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Hochwasser: 54 Deichwachen im Schichtsystem unterwegs "Jedes Betreten der Deiche erhöht die Gefahr des Durchbruchs"

Von Birgit Ahlert 06.06.2013, 01:16

Magdeburg l Zum Schutz der Dämme wird seit Mittwoch rigoros durchgegriffen. Stadtordnungsamt und Polizei kontrollieren und verteilen "Strafmandate" gegen Hochwasser-Touristen. Das Betreten und Befahren der Deiche ist untersagt, die Wege sind abgesperrt.

Seit Mittwoch in den frühen Morgenstunden sind die Streifen vom Stadtordnungsdienst entlang der Elbe im Einsatz. Bis zum Mittag wurden bereits 50 Platzverweise ausgesprochen. Doch der Ansturm der Neugierigen wegen des Hochwassers wurde erst zum Abend erwartet.

Hatte anfangs ein freundliches Wort genügt und die Aufforderung zu gehen, ist ab sofort Schluss mit lustig: "Das ist kein Spaß mehr", sagt Amtsleiter Gerd vom Baur, "jedes Betreten der Deiche erhöht die Gefahr eines Durchbruchs." Der Damm an der Büchnerstraße nimmt eine zentrale Stellung ein. "Wenn er hier bricht, wird Ostelbien überflutet."

Hochwasser nur von sicheren Stellen besichtigen

Viele Leute kommen zur Elbe, um nach dem Wasserstand zu schauen, den die Flut beschert. Das sei ja auch verständlich, betont vom Baur, "doch bitte dort, wo es Befestigungen gibt - an der Straße, von den Brücken, am Schleinufer".

Was nicht gleich ersichtlich ist und manchem nicht bewusst sein mag: Die Deiche sind vom wochenlangen Regen innen nass, betont vom Baur. "Das macht sie empfindlich."

Doch manche "Gucker" sind uneinsichtig, beschimpfen die Mitarbeiter vom Stadtordnungsamt, wollen mit dem Fahrrad oder gar mit dem Moped über den Damm, um sich das Hochwasser anzuschauen. Auch eine Joggergruppe habe gestoppt werden müssen.

Anwohner wollen harte Durchgriffe gegen Hochwasser-Touristen

Über Nacht waren sämtliche Absperrbänder niedergerissen worden. An empfindlichen Stellen wie in Pechau sollen stattdessen nun Absperrgitter und Baken gegen die Hochwasser-Touristen angebracht werden.

Es sind nicht die Anwohner, sagen die Mitarbeiter der Stadt. "Wer hier um sein Zuhause bangt, ist nicht so leichtsinnig." Eher kommen die Anwohner, um sich nach dem aktuellen Stand zu erkundigen. Sie befürworten die Kontrollen, wünschen sich sogar stärkeres Durchgreifen, heißt es.

Neben dem Stadtordnungsdienst ist auch die Polizei im Kontrolleinsatz, der Wasserschutz und weitere Kräfte. Wer erwischt wird, bekommt eine Anzeige wegen Ordnungswidrigkeit. Das bedeutet: 35 Euro Strafe.

Noch keine Hochwasser-Sickerstellen gesichtet

Währenddessen sind rund um die Uhr Deichwachen im Einsatz. Im 3-Schicht-System patrouillieren insgesamt 54 Personen jeweils zu zweit an den neun Deichabschnitten. Sie müssen den Deich kennen, um jede Veränderung zu bemerken, erklärt Rolf Warschun, Leiter des Umweltamtes. Vorkommnisse werden an den Hochwasser-Krisenstab gemeldet. Zum Beispiel Sickerstellen. "Bisher gab es noch keine", beruhigt Warschun. Das werde aber kommen, "weil der Deich auch entlastet werden muss". Man sei darauf eingestellt zu reagieren. Besondere Vorkommnisse habe es bisher noch nicht gegeben, "nur Schaulustige". Sie werden zum Verlassen des Deiches aufgefordert, "notfalls vom Stadtordnungsdienst".

Amtsleiter Warschun geht davon aus, dass der "Hochwassertourismus nachlässt, wenn das Wasser weiter steigt. Solange die Deiche trocken sind, ist die Einsicht noch nicht besonders groß."