Bildung und Sport Hunderte junge Magdeburger warten auf einen Platz im Schwimmkurs
Hallenschließzeiten zur Pandemie verschärfen das Problem wachsender Nichtschwimmerzahlen.

Magdeburg - Nur knapp 140 Kinder haben im laufenden Jahr 2021 bisher in Magdeburg das Seepferdchen abgelegt. Auf Wartelisten stauen sich mehr als 500 Anwärter für Schwimmkurse – nur die Spitze des Eisberges. Rettervereine warnen seit langem vor den Folgen sinkender Schwimmkompetenz. Die Pandemie hat die Lage enorm verschärft.
Die Zahlen sprechen Bände: 908 junge Magdeburger legten im Jahr 2019 das Seepferdchen als Ausweis grundlegender, aber längst noch nicht sicherer Schwimmfähigkeiten in einer der kommunalen Schwimmhallen ab. 2020 waren es nur noch 533 Kinder und bis Mitte 2021 magere 136. Diese traurige Bilanz legt Regina-Dolores Stieler-Hinz, Beigeordnete für Kultur, Schule und Sport, auf Nachfrage des Magdeburger CDU-Stadtrates Bernd Heynemann vor. „Immer mehr Nichtschwimmer wegen Corona?“, hatte Heynemann seine Anfrage überschrieben. Die schnöde Antwort in Kurzform lautet: Ja.
Tägliche Anfragen von Eltern
Stieler-Hinz berichtet über einen Stau allein auf der städtisch geführten Anmeldeliste für Schwimmlernkurse. Etwa 500 Kinder stehen drauf. Statt – wie einst – drei bis vier Anfragen pro Monat, registriert die Wasserwacht Magdeburg heute drei bis vier Anfragen pro Tag von Eltern, die ihre Kinder in Schwimmkursen unterbringen wollen. „Den Großteil der Anfragen müssen wir ablehnen, da wir diese Flut schlichtweg nicht bewältigen können“, sagt Jugendwart Matthias Glück und ist sehr unglücklich mit der Situation. Erschreckend sei auch das Alter derer, die zum Kurs angemeldet werden sollen. „Anfragen von Eltern, deren Kinder bereits acht bis zehn Jahre sind, sind keine Seltenheit mehr. Das ist viel zu spät und sehr bedenklich“, sorgt sich Glück. Das beste Schwimmlernalter beziffern Experten mit fünf bis sechs Jahren, also im Vorschulbereich.
Wie Statistiken schon der Vorjahre belegen, landen aber zum Schwimmunterricht in Klasse drei, wo die Fertigkeiten eigentlich nur noch gefestigt werden sollen, mehr und mehr Nichtschwimmer an – und lernen das Schwimmen am Ende auch im Unterricht nicht sicher. Die Corona-Crux obendrauf: In den vergangenen beiden Schuljahren lag der Schwimmunterricht pandemiebedingt brach. Wachsen ganze Nichtschwimmer-Generationen heran?
Kurse auch in den Sommerferien
Wie die Stadt das Defizit beheben wolle, fragt Stadtrat Heynemann an und erhält zur Antwort: „Das Defizit ist nicht allein durch die Landeshauptstadt zu beheben.“ Immerhin wolle der Verwaltung wegen der massenhaften Ausfallstunden in der Pandemie-Schließzeit Schwimmlernkurse auch über die Sommerferien anbieten. „Ziel soll es sein, die Warteliste zu verkürzen und somit einigen Kindern das Seepferdchen zu ermöglichen“, schreibt Stieler-Hinz.
Die Wasserwacht würde gerne einsteigen in die Ferienkurs-Serie. Was fehle, seien zusätzliche Hallenzeiten. Anträge darauf sind gestellt, berichtet Jugendwart Glück und hofft auf Bewilligung. „Die Hallen über die Sommerferien nutzen zu dürfen, wäre eine große Möglichkeit den Andrang etwas aufzufangen“, so Glück. Zusatzzeiten – auch für andere Vereine – sollten der Schwimmausbildung vorbehalten sein. Bei der Vergabe der Nutzungszeiten sei zu beachten, dass die Schwimmausbildung mindestens zehn Stunden benötige, bestenfalls binnen zwei Wochen im Blockkurs absolviert.
„Wir arbeiten mit Hochdruck daran, solche Möglichkeiten zu schaffen“, sagt Stieler-Hinz auf Nachfrage.
Daneben orientiert die Stadtverwaltung aufs neue Schuljahr. Dann sollen in den Hallen verstärkt Zeiten für den Schwimmunterricht und das Kita-Schwimmen reserviert werden. Das werde zu Lasten des öffentlichen Schwimmbetriebs gehen. Zumal: Die Wiedereröffnung der Diesdorfer Halle zum Schuljahresbeginn ist unsicher. „Wir hoffen sehr darauf“, so Stieler-Hinz, räumt aber Verzögerungen ein: „Die Ampel steht auf Gelb.“