde nach drei, vier Wochen in die Ställe des Rennvereins zurückkehren können. Daraus wird aber nichts. Die Warmblüter stehen immer noch in Vogelsang.

Das Problem: Die Besitzerin der Pferde, Uta Kuckenberg, und der Magdeburger Rennverein sind "über Kreuz".

Der Rennverein hat der Pferdebesitzerin, kurz nachdem sie ihre Tiere wegen des Hochwassers aus Magdeburg nach Gommern gebracht hat, den Mietvertrag gekündigt. Erst fristlos, dann, als Kuckenberg ihren Rechtsanwalt eingeschaltet hatte, mit einer Frist bis zum 30. September dieses Jahres. Als Grund nennt Rennvereins-Schatzmeister Denny Hitzeroth im Volksstimme-Gespräch wiederholte mangelnde Stallreinhaltung (regelmäßiges Ausmisten) und dass Uta Kuckenberg sich über ein Trainingsverbot, das kurz nach dem Hochwasser für das Rennbahngelände bestand, hinweggesetzt habe.

Kein Platz für die Pferde in der Umgebung zu finden

"Stimmt so nicht", sagt Uta Kuckenberg. Ihre Pferdeboxen in den Rennvereinställen habe sie wegen des Hochwassers nicht mehr rechtzeitig reinigen können, und ein Reiter habe mit ihren Pferden nur die Rennbahn überquert. Dabei sei kein Schaden an der Anlage entstanden. Außerdem sei der Katastrophenalarm zu diesem Zeitpunkt bereits aufgehoben gewesen. Dieses lässt die Pferdebesitzerin per Rechtsanwalt dem Rennverein auch mitteilen. Das allerdings löst das Problem nicht. Der Rennverein bleibt bei seiner Kündigung, und die Pferde dürfen nicht zurück in die Ställe im Herrenkrug. Gleichzeitig findet die Besitzerin keine anderen Unterstellmöglichkeiten. "Ich habe es überall probiert, aber für elf Pferde findet man zurzeit keine Plätze", sagt Uta Kuckenberg

Für Pensionsbetreiberin Annette Strohbach bedeutet dies, dass ein Rechtsstreit auf "ihrem Rücken" ausgetragen wird. Da die Pferde aus den Ställen des Magdeburger Rennvereins kommen, wendet sie sich an diesen. Der bleibt hart. "Wir haben als Verein keine Abmachung mit dem Unternehmen und haben während des Hochwassers auch keinen Kontakt dorthin gehabt", erklärt Schatzmeister Hitzeroth dazu. "Die Unterbringung der Pferde haben die Besitzer damals alle selbst geregelt." Das Problem müsse Annette Strohbach mit Uta Kuckenberg regeln. "Wir haben uns im Vereinsvorstand intensiv mit dem Fall befasst und entschieden, bei dieser Position zu bleiben."

Bedauern beim Rennverein, in der Sache aber hart

Es tue dem Verein durchaus leid, dass Annette Strohbach jetzt die Leidtragende sei. Auch werde man sich gern mit ihr "an einen Tisch setzen" und möglicherweise über eine andersartige Zusammenarbeit sprechen, "in der aktuellen Sache bleiben wir aber konsequent bei unserer Haltung", so der Vereinsschatzmeister.

Und wie geht es weiter? "Uns bleibt im Grunde nichts anderes übrig, als die Pferde am 1. Oktober aus den Ställen zu entfernen", so Annette Strohbachs Mitarbeiter Andreas Nickel. Die Sanierungsarbeiten müssten so schnell wie möglich weitergehen, um Pensionspferde für den kommenden Winter aufnehmen zu können. Man habe schon jetzt drei möglichen Kunden absagen müssen. Da sich die Anlage ausschließlich über diese Pferde finanzieren soll, müsse dringend eine Lösung her. Durch die elf Rennpferde in den Ställen habe man nur sehr geringe Einnahmen, die nicht einmal kostendeckend seien.