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Interview Wird Hanf in Magdeburg salonfähig?

In Magdeburg gibt es neuerdings einen Verband, der sich für die Legalisierung von Cannabis einsetzt. Doch was hat es damit auf sich?

Von Aline Wobker 09.06.2020, 13:08

Magdeburg l Die Volksstimme hat den Sprecher und Gründer des Hanfverbandes Magdeburg, Matthias Redlich, interviewt. Redlich erklärt, warum er sich für die Legalisierung von Hanf bzw. Cannabis engagiert und was der Verband in Zukunft vor hat.

Seit wann existiert die Verbandsgruppe in Magdeburg und wie viele Mitglieder habt ihr?
Die Idee, eine Ortsgruppe zu gründen, gab es schon seit längerem. Allerdings ist das alleine nicht so einfach, deswegen wurden noch ein paar Leute gesucht, die sich der Thematik annehmen und mit Leidenschaft dabei sind. Offiziell gründete sich dann Anfang Mai die Hanfverband Ortsgruppe Magdeburg. Derzeit sind wir vier Mitglieder, die sich dauerhaft mit dem Thema sowie mit Recherchearbeit, Internetpräsenz und Organisatorischem beschäftigen. Dazu kommen noch vier weitere aktive Mitglieder, die sich zusätzlichen Arbeiten widmen und auch tatkräftig bei Aktionen mithelfen. Wir sind somit eine Ortsgruppe von acht Personen, die stellvertretend für den Deutschen Hanfverband im Raum Magdeburg Aufklärungsarbeit betreibt.

Wie kommt es, dass ihr euch so engagiert?
Im Allgemeinen haben wir das Gefühl, dass Hanf bzw. Cannabis missverstanden wird und somit ein schlechtes Image in der Gesellschaft hat. Hanf sollte stärker in der Industrie, Pharmazie, Lebensmittelbranche, Textilindustrie und auch in der Landwirtschaft Verwendung finden. Außerdem wollen wir auch Privatpersonen über die Nutzungsvielfalt von Hanf, eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt, aufklären und sensibilisieren. Die Legalisierung von Cannabis steht für uns mit an vorderster Stelle. Die dadurch entstehenden Arbeitsplätze und Steuergelder können in Deutschland finanzielle Lücken schließen. Hiermit können Gelder für die Bildung, Forschung, Medizin oder zur Erhöhung der Rentenbeträge eingesetzt werden.

Welche Aktionen sind geplant?
In Planung befindet sich derzeit Jugendschutz und Aufklärungsarbeit mit verschiedenen Methoden und Kooperationspartnern, wie Schulen, Jugendclubs und Drogenberatungsstellen. Wichtig sind für uns auch Infostände, die zur Aufklärung und Sensibilisierung bzw. einem Interessenaustausch aufgebaut werden, um persönlich mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen.

Außerdem planen wir aktiv an Großveranstaltungen teilzunehmen, bei denen wir in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen oder Unternehmern Infostände bzw. Produkte und Lebensmittel aus Nutzhanf vorstellen.

Was sehr schwer wird, aber nichtsdestotrotz ein großes Ziel von uns ist, ist der Global Marihuana March, den wir gern in Magdeburg stattfinden lassen wollen. Aber auch Öffentlichkeitsarbeit darf nicht vernachlässigt werden und in die Richtung möchten wir uns ebenfalls bewegen und aktiv werden.

Was antwortet ihr Cannabis-Gegnern?
Wir wollen niemanden animieren oder inspirieren Cannabis zu konsumieren und es als Rauschmittel zu glorifizieren. Unser Interesse ist, Hanf als natürliches und nachhaltiges Produkt in die Gesellschaft zu reintegrieren, um die Vorteile gegenüber anderen konventionellen Nutzpflanzen aufzuzeigen.

Ist Cannabis eine "Einstiegsdroge" und was ist eure Antwort auf Jugendliche, die wegen des Konsums psychische Probleme bekommen/bekommen haben?
Personen, die psychische Probleme haben oder an einer Sucht leiden, sollten professionelle Hilfe annehmen und mit Vertrauenspersonen das Thema sensibel und verständnisvoll angehen. Was ist eine Einstiegsdroge? Jeder der Cannabis konsumiert bzw. konsumiert hat, hat im Vorfeld schon andere Drogen, wie Kaffee, Zucker Alkohol oder Tabak konsumiert.

Wenn der Begriff „Einstiegsdroge" überhaupt Sinn macht, dann bei diesen Alltagsdrogen. Entscheidend für die Frage, ob jemand einen problematischen Konsum entwickelt, ist das soziale und familiäre Umfeld der Betroffenen. Das heißt, dass die äußeren Lebensumstände, vor allem der Erziehungsprozess und der Umgang mit Rauschmitteln oder Frustration und die Kommunikation darüber, den Grundstein setzt, wie man mit der Thematik umgeht. Genau da ist es auch wichtig Aufklärungsarbeit zu betreiben und Prävention zu stärken um neue Modelle und Ansätze anzustoßen.

Haltet ihr eine Legalisierung aller Drogen für sinnvoll? Und wie begründet ihr eure Meinung?
Nein, wir sind nicht für die Legalisierung aller illegaler Drogen. Da wir ein Hanfverband sind, geht es uns in erster Linie darum, die vollständige Legalisierung in Deutschland zu erreichen. Cannabis sollte deshalb keinem Verbot unterliegen weil es einen großen medizinischen Aspekt hat und als Nahrungs- und Genussmittel einen großen Markt ermöglichen kann.