1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Es summt über Magdeburg

Imkerei Es summt über Magdeburg

Tausende Arbeiter produzieren eine Magdeburger Eigenmarke: Imker Thomas Haase hat auf einem Hotel Bienenvölker angesiedelt.

Von Marco Papritz 24.04.2018, 01:01

Magdeburg l Bislang kommen die Gäste des Mercure Plaza Hotels im Magdeburger Stadtteil Sudenburg bereits in den Genuss und werden schon beim Frühstücksbüfett mit dem Ertrag aus den Honigwaben von Imker Thomas Haase versorgt. Demnächst steht an dieser Stelle dann ein biologischer Brotaufstrich, der auf dem Dach in der vierten Etage des Hotels an der Halberstädter Straße gewonnen wird.

Möglich machen dies zwei Bienenvölker, die in zwei sogenannten Magazinbeuten (Behausungen aus Holz) hoch oben auf dem Dach in der vierten Etage des Hotels leben.

Knapp 20.000 Bienen „starten hier ihren Streifzug durch den Stadtteil, der u. a. mit dem alten Baum- und Pflanzenbestand des Alten Sudenburger Friedhofs viel Grün zu bieten hat“, so der stellvertretende Vorsitzende des Imkervereins Magdeburg, der in Ottersleben eine Berufsimkerei betreibt. In knapp zwei Monaten werden es 50.000 bis 60.000 Individuen sein, die ihren Nektar eintragen. In Ottersleben wird er verarbeitet. Dort wird er geerntet und geschleudert, ehe er in Gläsern dann wieder zum Hotel kommt.

Als „Sudenburger Blütenhonig von den Sudenburger Bees“ ist dieser dann ab Mitte Juni nicht nur für Hotelgäste zu haben, so Direktionsassistentin Sina Parschmann vom Mercure Plaza Hotel.

2017 habe die durchschnittliche Ernte pro Volk etwa 37 Kilogramm betragen, wirft Haase ein. Mit mindestens dem gleichen Ertrag rechnet er auch für die beiden Sudenburger „Dachvölker“, die direkten Blick auf die Ambrosiuskirche als eines der Wahrzeichen des Stadtteils haben. Gefährlich sind die Bienen für Hotelgäste und Anwohner nicht: Den Biergarten im Innenhof der Anlage überfliegen die Insekten schlicht. „Gäste haben bislang sehr interessiert reagiert“, so Parschmann.

Imker Haase kennt seine Bienen übrigens sehr gut und weiß um deren Launen: „Das ist ganz einfach zu erkennen: Wenn ich den Deckel einer Beute leicht öffne und sie mir ihren Rücken zuwenden, dann weiß ich, dass sie nicht gut drauf sind“, so Haase schmunzelnd.

Mit dem Honig wolle das Haus einen Beitrag zur Nachhaltigkeit und der Unterstützung eines lokalen Unternehmens leisten, sagt Sina Parschmann. Der Einsatz kommt zur rechten Zeit: Bei Erhebungen in 63 deutschen Schutzgebieten zwischen 1989 und 2016 ist ein Rückgang von 76 Prozent der Fluginsekten festgestellt worden – im Hochsommer beträgt der Rückgang sogar bis zu 82 Prozent. Zu den Gründen zählen u. a. Lebensraumzerstörung, Klimawandel und Landnutzungsänderungen. Frevel und Vandalismus tun ihr Übriges.

Das Insektensterben befeuert einen Teufelskreislauf, wenn man so will. Denn die Verluste betreffen die meisten Arten, von Schmetterlingen, Bienen und Wespen bis zu Motten und anderen flugfähigen Arten, die praktisch ausnahmslos als Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen und auch als Beutetiere für Vögel wichtig sind. Zur Verdeutlichung: Etwa 80 Prozent der Wildpflanzen sind abhängig von Insektenbestäubung, und 60 Prozent der Vögel in der heimischen Natur ernähren sich hauptsächlich von Insekten.

Somit freut sich Thomas Haase auch aus Gründen der Biodiversität (Artenvielfalt) über den Einsatz des Sudenburger Hotels für seine summenden Arbeiter. Bislang ist es ihm möglich, das Areal des Golfclubs Magdeburg (GCM) im Herrenkrug sowie Areale von Euroglas und den Städtischen Werken Magdeburg (SWM) zu nutzen.