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Internet-BotschaftPietätlos oder sympathischer Appell?

Angst vor Corona: Im Internet tauchen Fotos mit dem Hinweis auf: Bleib zu Hause. Doch eine Magdeburger Klinik nahm ihren Beitrag zurück.

Von Anja Guse 20.03.2020, 14:28

Magdeburg l Oberbürgermeister Lutz Trümper tut es und die Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg auch: Sie bitten auf Facebook und anderen Social-Media-Kanälen mit einem Post darum: Bleib zu Hause! So soll die Ausbreitung des Coronavirus eingedämmt werden. Aufrufe wie diese kommen bei vielen Usern gut an - und werden genau richtig verstanden.

Auch die Universitätsmedizin Magdeburg schloss sich dieser - inzwischen weltweiten - Internetaktion an. Und zog kurz darauf das Foto prompt wieder zurück. Das Argument: "Das Foto war freundlich gemeint, in dem Sinne, dass Kapazität für Corona-Patienten frei gehalten werden soll, aber es könnte folgenden genau nicht erwünschten Effekt erzielen: nämlich das Bürger und Bürgerinnen sich aufgefordert fühlen, trotz ihrer Erkrankung oder bei Symptomen zu Hause zu bleiben und nicht ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen", erklärte die Kaufmännische Direktorin der Universitätsmedizin, Kerstin Stachel, auf Volksstimme-Nachfrage.

Bei Usern herrscht Unverständnis über das Vorgehen. Einer schreibt auf Facebook: "Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum die Universitätsmedizin Magdeburg den Post wieder rausgeschmissen hat - ich persönlich finde die Botschaft richtig und unglaublich wichtig. Wenn IHR zu Hause bleibt, schützt ihr auch diejenigen, die euch und vielen anderen im Notfall helfen."

Die Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg sehen das ähnlich. Das Team der Klinik für Orthopädie ahmt die Aktion mit zwei Fotos auf der Facebook-Seite nach. Auf einem Bild stehen Ärzte und Schwestern mit Mundschutz. Sie halten zwei Zettel hoch. Darauf steht: "Bitte bleibt für uns zu Hause" und "Wir bleiben für euch hier!".

Auf einem zweiten Foto rufen sie auf: "Oder geht Blut spenden!" Ebenfalls wichtig in diesen Zeiten, denn viele Spender bleiben derzeit den Blutbanken fern.

Pressesprecherin Nancy Thiede sagt gegenüber der Volksstimme: "Wir sehen diese Kampagne als ein wichtiges Zeichen.". Zugleich zeige man sich solidarisch mit den Mitarbeitern. Das abgebildete Team stehe als Symbol gleichermaßen für alle Mitarbeiter der Pfeifferschen Stiftungen. "Wir haben viele Mitarbeiter, aber auch verschiedene Risikogruppen auf unserem Gelände", so Thiede weiter. Sie alle müssten vor dem Coronavirus geschützt werden. Zugleich sei der Post ein Dankeschön an alle Kräfte.

Warum genau sich die Universitätsmedizin fürs Entfernen des Fotos und des Posts entschlossen hat, könne sie derzeit nicht genau nachvollziehen, zeigt aber Verständnis: "Sollten die Diskussionen unter einem Foto ausufern, kann ich verstehen, wenn man es zurücknimmt." Auch unter dem Foto der Pfeifferschen Stiftungen gab es bereits einige Sticheleien. Noch sehe man aber keinen Grund, auf die Kampagne zu verzichten, hieß es am Freitag.

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