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Jubiläum Magdeburger Rossini-Quartet wird 30

Das Rossini-Quartett feiert 30-jähriges Bestehen. Ingo Fritz, Marco Reiß, Wolfram Wessel und Marcel Körner sind seit Jahren auf Tour.

Von Christina Bendigs 15.09.2019, 07:00

Magdeburg l „Aus Versehen“, wie Wolfram Wessel sagt, ist vor 30 Jahren das Magdeburger Rossini-Quartett gegründet worden. „Man kam von der Schule, war frisch und voller Tatendrang“, erzählt der Kontrabassist, für dessen Instrument es nicht so viele Kammermusikstücke gibt. Als er die Sonaten des Komponisten Gioachino Rossini in die Hände bekam, sah er die Chance gekommen und suchte sich Mitstreiter für die Originalbesetzung – neben seinem Kontrabass benötigte er zwei Geigen und ein Cello. Marco und Bettina Reiß stießen hinzu, ebenso Hanns-Joachim Stengel. Die einzelnen Stimmen gab es nicht etwa in gedruckter Form. Die jungen Musiker schrieben sie sich kurzerhand selbst ab.

Marco Reiß fand schnell Gefallen an dem Ensemble. „Ich wollte schon immer was Eigenes machen und nicht abhängig sein“, erzählt er. Die Vorzüge eines festen Engagements weiß er natürlich zu schätzen, genießt aber bis heute, zusätzlich noch andere Projekte zu organisieren, wie etwa die Telemania 2017 oder jüngst ein Jazz-Festival im Kloster Jerichow. Am 9. November 1989 gab es die erste Magdeburger Kammermusik im Logenhaus an der Weitlingstraße, früher Weitlingbibliothek. Aus dem Konzert wurde die Reihe Magdeburger Kammermusiksonntage. Fünf Jahre hatte diese Bestand, nötigte das Ensemble immer wieder auch zum Klinkenputzen. Denn Saalmiete und Gastmusiker, die als Solisten mit dem Rossini-Quartett spielten, mussten bezahlt werden. Aber das war der Grundstock, auf dem die 30-jährige Ensemble-Geschichte aufbaut.

Durch Ingo Fritz konnte das Ensemble sein Repertoire noch erweitern, zum Beispiel um das Forellen-Quintett von Franz Schubert. Denn der Konzertmeister der 2. Geigen in der Magdeburgischen Philharmonie spielt sowohl Violine als auch Viola.

Marco Reiß war es, der schließlich die Idee hatte, das Ensemble im Zeichen der Romanik auf Tour zu schicken. „Um dauerhaft zu bestehen, braucht man circa 20  bezahlte Auftritte im Jahr“, schätzt er. Über die Konzerte auf der Straße der Romanik wurde dies machbar. Nächstes Jahr sind die Musiker zum 18.  Mal in romanischen Gebäuden in Sachsen-Anhalt unterwegs.

Mit den weiteren Auftritten und Gastspielen, etwa auch in Altersheimen, kommt das Ensemble auf deutlich mehr als die 20 Konzerte im Jahr. Hin und wieder schieben die Musiker dann auch mal eine Doppelschicht. Vor allem in der Vorweihnachtszeit geht es nicht selten von der Vormittagsprobe zu einem Gastspiel in einem Seniorenheim und dann zur Abendprobe. Die Auftritte bei älteren Menschen bereiten den Musikern besonders viel Freude und sind ihnen auch besonders wichtig. Sie geben so viel zurück.

Vom Burgenlandkreis bis nach Arendsee wird das Ensemble gebucht. Sogar einige Auslandsreisen standen schon auf dem Programm. Unter anderem spielte das Rossini-Quartett in Amman, Shanghai, Brüssel, Warschau und Radom. „Mal rauszukommen, ist wichtig“, sagt Wolfram Wessel.

Dass sich das Ensemble so lange gehalten hat, hat aber auch mit den Musikern zu tun. „Wir sind sehr leidensfähig“, sagt Wolfram Wessel schmunzelnd. Und da sind sich auch alle einig. „Ein Quartett ist immer auch ein bisschen wie eine Ehe“, ergänzt er. Und wenn im Oktober die Konzertsaison beendet wird, ist das immer auch ein trauriger Moment.

Was alle betonen ist: So ein Streichquartett ist kein Selbstläufer. Wählerisch bei Konzertgelegenheiten dürften sie nicht sein, müssten gleichzeitig ständig um ihre Reputation kämpfen. Das Publikum dankt es den Musikern. Viele sind dem Ensemble bereits über Jahre treu, neue Fans sind hinzugekommen.

Zum Mit-nach-Hause-Nehmen gibt es das Ensemble übriigens auch – mehrere CDs sind im Laufe der Jahre produziert worden. Und sie freuen sich, dass sie Ehrenbotschafter der Stadt Magdeburg sind und mit dem Romanikpreis ausgezeichnet wurden. Eine schöne Anerkennung, die gut tut. Gegründet aus Lust am Musizieren und an der Kammermusik, hat sich das bis heute nicht geändert. Und so dürfen die Fans des Rossini-Quartetts sich auf noch viele weitere Konzerte freuen.