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  7. Johanniter schließen Seniorentreff an der Dequeder Straße aus Kostengründen

Vorstand begründet das Aus mit finanziellen Defiziten und gesunkenen Besucherzahlen Johanniter schließen Seniorentreff an der Dequeder Straße aus Kostengründen

Von Robert Richter 03.03.2012, 05:19

Der Offene Treff der Johanniter an der Dequeder Straße ist in dieser Woche geschlossen worden. Eine stark rückläufige Besucherresonanz bei explodierenden Kosten gaben nach Angaben des Trägers den Ausschlag.

Neue Neustadt l "In dieser Woche haben wir die Räume an den Vermieter übergeben. Der Offene Treff Dequeder Straße ist damit Geschichte. Das Projekt, das ich selbst von der ersten Konzeption an begleitet habe, ist nach 21 Jahren zu Ende", sagt Heike Trautmann, Leiterin der Fachdienste beim Regionalverband der Johanniter.

Auf die letzte Faschingsfeier folgten für die Neustädter Begegnungsstätte ein doppelter Aschermittwoch und der große Kehraus.

Der Magdeburger Detlef Müller hält die Schließung aus Kostengründen allerdings für nicht nachvollziehbar, wie er gegenüber der Volksstimme deutlich machte: "Es hätte eine andere Lösung als eine Schließung geben müssen", sagt er. Seine Mutter habe den Treff besucht, "viele Senioren in der Neuen Neustadt" seien von der Entscheidung betroffen.

Reinhard Doberenz, Vorstand des Regionalverbands der Johanniter, beteuert: "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, die Schließung war kein Schnellschuss, sondern ließ sich wirtschaftlich einfach nicht mehr verhindern."

Seine Fachbereichsleiterin Heike Trautmann erklärt: "Wir haben allein im vergangenen Jahr ein Defizit von 20 000 Euro mit der Dequeder Straße eingefahren, die wir nicht durch Spenden oder andere Förderungen decken konnten. Zugleich haben wir einen stetigen Rückgang der Besucherzahlen zu verzeichnen gehabt. Das wiederum trug dazu bei, dass die Erlöse aus dem Verkauf von Speisen und Getränken, die mit in die Finanzierung des Treffpunktes einflossen, ebenfalls immer weiter zurückgingen. Zuletzt hatten wir am Mittagstisch im Schnitt noch drei Tischgäste", schildert Heike Trautmann. Mit einer höheren Förderung durch die Stadt sei angesichts des Spardrucks auch im sozialen Bereich ebenfalls nicht zu rechnen gewesen. Dazu kämen steigende Personal- und Betriebskosten. Altersbedingt wäre zudem ein Personalwechsel notwendig gewesen.

Doberenz drückt die Misere des Treffpunktes so aus: "In den Anfangsjahren mussten wir drei Faschingsfeiern ausrichten, um alle Besucher unterzubekommen. Zuletzt blieben immer mehr Plätze frei." Gründe sieht Heike Trautmann nicht zuletzt im Wegzug gerade zahlreicher älterer Mieter aus dem Wohnviertel mit vielfach unsanierten Wohnblöcken aus DDR-Zeiten ohne Aufzüge.

Karin Sonja Rohden, Mitarbeiterin der Landeshauptstadt und dort für die Struktur der Altenhilfe mit den Offenen Treffs in den Stadtteilen betraut, bestätigt diese Darstellung: "Trotz vieler Bemühungen im Umfeld des Offenen Treffs in der Dequeder Straße war die Besucherresonanz hier nachweislich stark rückläufig."

Sie versicherte jedoch, dass gemeinsam mit den Johannitern und anderen Träger für die Nutzer des Treffs erfolgreich nach Alternativen gesucht worden sei. Demnach wurden zum Beispiel für den Chor, für die Gruppe der Anonymen Alkoholiker, die Landsmannschaften der Heimatvertriebenen sowie Nutzer der offenen Angebote Möglichkeiten an Orten wie dem Alten- und Service-Zentrum Kannenstieg gefunden.

Trotz der Schließung bleibe außerdem die langjährige Leiterin und gute Seele des Treffs, Ingeborg Trautmann, ungeachtet ihres Rentenalters als Vertreterin der Johanniter für die Senioren in Neue Neustadt "am Ball". Wie Doberenz sagt, werde sie Stammgäste der nun geschlossenen Einrichtung in den Räumlichkeiten anderer Träger weiter betreuen. "Es wird trotz unserer Entscheidung keiner auf der Strecke bleiben", verspricht Doberenz.