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Jugendarbeit Sozialarbeit soll Krise in Magdeburg lösen

Studenten haben in Magdeburg Jugendliche befragt, die immer wieder mit ihrem Verhalten Anwohner stören. Ziel ist die Lösung des Problems.

Von Stefan Harter 18.03.2019, 16:09

Magdeburg l Vor Jahren noch als "Trinkerwiese" verschrien, ist die Grünfläche vor der Wobau-Welle in Magdeburg heute Schauplatz von mehr oder weniger offenem Drogenhandel und regelmäßigen Schlägereien zwischen Jugendlichen. Den "besten Blick" auf die Lage haben die Anwohner des Blocks an der Regierungsstraße.

Zwei Studenten der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg haben jetzt mit beiden Gruppen – Mietern und Jugendlichen – gesprochen, um jeweils ihre Sichtweise auf Probleme und mögliche Verbesserungen zu erfahren.

Josephine Hiersche und Ralf Dounz-Weigt studieren Bildungswissenschaften und führten die Studie als Teil ihres Master-Studiums durch. „Ich bin Sozialarbeiter und hier ist Bedarf an sozialer Arbeit“, sagt Ralf Dounz-Weigt über die Wahl ihres Studienobjekts. Für ihn sind die Probleme zwischen Anwohnern und Nutzern des Prämonstratenserberges „definitiv klärbar“. Außerdem wollte sie etwas „mit realistischem Wert“ untersuchen, ergänzt seine Kommilitonin.

Die Sprachbarriere sei mitunter schwierig gewesen, auch gab es Misstrauen seitens der Jugendlichen, dass sie von Polizei oder Ordnungsamt seien. Es sind auch Flüchtlinge unter den Anwesenden, sie seien aber nicht die Mehrheit, sagt Ralf Dounz-Weigt. „Es ist ein großer Mix aus Menschen.“ Die größte Gruppe, die sie gezählt haben, war um die 100 Personen stark. In den Abendstunden seien es aber auch mitunter noch mehr, wurde ihnen berichtet.

Auch kommen viele der Jugendlichen aus umliegenden Dörfern und Gemeinden nach Magdeburg, um sich hier mit Gleichaltrigen zu treffen, meist täglich. „Das sind nicht Jugendliche, denen es gut geht. Sie kommen oft aus prekären Verhältnissen“, schätzt Josephine Hiersche ein. Und dennoch: Sobald sie sich mit ihnen hingesetzt hatten und die Jugendlichen merkten, da ist jemand, der ihren Problemen zuhört, öffneten sie sich, erinnert sich Ralf Dounz-Weigt.

Zur Betreuung der Jugendlichen wäre eine soziale Arbeit vor Ort die beste Lösung, glauben die beiden Studenten. Ein fester Ansprechpartner, dem sie sich öffnen können, der bei Problemen hilft. Zur sportlichen Betätigung könnte ein Basketballfeld gebaut werden.

Die Volksstimme bat Magdeburgs Sozialbeigeordnete Simone Borris um eine Stellungnahme. „Ich glaube nicht, dass ein Sozialarbeiter vor Ort in einer Art Stadtteilbüro die Lösung für dieses aus meiner Sicht vielschichtige Problem ist, da mehrere Faktoren eine Rolle spielen“, erklärt sie. So seien im Umfeld bereits einige Angebote vorhanden, wie das Familieninformationsbüro an der Krügerbrücke oder die Stadtteilsozialarbeiter für Mitte mit Sitz im Katzensprung.

Außerdem gebe es eine Streetworkerin für den Bereich. „Es muss also geschaut werden, wie über vorhandene Angebote informiert werden kann, diese vermittelt werden können“, sagt sie. Eventuell wäre über eine Verlagerung dieser nachzudenken.

Die Stadt Magdeburg hat zudem im Rahmen eines Förderprogrammes eine Interessenbekundung abgegeben. „Wir haben damit Mittel für ein Konzept Integrationsgemeinwesenarbeit beantragt und werden voraussichtlich auch zum Zuge kommen“, kündigt die Beigeordnete an.

Alle Überlegungen hängen aber ohnehin von den Plänen der Wobau ab, die die grüne Wiese des Prämonstratenserberges bebauen möchte. Aber selbst dann würde sich das Problem ohnehin nur verlagern, sind sich Ralf Dounz-Weigt und Josephine Hiersche sicher. Sie will deshalb im Rahmen ihres Studiums nach konkreten Interventionsstrategien für diesen Konflikt in der Innenstadt forschen.